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Flehende Leidenschaft

Flehende Leidenschaft

Titel: Flehende Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
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entscheidender beeinflussen als alle militärischen Aktivitäten.
    »Glauben Sie, Tweedale wird Ihnen heute das Wort erteilen?« fragte Johnnie am Tag der ersten Versammlung, als er mit Andrew Fletcher von Saltoun zum Parlamentsgebäude ging.
    »Wenn nicht heute, dann morgen«, erwiderte der ältere Mann.
    Wie sich herausstellte, dauerte es eine Woche, ehe der Laird von Saltoun endlich seine Rede halten konnte. Die Parlamentseröffnung verzögerte sich, da man auf Abgeordnete warten mußte, die aus weit entlegenen Gebieten anreisten.
    Dann wurde temperamentvoll über die Sitzordnung debattiert, und schließlich verging ein ganzer Tag, während ein Brief von Königin Anne vorgelesen und erörtert wurde. Das Schreiben war in eindringlichem, sogar verzweifelten Ton abgefaßt, nachdem das Parlament im Jahr 1704 die beiden wichtigsten Forderungen des Hofs abgelehnt hatte – die finanzielle Unterstützung der Streitkräfte und die Billigung der hannoveranischen Thronfolge.
    Andrew Fletcher, der idealistische Führer der Country Party, appellierte an alle, die sich gegen die selbstsüchtigen Machenschaften des Hofes wandten. Im Stil eines leidenschaftlichen griechischen Politikers plädierte er für die Unabhängigkeit Schottlands. Die meisten Schotten stimmten ihm zu, wenn sie auch weniger visionäre Vorstellungen hatten.
    Während der nächsten beiden Wochen fanden vier Sitzungen und taktische Manöver hinter den Kulissen statt, inszeniert vom englischen Hof und der schottischen Opposition.
    Wortgewandt protestierte Johnnie gegen die Navigationsakte, die Schottland den Zugang zu den Weltmärkten verwehrte, es sei denn, man besaß schnelle Schiffe, die der britischen Navy davonsegeln konnten. Außerdem sprach er sich gegen den Wunsch der Krone aus, die Schotten sollten mithelfen, das englische Heer zu finanzieren. In vielen schlaflosen Nächten ersann er neue Strategien.
    Am 25. Juli erklärte Roxburgh, solange Schottland nicht seine Unabhängigkeit erlange, soll es keinerlei Kosten für die englische Armee übernehmen.
    Diesem Vorschlag wurde mit überwältigender Mehrheit zugestimmt. Tweedale, der Bevollmächtigte der englischen Königin, vertagte die Sitzung um zehn Tage, da er in London Besprechungen anberaumen wollte.
    In schottischen Kreisen wuchs der Optimismus. Da Marlborough bereits seinen Marsch nach Bienheim plante, brauchte das Militär dringend Geld. Angesichts dieser Situation mußte England eine Provokation der Schotten vermeiden.
    Noch wußte Johnnie nicht, wie er die Zeit bis zu den nächsten Parlamentssitzungen überbrücken sollte.
    Nach einer Dinnerparty bei seiner Freundin und Geliebten Roxie wanderte er durch die Edinburgher Straßen und suchte schließlich Munros Wohnung im Ravensby House auf. Sein Vetter packte gerade eine Truhe.
    »Oh, du nutzt die Vertagung für eine Reise«, bemerkte Johnnie und sank in einen Polstersessel. »Willst du sehen, wie die Bauarbeiten im Goldiehouse vorangehen? Tu mir den Gefallen und schau dir mein neues Fohlen an. Adam schreibt mir, seit meiner Abreise sei es erstaunlich gewachsen. Und ich hab’s nicht gesehen, seit …« Nachdenklich runzelte er die Stirn. »Großer Gott, das ist schon über einen Monat her.«
    »Aber ich reite nicht nach Goldiehouse, sondern nach Teviotdale«, erwiderte Munro, während er eine Weste zusammenfaltete.
    »Warum läßt du deine Sachen nicht von einem Diener packen? Schrecklich, wie du diese Weste zerknüllst, du ungeschickter Kerl! Und was machst du in Teviotdale?«
    »Das habe ich dir doch erzählt. Hawick.«
    »War ich da nüchtern? Jedenfalls erinnere ich mich an nichts dergleichen.« Johnnie griff nach einem Glas und einer Karaffe, die auf einem Silbertablett standen, und schenkte sich einen Cognac ein. »Was hast du eigentlich in Hawick verloren?«
    »Giles Lockhardt will heiraten.«
    »Wer hat den armen Giles eingefangen?« fragte Johnnie.
    »Angela Graham.« »Von den englischen Grahams?« Jetzt war Johnnies Interesse erwacht.
    Auf beiden Seiten der Grenze wohnten Grahams. Alle waren miteinander verwandt. Und Three Kings lag nur wenige Meilen von Hawick entfernt.
    »Nein, vom schottischen Zweig. Und – um deinen durchdringenden Blick zu beantworten – ja, Elizabeth wird die Hochzeitsfeier besuchen.«
    »Wieso weißt du das?«
    »Weil wir vereinbart haben, wir würden uns in Hawick treffen und die endgültigen Pläne für ihr neues Haus noch mal durchsehen.«
    Diesen Worten folgte ein langes Schweigen. Johnnie starrte in

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