Flederzeit - Riss in der Gegenwart (Historischer Roman): 2 (German Edition)
Abenteuer und Romanze. Aber das sollte ja kein Problem sein, bei dieser Vorlage.“
Schlagartig wich alle Luft aus Matthias, er fühlte, wie er in sich zusammensackte. Alles, bloß das nicht!
„Das hatte ich eigentlich“ ... nicht vor – wäre das korrekte Satzende gewesen. Wie könnte er auch? Hatte er doch lediglich ein paar vage Erinnerungen, wie er Teil eins nicht einmal geschrieben, sondern erlebt hatte. Erinnerungen, die er inzwischen nur noch mit temporären Wahnvorstellungen in Verbindung brachte. Er war krank geworden im Juni, hatte deshalb in seiner Hütte im Gebirge festgesessen. Wilde Phantasien hatte er gehabt, in denen er Elias gerettet, Lida zurückgewonnen, sie anders genannt – und sich mit den beiden ein neues Leben verpasst hatte. Wunderschön, spannend, voller Abenteuer, ohne Schmerz und Trauer. Sich sehr real anfühlend. Nur leider – und das bewies, dass alles wirklich nur in seinem kranken Kopf stattgefunden haben konnte – vor mehr als siebenhundert Jahren.
Wie er während dieser Phantasien ein ganzes Buch verfasst haben sollte, hatte sich ihm bis heute nicht erschließen wollen. Aber genauso war es gewesen.
Er musste sich oben im Gebirge eine Krankheit einfangen haben. Wann, konnte er nicht mehr rekonstruieren. Aber da nach seiner Rückkehr in seinem Blut tollwutähnliche Viren nachgewiesen worden waren, konnte die Erinnerung an den Fledermausbiss durchaus der Realität entsprechen. Matthias kratzte sich am Kopf. Tollwut führte im fortgeschrittenen Stadium zu Wahnvorstellungen. Allerdings war dann auch keine Heilung mehr möglich.
Virostatika sei Dank hatte er weder Wahnvorstellungen noch andere Krankheitssymptome zurückbehalten. Was ja gut war, sehr gut sogar. Allerdings – und das war der große Haken an der Sache – geschrieben hatte er seitdem auch nichts mehr. Teil zwei zu verfassen, lag also weit außerhalb dessen, was ihm derzeit möglich war.
Matthias setzte erneut an. „Ich würde das wirklich gerne tun, aber ...“
„Na wunderbar. Schaffen Sie es in, sagen wir mal, drei Monaten?“, wurde er prompt schon wieder von Gönner missverstanden. „Ich lasse schon mal die Verträge für die beiden Teile vorbereiten und Ihnen zukommen, damit Sie sie durchgehen können. Wir sehen uns spätestens zur Unterzeichnung.“
„Aber ...“
Der Versuch eines Widerspruchs kam zu spät, Adelbert Gönner hatte aufgelegt.
Matthias wusste gar nicht, wie er sich fühlen sollte. Die Erleichterung, finanziell endlich wieder auf die Füße zu kommen, war bereits von der Panik, etwas schaffen zu sollen, was ihm unmöglich schien, mit Sturmgebrause überholt worden.
Aber Fakt war nun, ohne zweites Buch würde Teil eins niemals veröffentlicht werden.
Gleichzeitig verstand Matthias den Verleger. Die Flederzeit schrie geradezu nach einer Fortsetzung. So viele unbeantwortete Fragen! Die Leser würden wissen wollen, wie es mit Mila und Mattis weiterging.
Was ihn auch interessieren würde. Nur, wie da herangelangen?
Matthias überlegte noch einen Moment, dann nahm er das Telefon wieder zur Hand und wählte. Er würde Wolfgang besuchen. Immerhin war der sein Freund – und gleichzeitig sein Arzt. Wenn es jemanden gab, der ihm helfen konnte, dann er.
Sexuelle Revolution
Vergangenheit – drei Jahre vor 'Flederzeit I'
Brachet, Anno 1290
„ D as ist er?“ Die neue Zeitreisende – Brigitte, ihren Namen hatte Mila noch nicht verinnerlicht – war ans Fenster gestürzt, kaum dass das sich nähernde Hufgetrappel sie beide aufgeschreckt hatte.
Mila bemühte sich, den unangemessenen Aufzug der Anderen nicht zu beachten. Was ihr wirklich schwerfiel, denn Brigitte reckte ihren Kopf so weit wie möglich hinaus – ihr spärlich bekleidetes Hinterteil folglich Mila entgegen.
Dessen war sie sich offensichtlich nicht im Geringsten bewusst. Ihre volle Aufmerksamkeit war nach draußen gerichtet, wo in diesem Moment das Pferd angehalten wurde und die Füße des Reiters mit einem hörbaren Sprung auf dem Boden auftrafen. „DAS ist Johann?“
Brigitte zog nicht einmal in Erwägung, ihn anders als beim Vornamen zu nennen. Während Mila Wochen gebraucht hatte, sich nicht mehr schuldig zu fühlen, wenn sie so von ihm dachte.
„Er sieht aus wie ein Filmstar“, sinnierte die junge Frau aus der Zukunft schwärmerisch, sich jetzt allerdings doch vorsichtshalber vom Fenster weg begebend, an Milas Seite. „Wie der ganz junge Helmut Berger in 'Die Verdammten', nur in dunkel und mit längeren
Weitere Kostenlose Bücher