Fleisch und Blut 2: Thriller (German Edition)
ausging. Seine Augen, dachte sie, waren wie Eiswürfel, in denen keine einzige ehrliche Regung zu erkennen war.
Nic hts außer Kälte und Verachtung war darin zu sehen. Claire schloss daraus jedenfalls, dass Peter Morgan inzwischen wahrscheinlich bereits tot war. Sie wusste es zwar nicht mit Sicherheit, doch es deutete wirklich eine Menge darauf hin.
Allerdings …
Noch bevor Claire irgendetwas auf Rogers Worte erwidern konnte, erklang hinter ihr Teddys gequälte Stimme:
„Hey ihr Turteltauben“, rief er, „würde es euch etwas ausmachen, mich ebenfalls von diesem verdammten Wagen loszumachen, wenn ihr mit Flirten fertig seid?“
77.
Andy war fast am Ziel.
Dennoch hatte er schreckliche Angst. Die Welt um ihn herum war inzwischen zusammengeschrumpft. Sie bestand nur noch aus undurchdringlicher Schwärze und einem Gewirr aus Schatten. Er konnte absolut nichts mehr erkennen, ganz egal, wie weit er seine Augen auch aufriss. Stattdessen musste er sich vorsichtig durch die perfekte Dunkelheit tasten, wie ein Blinder.
Seine Schritte waren langsam und zögerlich und auch seine Gedanken kamen angesichts der Angst immer wieder zum Erliegen. Immer wieder hielt er daher einen Augenblick lang inne und blickte zurück – in die Richtung, aus der er gekommen war. Dorthin, wo noch ein letzter Rest Tageslicht zu erkennen war, der jedoch allmählich in der Dunkelheit unterzugehen schien.
Es war der riesige Eingang, durch den Andy vor Kurzem gekommen war, und in diesem Augenblick schien er unglaublich weit weg zu sein. Er war inzwischen zur Größe eines Streichholzbriefchens zusammengeschrumpft und mit jedem Schritt schien er noch kleiner zu werden. Schatten huschten immer wieder daran vorbei und Andy wusste nicht, ob sie real waren oder er sie sich nur einbildete.
Eigentlich, dachte er, wollte er das gar nicht so genau wissen. Stattdessen musste er sich beeilen und die Aufgabe erledigen, die ihm seine Mutter aufgetragen hatte.
Die Aufgabe, von der alles abhing …
Dann , und nur dann, würden sie endlich aus Plain Rock verschwinden und sich in Sicherheit bringen können.
Deswegen beschleunigte Andy seinen Schritt wieder und verdrängte seine Zweifel, so gut er konnte. Die Angst jedoch blieb ihm erhalten. Mit scharfen Rattenzähnen nagte sie beständig an seiner Entschlossenheit und sorgte dafür, dass sich sein Herz immer wieder aufs Neue verkrampfte.
Ich schaffe es, ich schaffe es, ich schaffe es…
Doch dieser Gedanke war nur wenig überzeugend und mit jedem weiteren Schritt sank auch jenes bisschen Motivation, das darin mitschwang. Immer wieder griff Andy daher in die Tasche und befühlte Claires Kette, so als wollte er sich Gewissheit verschaffen, dass er die gesamten Vorkommnisse nicht einfach nur geträumt hatte. Doch auch dadurch gelang es ihm nicht, sich selbst darüber hinwegzutäuschen, wo er war und was er gerade machte.
Richtig schlimm wurde es jedoch erst, als Andys Weg eine leichte Biegung machte und ihn dann vollkommen in der Dunkelheit versinken ließ. Ab diesem Zeitpunkt konnte er weder den Ausgang sehen, noch den Weg, den er bis dahin gekommen war. Er war komplett von Dunkelheit umgeben und für einen Augenblick verlor er sogar völlig die Orientierung.
Und als wäre das allein nicht schon genug, sah er plötzlich etliche rote Augenpaare in der Dunkelheit aufleuchten.
Sie schwirrten herum um musterten ihn.
Und mit jeder Sekunde, die verging, kamen sie näher.
78.
„Los, steigen Si e ein, Miss Hagen“, sagte Roger. „Wir sollten schleunigst von hier verschwinden. Diese Stadt hat irgendetwas an sich, das mich verdammt nervös macht.“
Er hatte Teddy inzwischen befreit und ihm wieder auf die Beine geholfen. Der alte Ma nn sah auf den ersten Blick aus wie ein gerupftes Huhn. Seine Augen waren eingefallen und sein Blick war glasig. Außerdem war die Redseligkeit, die er noch vor wenigen Stunden an den Tag gelegt hatte, inzwischen vollkommen verschwunden. Stumm starrte er vor sich hin – wie ein kleiner Junge, der auf dem Rummelplatz seine Eltern verloren hatte.
Claire wusste zwar nicht genau, was das zu bedeute hatte, sie hielt es aber für durchaus möglich, dass sich sein verletzter Arm mittlerweile entzündet hatte. Vielleicht, dachte sie, hatte er inzwischen bereits auch eine tödliche Blutvergiftung.
Wer weiß?
Mit Sicherheit konnte man das nicht sagen und nicht zuletzt deswegen konzentrierte sie sich sofort wieder auf das, weswegen sie überhaupt erst nach Plain Rock
Weitere Kostenlose Bücher