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Fleisch und Blut 2: Thriller (German Edition)

Fleisch und Blut 2: Thriller (German Edition)

Titel: Fleisch und Blut 2: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Dersch
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verg angenen Monate, dachte sie, war es inzwischen beinahe unmöglich geworden, der Wahrheit allein mit Vernunft auf die Schliche zu kommen.
    „Ja“, antwortete Roger schließlich, „ein Auslieferungsgesuch – auf Ihren Namen lautend und von einem gewissen Kardinal Canetti unterzeichnet.“
    „Ich dachte, die Vereinigten Staaten würden keine Landsleute ausliefern?“
    Roger quittierte diese Bemerkung sofort mit einem höhnischen Grinsen.
    „Seien Sie bitte nicht so naiv, Miss Hagen“, sagte er anschließend. „Das Wohl der Mehrheit wird in diesem Land noch immer vor das Wohl des Einzelnen gestellt. Auch wenn sich vielleicht niemand offiziell zu diesem Standpunkt bekennen würde, so gibt es dennoch geheime gesetzliche Direktiven, die Davis zu einem solchen Handeln ermächtigen. Sie stammen aus der Zeit der Kubakrise, Miss Hagen, und ermöglichen es, verdeckte Ermittler und ausländische Spione an jedes beliebige Land der Welt auszuliefern – selbst dann, wenn diese Bürger der Vereinigten Staaten sind.“
    „Und was bedeutet das konkret?“, fragte Claire, obwohl sie sich am liebsten die Ohren zugehal ten hätte angesichts der Abgründe, die sich in diesem Augenblick vor ihr auftaten. Sie war verwirrt und hatte schreckliche Angst davor, ohne ihr Wissen in die Mühlen einer riesigen seelenlosen Maschine geraten zu sein. Einer Maschine, die Menschen verschlang und sie ein für allemal verschwinden ließ.
    „Konkret bedeutet es, dass Sie vom Vatikan des Mordes und der Spionage bezichtigt werden, Miss Hagen. Davis hat dem Justizminister glaubhaft gemacht, dass Ihre Auslieferung unumgänglich sei, um die bilateralen Beziehungen der beiden Staaten nicht zu gefährden. Einfach ausgedrückt bedeutet das:
    Weiß der Teufel, warum – aber Sie stehen eindeutig auf der Abschussliste von einem gewissen Kardinal Canetti. Dass es dabei nicht ganz mit rechten Dingen zugeht, belegen jedenfalls die Kontoauszüge von Davis. Innerhalb von nur einer Woche wurden übe rall auf der Welt Treuhandkonten für den Mistkerl eingerichtet. In Hongkong, Singapur und auf den Caymans. Sie lauten natürlich nicht auf seinen Namen, dennoch gibt es konkrete Hinweise darauf, dass nur er auf sie zugreifen kann, Miss Hagen. Und wenn man alle darauf befindlichen Beträge addiert, gelangt man zu der runden Summe von einer Million Dollar. Was halten Sie davon? Irgendjemand hat ne Menge Kies für Ihren Skalp lockergemacht, Miss Hagen.“
    Roger machte eine kurze Pause und sah sich einen Moment lang um. Auch wenn er es vielleicht nicht offen sagte, so konnte Claire dennoch fühlen, dass er es nicht erwarten konnte, endlich aus der Stadt zu verschwinden.
    Und das wäre gar keine so schlechte Idee, dachte Claire. Denn als sie sich ebenfalls umdrehte und hinauf zu den Hügeln blickte, war die Sonne inzwischen beinahe ganz dahinter verschwunden und die Nacht legte sich allmählich über die Stadt. Während sie darüber nachdachte, was das zu bedeuten hatte, fuhr Roger fort und erzählte ihr den Rest der Geschichte:
    „Diese Konten allein haben natürlich schon ausgereicht, um mich in höchste Alarmbereitschaft zu versetzen. Als ich jedoch erfahren habe, dass Davis persönlich nach Albuquerque geflogen ist, um nach Ihnen zu suchen, hatte ich keine andere Chance, als ihn und seinen Mitarbeiter abzufangen. Anfangs wollte ich ihn noch unschädlich machen, wenn Sie verstehen, was ich meine. Doch noch bevor ich dazu kam, ihn auszuknipsen, ist er wieder verschwunden.
    Se in Schoßhund, dieser Peter Morgan hingegen, ist in Albuquerque geblieben. Deswegen habe ich mich auch an seine Fersen geheftet und habe gelogen, dass sich die Balken biegen – nur um zu erfahren, wie viel das FBI tatsächlich über Sie wusste und ob auch er in die Verschwörung gegen Sie verwickelt war. Inzwischen weiß ich aber, dass ich mir das ebenso gut hätte sparen können. Diese beiden Idioten hätten Sie in tausend Jahre nicht gefunden, Miss Hagen.“
    „Dieser Peter Morgan“, fragte Claire sofort, „steckt er mit Davis unter einer Decke?“
    „Ich glaube nicht“, erwiderte Roger, „aber ganz sicher kann man sich bei so etwas nie sein, Miss Hagen.“
    „Was haben Sie mit ihm gemacht?“, fragte Claire, „Haben Sie ihn getötet?“
    „Wir wollen es nicht hoffen“, sagte Roger, „aber möglich ist alles.“
    Aber möglich ist alles…
    Die Gleichgültigkeit, die in seinen Worten mitschwang, ließ Claire frösteln. Ebenso die absolute Kälte, die dabei von Rogers Blick

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