Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flehende Leidenschaft

Flehende Leidenschaft

Titel: Flehende Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
Vom Netzwerk:
beinahe das Cognacglas.
    »Weil ich recht habe«, konterte Munro selbstgefällig. »Elizabeth ist nun mal die Tugend in Person. Könntest du sie nicht einfach vergessen?«
    »Nein. Das ist es ja! Unentwegt muß ich an sie denken, ob ich betrunken oder nüchtern bin oder mit einer anderen schlafe …«
    »Und wenn du sie in ehrenhafter Absicht umwirbst?«
    Erschrocken hob Johnnie den Kopf. »Was meinst du?«
    »Mach ihr einen Heiratsantrag.«
    »Was? Ich bin erst fünfundzwanzig!«
    »Wenn du nur mit ihr spielen willst, mach lieber einen weiten Bogen um Hawick.«
    »Ich will sie sehen. Frag mich nicht, warum. Wenn ich’s bloß selber wüßte! Dann könnte ich’s mir ausreden.«
    »Also steht uns eine interessante Reise bevor«, meinte Munro und grinste plötzlich. »Soll ich auf deine Selbstkontrolle wetten?«
    »Freut mich, daß ich dich amüsiere, lieber Vetter. Aber es wäre leichtsinnig, auch nur einen Shilling darauf zu setzen.« Johnnie lächelte ironisch. »Was vornehme Zurückhaltung betrifft, besitze ich nämlich keinerlei Erfahrung.«

12
    Die bewußte Lady stieg in die Kutsche, um über die Grenze nach Hawick zu fahren. Gerüstet mit Bauplänen, einem Dutzend hübscher Kleider und guter Laune, freute sie sich auf das Wiedersehen mit Munro.
    Nur deshalb wollte sie die Hochzeit eines Verwandten besuchen, den sie kaum kannte. Und keineswegs, weil sie hoffte, der Architekt würde in Begleitung seines attraktiven Vetters erscheinen … Zumindest redete sie sich das ein.
    Außerdem brauchte sie dringend ein paar Urlaubstage. Während der letzten Wochen hatte sie unermüdlich gearbeitet und den Bau ihres Hauses in Three Kings vorbereitet. Nun sollte Munro ihr helfen, die Pläne zu vervollständigen.
    Ein neues Leben lag vor ihr. Glücklich und zufrieden trat sie die Reise an. Und sie lächelte so oft, daß die Zofe während der Mittagsrast dem Kutscher zuflüsterte, vielleicht habe die Herrin den Cognac probiert, der ihr aus Ravensby geschickt worden sei.
    Hotchanes Verwandtschaft hieß sie freundlich willkommen, und die junge Braut begrüßte sie mit offenen Armen. Zweifellos hing der herzliche Empfang mit Elizabeths großzügigem Hochzeitsgeschenk zusammen.
    Beim Dinner am Samstagabend hielt sie vergeblich nach Munro Ausschau. Er hatte ihr geschrieben, er würde bereits um zwei Uhr nachmittags eintreffen. Also mußte ihn irgend etwas aufgehalten haben. Aber da die Hochzeit erst am Montag stattfinden würde, hatte er noch genug Zeit.
    Während sie sich Gedanken über seinen Verbleib machte, ritt er müde, verschwitzt und staubig nach Hawick – nicht auf seinem Lieblingspferd, das in Ashkirk zu lahmen begonnen hatte. Die Suche nach einem tüchtigen Tierarzt dauerte fast den ganzen Nachmittag.
    Was Munros Unbehagen noch steigerte, war die bange Frage, wie sich sein Reisegefährte in Elizabeth Grahams Gesellschaft verhalten würde. Als hätten diese Sorgen nicht schon genügt, beschloß Johnnie, sich die Wartezeit in der Taverne zu vertreiben.
    Auf der Weiterreise überlegte Munro, welchen Graham er notfalls bitten könnte, seinen Vetter zu besänftigen. Nach drei Flaschen Wein würde Johnnie auch geringfügige Beleidigungen bitter ernst nehmen.
    »Du hast versprochen, dich anständig zu benehmen«, mahnte Munro, als die Lichter des Grahamschen Landsitzes in Sicht kamen.
    »Reg dich nicht auf, Munro. Manchmal trinke ich schon beim Frühstück mehr als heute nachmittag. Entspann dich doch.«
    »Ich entspanne mich erst, wenn ich dich morgen früh wieder nüchtern sehe.«
    Grinsend entblößte Johnnie seine Zähne, die im Mondlicht strahlend weiß schimmerten. »Und wieso glaubst du, daß du mich morgen früh in nüchternem Zustand antreffen wirst?«
    Munro stöhnte. »Wirklich, du bist eine wahre Landplage.«
    »Beruhige dich, ich werde dir aus dem Weg gehen.«
    »Genau das fürchte ich. Bleib lieber in meiner Nähe. Ich muß dich doch unter Kontrolle halten.«
    »Oh, ich kann sehr gut auf mich selber aufpassen …« Musik wehte über den Rasen herüber, und Johnnie hob den Kopf. »Ah, fürs Dinner ist es wohl schon zu spät. Aber wenigstens haben wir das Tanzfest nicht versäumt. Tanzt Elizabeth?«
    »Keine Ahnung. Großer Gott, wie soll ich das wissen? Glaubst du, ich bin als ihr Zwilling aufgewachsen? Frag sie doch einfach.«
    »Ja, das habe ich vor. Bald.«
    Frisch gebadet, in eleganten Abendanzügen, stiegen die beiden Männer eine halbe Stunde später die Treppe hinab und gingen zum Ballsaal im

Weitere Kostenlose Bücher