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Flehende Leidenschaft

Flehende Leidenschaft

Titel: Flehende Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
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du Hunger nach deinem Morgenritt?«
    Statt zu antworten, zeigte er auf den Wagen. »Was hat das zu bedeuten?«
    »Oh, Munro schickt Lady Graham regelmäßig Bücher, und ich packe kleine Geschenke dazu. Möchtest du ihr etwas ausrichten lassen? Jed kann sich solche Botschaften sehr gut merken.«
    Nein – nichts, was ich Jed anvertrauen würde, überlegte er. »Vielleicht sollten wir ihr auch ein paar Flaschen von unserem neuen Wein senden. Aber die würden den weiten Weg wohl kaum überstehen.«
    »Doch«, entgegnete Mrs. Reid fröhlich. »Ich hab ihr schon zwei Kisten Champagner geschickt. Den wissen vornehme Damen sehr zu schätzen.«
    Nun mußte er lächeln, nicht nur über seine mangelnde Kontrolle des Haushalts, sondern auch über ein charmantes Fantasiebild. Elizabeth, die seinen Champagner genoß …
    Aber trank sie überhaupt Champagner? Damals im Turmzimmer hatte sie sein Angebot, Rheinwein zu bestellen, abgelehnt. Das mußte er sofort herausfinden. »Wo ist Munro?«
    »In der Bibliothek«, erklärte Mrs. Reid.
    Wenig später saß er seinem Vetter gegenüber. »Trinkt sie Champagner?« fragte er ungeduldig, als hinge der Erfolg dieses Tages von solchen Trivialitäten ab.
    »Wen meinst du?« Verwundert blickte Munro von Vitruvius ›De Architectura‹ auf.
    »Eine ganz bestimmte Lady, und wenn du nicht sofort antwortest, lasse ich noch heute die neuen Mauern niederreißen.«
    »Nun, der Champagner schien ihr zu schmecken«, erwiderte Munro gleichmütig, »aber wenn ich unhöflich behandelt werde, vergesse ich so manches …«
    »Bastard!«
    »Und ich dachte, die Gepflogenheiten der Frauen interessieren dich nicht.«
    »Im allgemeinen nicht, jedoch … Wie du sehr wohl weißt, gibt es eine gewisse Lady, die mich zum Wahnsinn treibt.«
    »Konnte die schöne Roxie das Feuer dieser unseligen Leidenschaft nicht löschen?«
    »Nur vorübergehend. Und jetzt sprich endlich, bevor ich dich erwürge!«
    Munro grinste. »Also gut, ich nehme deine Entschuldigung an. Was willst du hören?«
    »Was tut sie, wie sieht sie aus, ist sie mit irgendwem zusammen?« Munro teilte seinem Vetter bereitwillig alles mit, was er wußte, und Johnnie bedankte sich. »Also geht es ihr gut, und Godfrey läßt sie in Ruhe. Übrigens, kannst du am 15. Juni mit mir abreisen?«
    »Wohin?«
    »Zur Parlamentssitzung in Edinburgh. Wohin sonst?«
    »Ich dachte, du möchtest Lady Graham besuchen – nachdem du dich so eifrig nach ihrem Befinden erkundigt hast.«
    »Vielleicht bin ich an ihr interessiert, aber ich habe keineswegs den Verstand verloren. Eine engere Beziehung zu Elizabeth würde mich in persönlicher und politischer Hinsicht gefährden. Keine Frau ist ein solches Opfer wert!« Johnnie stand auf. »Wenn du mich jetzt nicht brauchst, reite ich nach Blackwood hinüber und sehe nach, ob der Wald schon abgeholzt werden kann.«
    Obwohl er ein übermäßiges Interesse an Elizabeth bestritt, konnte er ihr Bild nicht aus seiner Fantasie verdrängen.
    Als sein Gutsverwalter Gibson an diesem Abend mit dem Haushofmeister und Mrs. Reid am Eßtisch saß, bemerkte er: »Heute war der Laird mit seinen Gedanken ganz woanders. Wir schauten uns in Blackwood um, und da mußte ich jede Frage zweimal stellen – wenn er überhaupt antwortete. Glaubt ihr, er sorgt sich wegen des drohenden Krieges gegen England?«
    »So ein kleiner Krieg kümmert ihn nicht«, meinte die Haushälterin verächtlich. »Nein, es geht um diese Frau, die er eine Woche lang hier eingesperrt hat. Die süße Lady Graham. Wenn ihr mich fragt – er sollte sofort nach Three Kings reiten. Vorher kann er an nichts anderes denken.«
    »Aber sie ist eine Engländerin!« rief Gibson entsetzt.
    »Du tust ja so, als hätten unsere schottischen Könige noch niemals Engländerinnen geheiratet. Und viele reiche Lords sind schon nach Süden geritten, um sich eine Frau zu suchen.«
    »Aber in allen Schlössern entlang der Grenze werden englische Soldaten stationiert«, warf der Haushofmeister ein.
    »Trotzdem können gewöhnliche Leute ihren Geschäften nachgehen«, meinte Mrs. Reid.
    »Unser Laird ist kein gewöhnlicher Mann«, gab Gibson zu bedenken, und sie seufzte tief auf.
    »Darin liegt wohl das Problem.«

11
    Am 6. Juli, vierzehn Tage nach Johnnies Ankunft in Edinburgh, trat das Parlament zusammen. Zwei Wochen lang waren die Diskussionen über Patrick Steils Taktik äußerst stürmisch verlaufen. Vielleicht würde diese Sommersitzung die Zukunft der schottischen Unabhängigkeitsbewegung

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