Fleisch und Blut 2: Thriller (German Edition)
Ihr Kinn klappte herunter und sie riss die Augen weit auf. So groß war in diesem Augenblick ihre Verwunderung über Rogers Worte.
Arthur Flynn.
Oh mein Gott, Art…
„Ich verstehe nicht ganz“, sagte Claire, während unzählige Fragen durch ihre Gehirnwindungen rauschten wie durch einen verwunschenen Irrgarten.
„Es ist kompliziert“, sagte Roger, „deswegen erzähle ich Ihnen vorerst nur die Kurzfassung der Geschichte.“
„Ok“, erwiderte Claire, „dann schießen sie los.“
„ Mister Flynn hatte nach Ihrem Verschwinden keine ruhige Nacht mehr. Er muss Sie wirklich mögen, Miss Hagen, - denn er hat sämtliche Hebel in Bewegung gesetzt, um herauszufinden, was hinter der ganzen Geschichte steckt, in die Sie da hineingeraten sind.
Klar, als Sie die Hütte verlassen haben, haben Sie sich einige Mal bei ihm gemeldet. Er hat Ihnen Geld zukommen lassen, soviel ich weiß . Somit hat er Ihnen geholfen, unerkannt Ihrer Wege zu gehen und von der Ostküste zu verschwinden…“
Claires Skepsis begann sich allmählich zu legen. Roger wusste tatsächlich über all die heimlichen Anrufe Bescheid. Und auch darüber, dachte Claire, dass sie ohne Arthurs Hilfe wahrscheinlich nicht einmal bis zur Staatsgrenze von Maine gekommen wäre. Denn ohne sein Geld, das per Eilüberweisung an eine Postfiliale in Portland gekommen war, hätte sie sich genauso gut ihrem Schicksal ergeben und sich der Polizei stellen können.
So weit, so gut …
Dennoch fragte sie sich noch immer, wer der Mann war, der ihr in diesem Augenblick gegenüberstand. Sie entschloss sich jedoch dazu, ihn nicht zu unterbrechen.
Denn mit ein bisschen Glück, dachte sie, würde er ohnehin von allein mit dieser Information rausrücken.
„Zunächst war Mister Flynn froh, dass er Ihnen aus der Klemme helfen konnte. Doch je mehr Zeit verging, umso sicherer wurde er sich, dass Sie wahrscheinlich immer noch in großer Gefahr waren. Und ab diesem Zeitpunkt ist er dann aktiv geworden. Er hat seine sämtlichen Informanten reaktiviert, um mit deren Hilfe gezielt nach Ihnen zu suchen.
Manche dieser Leute waren schon seit der Zeit des Kalten Krieges im Ruhestand, Miss Hagen. Es war ein Haufen alter Knacker, von denen es die meisten nicht einmal mehr alleine zur Toilette schafften. Sie hatten ihren Biss verloren und waren nur noch Schatten ihrer selbst. Doch da gab es einen Mann in Boulder Colorado, der noch immer wusste, was in einem solchen Fall zu tun war. Dieser Mann, Miss Hagen, hat schließlich auch das Treffen zwischen Mister Flynn und meiner Wenigkeit in die Wege geleitet.“
„Was sind Sie dann, Roger?“, fragte Claire, „so eine Art Pr ivatdetektiv oder Kopfgeldjäger? Verstehe ich das richtig?“
„ Nein“, antworte Roger, „nicht ganz, Miss Hagen. Ich bin zwar ein Schnüffler und meistens werde ich auch beauftragt, Menschen zu finden. Doch wenn ich sie letztendlich gefunden habe, dann sorge ich dafür, dass sie nie wieder gefunden werden. Verstehen Sie in etwa, was ich meine?“
Claire verstand sehr gut.
Trotz des Wortwitzes, der erneut mit einem breiten Grinsen garniert wurde, erkannte sie die Botschaft, die sich dahinter verbarg:
Der Mann, der ihr in diesem Augenblick gegenüberstand, war wahrscheinlich ein Auftragsmörder.
Mit Sicherheit sogar …
Doch anstatt zu antworten, nickte sie nur beiläufig und versuchte damit , ihre Verwunderung zu verbergen.
„Jedenfalls hat Mister Flynn mich mit der Suche nach Ihnen beauftragt und ich kann Ihnen garantieren, dass das nicht billig war, Miss Hagen:
Er hat all seine Anteile an der Zeitung verkauft, seine Lebensversicherung verpfändet und noch zusätzlich einen ordentlichen Batzen seines Ersparten draufgelegt, um diese Suche zu finanzieren. Jedenfalls war es ein Kinderspiel, Sie zu finden. Denn im Vergleich zu all meinen anderen Klienten waren Sie nicht so klug, gänzlich auf ein Mobiltelefon zu verzichten. Ich war Ihnen schon seit Pennsylvania auf den Fersen, Miss Hagen, seit dem Zeitpunkt, als Sie Ihre Schwester in dieser psychiatrischen Anstalt untergebracht haben. Seitdem hätte ich Sie an nahezu jedem beliebigen Ort einsacken können, wenn ich nur gewollt hätte. Und eigentlich weiß ich noch immer nicht, warum ich es nicht getan habe. Vielleicht habe ich die Einfachheit dieses Jobs zu sehr genossen, um ihn so abrupt enden zu lassen. Vielleicht habe ich mir aber auch gedacht, dass ich dem guten alten Mister Flynn für das viele Geld ein bisschen mehr schuldig wäre als diese
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