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Flederzeit - Riss in der Gegenwart (Historischer Roman): 2 (German Edition)

Flederzeit - Riss in der Gegenwart (Historischer Roman): 2 (German Edition)

Titel: Flederzeit - Riss in der Gegenwart (Historischer Roman): 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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still da – und sah Mila an.
    Mutterlos, mit einem verrückten Vater. Unauflösbar gebunden an seine ungeliebte Frau, die, ihm den Rücken zuwendend, mehrere Seillängen entfernt von ihm an einer Säule lehnte und dem Mann nachschaute, den sie eigentlich liebte. Während er die Frau, die er liebte, mit einem Anderen entschwinden sah. Auf einmal wirkte er verloren.
    Und auch als Mattis, der ihre Hand unvermindert fest in seiner hielt, Mila weiterzog, unternahm er nichts, um sie aufzuhalten.
    Das jäh aufwallende Mitleid machte sie schwanken.
    Dann jedoch war sie wieder an Mattis’ Seite, wo sie hingehörte, und lief, eingerahmt von ihm und Heinrich, die breite Treppe hinunter.
    Der Posten hier unten war verschwunden, die Tür frei.
    Der Burghof dagegen – war nicht mehr im Mindesten leer.
    So überfüllt wie bei Milas geplanter Hinrichtung war er nicht, doch der Knall der Waffe hatte zahllose Menschen angelockt, die aufgeregt umherliefen, diskutierten, sich gegenseitig weiter heran- oder von hier wegzerrend, je nachdem, ob Angst oder Sensationslust überwogen.
    „Es ist nichts passiert, geht an die Arbeit zurück. Und macht gefälligst Platz, seht ihr denn nicht? Die edlen Gäste der Junkfrau werden verabschiedet!“ Heinrich hatte Milas Seite verlassen und eilte ihnen nun voran wie ein Fahnenträger – ohne Fahne. Trotzdem schwenkte er beide Arme, warf sich in die Brust, winkte nach allen Seiten.
    Zielstrebig durchquerte er das innere Tor und wandte sich erst dort zu den Ställen. „Wir brauchen ein Pferd. Du da, Bursche, hol uns ein Pferd, schnell jetzt! Und außerdem brauchen wir das Paket, das in der Wachstube hinterlegt ist. Hurtig, es muss mit auf das Tier! Und wenn mir zu Ohren kommt, dass auch nur ein einziges Stück daraus fehlt, dann gnade euch Gott, habt ihr verstanden?“ Er war in seinem Element.
    Und es klappte. Fast unmittelbar darauf erschien der Stallbursche wieder, ein fertig gesatteltes Pferd am Zügel, das mit einem riesengroßen, in eine Decke gewickelten Paket – Mattis’ Gepäck? – beladen war. Heinrich übernahm es und winkte Mattis und Mila heran.
    Mila stieg auf – und wurde abgelenkt von Heinrichs strenger Stimme, mit der er den glatzköpfigen Wärter anredete, welcher mit überheblicher Miene herangeeilt war. „Die Heilerin Senta-Johanna hat der Junkfrau gute Dienste geleistet, nicht wahr?“, fragte Heinrich Mila geziert.
    Und als der Glatzkopf anfing zu husten und das Weite suchte, blinzelte er Mila verschwörerisch zu.
    Mattis brauchte zwei Anläufe, um sich hinter ihr aufs Pferd zu stemmen. In seiner Welt ritt man nicht mehr, sondern hätte sich jetzt in eines dieser autofahrerischen Gefährte gesetzt, das wusste Mila ja.
    So legte sie kurzerhand seine beiden Arme um ihre Mitte und winkte Heinrich noch einmal dankbar zu – ehe sie das Pferd antrieb, sich in Bewegung zu setzen.
    In gemächlichem Trab erreichten sie das Haupttor von Ernberg. Als sie in den Schatten des Durchganges eintauchten, verstärkte Mattis den Druck seiner Arme um sie – und da wusste sie, dass auch für ihn die Erinnerung an das letzte Mal, da sie miteinander dieses Tor passiert hatten, ganz nah war.
    Auch damals hatten sie sich kaum gekannt. Auch damals hatten sie sich erst beschnuppern können, nachdem sie aus Ernberg geflohen waren. Und genau wie sie sich früher schon einmal nah gekommen waren, würde das gleich wieder geschehen. Mila griff nach Mattis’ Armen und drückte sie noch enger um sich herum.
    Als Antwort berührte er nur ganz leicht mit seinen Lippen ihren Nacken. Und der Schauer, der durch ihren Körper rieselte, bewies es wieder: Alles war richtig.
     

     
    Mila. In Matthias' Armen, direkt an seinem Körper. Mila fühlen, ihren Duft atmen, Mila, Mila, Mila. Er fühlte sich wie unter Strom.
    Sich gleichzeitig mit diesem Ansturm an Gefühlen auf der Flucht zu wissen, machte diese vollends unrealistisch. Auch dass das Pferd nicht galoppierte, sondern den hier sehr steil abfallenden Katzkopf steten Schritts nahm – steigerte sein Romantikempfinden nur weiter. Dabei liefen sie doch gerade davon. Nun ja, vielleicht nicht ganz so dramatisch wie damals, immerhin hatten sie die Burg ganz offiziell verlassen. Außerdem würde Meinhard wahrscheinlich noch eine Weile mit seiner wilden Trauer beschäftigt sein und deshalb keine Lust verspüren, auf Dämonenjagd zu gehen.
    Ob von Johann Gefahr drohte? Matthias konnte es nicht abschätzen. Einerseits war Johann gierig nach Zukunftswissen – und

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