Flederzeit - Sturz in die Vergangenheit (Historischer Roman): 1 (German Edition)
Bewegungen zum Kerkerausgang vortastete, aus der Tür wich. Er winkte den Wachen. „Raus hier!“
Während die eilends durch die Tür stürzten, wandte Meinhard sich noch einmal an Matthias und bestätigte seine schlimmste Befürchtung.
„Teufel!“ Voller Hass spuckte er aus. „Doch dank deines Freundes da draußen weiß ich endlich, wie euch Dämonenpack beizukommen ist.“ Dann lachte er wild, verbeugte sich mit ironischem Grinsen. „Sterblich seid ihr alle und sterben werdet ihr. Wir sehen uns morgen wieder. Bei deiner Hinrichtung!“
Nur Sekunden später knallte die Kerkertür zu.
Die Flucht
H immel und Hölle! Matthias, der sich an die rückwärtige Wand geflüchtet hatte, sank in die Knie. Diese Scheiße hier im Kerker – war harmlos gegen die, in der er eben bis zum Hals versunken war. Hinrichtung? Dämonenpack? Himmel und Hölle!
Sein eigener Vorfahr wollte ihn umbringen.
Tausend Gedankensplitter schossen Matthias durch den Kopf. Würde er in der Zukunft überhaupt geboren werden, wenn er hier in der Vergangenheit ... Was würde dann aus Mila? Bedeutete das, dass Elias am Leben bleiben würde, wenn sein Mörder ... Dabei war er weder Mörder noch Dämon. Aber spielte die Wahrheit eine Rolle?
Er schnaubte bitter, wusste er doch, dass Meinhard nie zimperlich gewesen war. Er hatte, um derart mächtig zu werden, wie er es jetzt sein musste, mit Sicherheit mehr als ein Menschenleben auf dem Gewissen. Da würde es ihm auf seines auch nicht mehr ankommen, Verwandtschaft hin, Verwandtschaft her. Verwunderlich an der ganzen Sache war eigentlich nur, warum der große Meinhard sich höchstpersönlich mit ihm befasst hatte. Das war für ihn doch mit Sicherheit nicht üblich. Meinhard musste also einen guten Grund gehabt haben, warum er Matthias aufgesucht hatte.
Er wandte den Blick von der Tür ab, richtete ihn auf den vagen Schimmer der Luftschlitze. Von Mila wusste Matthias ja bereits, dass Meinhard Dämonen jagte. Mila und ihre Zeitreisenden also.
So langsam kam Licht in die Dunkelheit von Matthias Gedanken. Wenn er sich in Meinhards Lage versetzte, war das durchaus nachvollziehbar. Da gab es Fremde, die Dinge besaßen, die für die mittelalterliche Denkweise an Teufelei grenzten.
Mit Sicherheit hatte diese Angst auch noch einen geschichtlich belegten Hintergrund: Meinhard hatte sich im Laufe seiner Karriere als Begründer Tirols vielfach mit der Kirche angelegt, ihr Gebiete abgeluchst, Geld, Besitz. Ein ums andere Mal hatte die Kirche ihm Banne auferlegt, ihn sogar exkommuniziert. Schutz hatte er von dieser Seite also nicht mehr zu erwarten. Daran änderte auch die Stiftung von Kloster Stams nichts, wo seine Ehefrau beigesetzt war und er selbst in ein paar Jahren beerdigt werden würde.
Zwischen Meinhard und dem Teufel mit seinen Dämonen stand also nur noch seine Macht – und sein Schwert. Klar, dass er gegen die Zeitreisenden-Dämonen beides einzusetzen trachtete. Schließlich galt es, seine Seele nicht noch mehr zu gefährden.
Hach, sein Wissen aus der Zukunft hatte Matthias bisher rein gar nichts genützt. Im Gegenteil. Seit er hier war, war das Pech zu seinem treuesten Begleiter geworden. Er kannte genug Filme, wo solch eine haarsträubende Aktion wie sein Spraydosenbefreiungsschlag bestens funktioniert hätte. Doch hier war der voll nach hinten losgegangen. Meinhard wusste nun aus erster Hand, was es mit Matthias auf sich hatte. Und das, obwohl Mila ihn gewarnt hatte.
So eigenartig es klang, bisher war er in – wenn auch relativer – Sicherheit gewesen. Jetzt jedoch war sein Leben keinen Pfifferling mehr wert.
Dabei musste er Mila helfen, die nach wie vor in Johanns Turm festsaß!
Moment mal. Wenn Johann Meinhards Sohn war, musste er unehelich sein. Matthias, seit seiner Kindheit mit der Familienchronik vertraut, kannte die ganze Ahnenliste hinauf und herunter. Von daher wusste er, dass Meinhard neben seinen legitimen auch eine ganze Reihe illegitimer Kinder von unterschiedlichen, unbekannten Frauen hatte. Einige von ihnen hatte er nachträglich anerkannt, wie Friedrich, Heinrich, Albrecht – und Vinzenz der Schlächter. Der, der Meinhard letztlich beerben würde.
Johann war demzufolge einer von Meinhards nicht anerkannten Söhnen. Dass er Meinhard dennoch nahestand, nun ja, das konnte wohl sein.
Matthias schnaubte, als er das weiterreichende Ergebnis seiner Überlegungen betrachtete. Wenn Johann Meinhards Sohn war, und daran gab es ja wohl keinen Zweifel, war er selbst mit
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