Fleisch und Blut 2: Thriller (German Edition)
und dabei durfte er sich keine Fehler erlauben. Stattdessen musste er darauf warten, dass Claire und Roger einen Fehler machten. Denn dann, dachte er, würde er zuschlagen. Und auch wenn es keine ehrenvolle Aufgabe war, der er sich im Angesicht des Todes verschrieben hatte, so würde sie dennoch ihren Zweck erfüllen:
Sie würde sein Leben retten und ihn davor bewahren, in Stücke gerissen zu werden, sobald es in der Stadt vollkommen dunkel wurde.
81.
Ein bläulicher Schimmer strahlte Claire aus dem Kofferraum entgegen und es dauerte nicht lange, bis sie kapierte, worum es sich dabei handelte.
Wie ist das möglich …
Sofort blickte sie zu Roger auf und sah ihm dabei tief in die Augen, so als wollte sie sich vergewissern, dass es kein simpler Taschenspielertrick war, dem sie in diesem Augenblick gerade aufsaß.
Doch trotz dieses Zweifels wuchs ihre Zuv ersicht mit jeder Sekunde.
„Überrascht?“, fragte Roger sofort , als ihre Blicke sich trafen. Seine Augen blieben kalt und keine einzige Regung war in seinen Zügen zu erkennen.
„Ist es das, was ich denke?“, fragte Claire.
„Das will ich doch hoffen.“
„Woher haben Sie die?“
„Ich will nicht zu viel verraten, Miss Hagen“, sagte Roger, „aber einige Beamte beim New York Police Department nehmen es mit der Inspektion ihrer Asservatenkammer nicht so genau, wie sie es eigentlich sollten. Und vor allem dann nicht, wenn man mit einem dicken Bündel Hundertdollarnoten vor ihrer Nase herumwedelt. Sie würden sich wundern, wie schnell eine Inventurliste in so einem Fall verschwindet. Dieses Zeug wurde in einem Hotelzimmer in der Bronx beschlagnahmt und seitdem weiß keine Menschenseele, worum es sich dabei überhaupt handelt. Ich wette aber, dass Sie eine ganz konkrete Ahnung haben, was man damit anfängt. Nicht wahr, Miss Hagen?“
Ohne Claires Reaktion abzuwarten, griff er in das Innere des Kofferraums und holte die Kiste heraus, de ren Inhalt von einem bläulichen Schimmer umgeben war. Und je länger Claire hinsah, umso mehr regte sich wieder Hoffnung in ihrer Brust. Denn die Kiste war bis oben hin voll mit Munition. Doch es war keine gewöhnliche Munition, dachte Claire. Vielmehr waren es die gleichen Patronen, die auch die Männer von der Organisation verwendet hatten.
Es war die spezielle Munition gegen Vampire.
„Ich weiß zwar auch nicht, wozu das alles gut sein soll“, sagte Roger schließlich, „aber nachdem Mister Flynn mir die Tonbandaufzeichnung vom Flughafen vorgespielt hat, dachte ich, dass es wohl besser wäre, nichts dem Zufall zu überlassen. Außerdem habe ich Beweise vernichtet, wo ich nur konnte, um Sie zu entlasten. Wie dem auch sei, Miss Hagen, ich hoffe, dass meine Mühen nicht umsonst waren.“
Abscheu schlich sich während des Sprechens in seine Gesichtszüge und er musterte Claire mit einem kritischen Blick. Trotzdem, dachte Claire, wäre sie in diesem Augenblick am liebsten auf ihn losgestürmt und hätte ihn umarmt. Denn mit einem Mal schien sich das Blatt völlig gewendet zu haben.
Auch wenn sie nicht mehr auf die Sicherheit des Kreuzes vertrauen konnte, dachte Claire, so hatte sie inzwischen genug Feuerkraft, um es auch auf herkömmlichem Weg mit den Blutsaugern aufzunehmen.
Zumindest hoffte sie das.
Außerdem war die Munition nicht die einzige Absicherung, die sie in diesem Augenblick noch hatte. Denn auf dem Rücksitz ihres Wagens war noch etwas, das ihr beim Kampf gegen George helfen konnte. Etwas, das schon seit einer Ewigkeit darauf wartete, endlich eingesetzt zu werden. Vorausgesetzt natürlich, dass der Motor des Wagens noch lief und die Kühlbox auf dem Rücksitz mit Strom versorgte. Dieser Gedanke versetzte Claire einen Dämpfer, dennoch schwand ihre Hoffnung nicht. Immerhin, dachte sie, war sie nicht so weit gekommen, um sich von einer solchen Lappalie in die Knie zwingen zu lassen. Der verdammte Motor musste einfach noch laufen, dachte sie.
Er musste es einfach …
Gleich darauf begann sie, ihre Taschen mit Patronen zu füllen. Sie tat es schnell und gierig – so wie ein Kind, das bei einem Festtagsumzug seine Taschen mit Süßigkeiten füllte.
Währenddessen wirbelten ihre Gedanken wild herum und suchte n nach Hinweisen darauf, wo sich George versteckt habe könnte. Doch sie hatte nicht gerade viele Anhaltspunkte dafür.
Das Gespräch mit Andy war zwar sehr aufschlussreich gewesen, dachte Claire, dennoch hatte der Junge kein Wort darüber verloren, wo sich George seiner Meinung nach
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