Fleisch und Blut 2: Thriller (German Edition)
ausgebissen hatten.
Der Gedanke war verlockend und Peter wusste, dass man es ihm nicht übel nehmen würde, wenn er sich zu diesem Schritt entschied. Immerhin kam jeder Agent irgendwann einmal an den Punkt, an dem er mit seinem Latein am Ende war. Und zumindest zeugte es von wahrer Größe, sich ein derartiges Scheitern auch einzugestehen...
„Pete? Sind Sie wach?“
Es war die Stimme von Supervisor Edgar Davis, die Peter aus seinen Gedanken riss. Sofort öffnete er wieder die Augen und drehte sich zu Davis um. Er zwang sich sogar zu einem kleinen Lächeln, obwohl ihm gar nicht danach war. Es war zwar erst Dienstag, dennoch sehnte er sich bereits nach dem Wochenende.
Oh Mann, und wie...
„ Ja, Sir“, sagte Peter, „verzeihen Sie bitte, ich habe gerade über diesen verdammten Fall nachgedacht.“
„Und? Haben Sie eine Spur?“
„Ich habe nicht nur eine Spur, Sir, ich habe tausend Spuren. Und wissen Sie, was all diese Spuren gemeinsam haben?“
„Nein, was?“
„Sie führen alle nirgendwo hin – außer natürlich in Sackgassen.“
Davis verschränkte die Arme vor der Brust und senkte den Blick. Peter wusste, dass es sich dabei um eine typische Abwehrhaltung handelte. Deshalb ahnte er, dass sein Vorgesetzter nicht gekommen war, um ihm gute Neuigkeiten zu überbringen.
Ganz bestimmt nicht.
„Raus mit der Sprache“, seufzte Peter.
„War es so offensichtlich?“
„Ja“, sagte Peter, „das war es. An Ihnen ist bestimmt kein guter Schauspieler verloren gegangen. Also kommen Sie endlich zur Sache: Wie schlimm ist es?“
„ Gerade ist ein Bericht aus Quantico angekommen“, sagte Davis, „darin geht es um die Identifizierung der unbekannten DNS-Spuren, die an all den Tatorten gefunden wurden.“
„Und?“, fragte Peter.
„Nichts. Keine Übereinstimmung mit der Datenbank. Das Einzige, was die Experten sagen können, ist, dass es sich bei all den Individuen um männliche Weiße handelt. Wer sie sind und was sie vorhatten, müssen wir allerdings immer noch selbst herausfinden.“
Peter verschränkte wieder die Hände hinter dem Kopf und lehnte sich im Stuhl zurück. Er ahnte, dass das nicht die einzige schlechte Nachricht war, die ihm an diesem Tag noch bevorstand. Denn genau so lief es nämlich in seinem Business: Die schlechten Nachrichten kamen nie allein.
Vielmehr brachten sie immer Freunde und Verwandte mit.
„Was sagen Sie dazu?“, fragte Davis.
„Was soll ich schon dazu sagen? Dieser Fall übersteigt einfach meinen Horizont. Seit Monaten gehe ich jedem verdammten Hinweis nach. Doch anstatt der Lösung näher zu kommen, drehe ich mich eigentlich nur im Kreis. Es ist zum Haare ausraufen.“
Davis erwiderte nichts. Er stand immer noch im Türrahmen und betrachtete Peter. Ein Lächeln zierte seine Mundwinkel und seine Augen funkelten. Im Schein der Leuchtstoffröhren hatten sie die Farbe von ausgewaschenen Jeans und mit jeder Sekunde, die Peter länger in diese Augen starrte, wurde er unruhiger.
„Sonst noch was?“, fragte Peter.
„Nun ja“, sagte Davis, „das mit der Spurenauswertung war eigentlich nur die schlechte Nachricht, die ich Ihnen überbringen wollte.“
„Und was kommt jetzt? Die noch schlechtere Nachricht?“
Das Lächeln in Davis’ Gesicht wurde breiter. Gleichzeitig bemerkte Peter zum ersten Mal, wie nervös sein Vorgesetzter in diesem Augenblick war. Es war ihm zuvor nicht aufgefallen, doch in diesem Augenblick konnte er es klar und deutlich sehen:
Davis tänzelte von einem Bein aufs andere, zupfte ständig an seiner Krawatte herum und fuhr sich andauernd mit der Hand übers Gesicht.
Peter kannte all diese Gesten – er hatte mehrere Male die Gelegenheit gehabt, sie sich ganz genau einzuprägen. Meist, dachte er, war das in Verhören gewesen, kurz bevor der Beschuldigte den letzten Funken Widerstand fahren ließ und ihm sagte, was er von ihm wissen wollte.
„Ganz im Gegenteil, Pete.“
Peters Herzschlag beschleunigte.
„Was soll das bedeuten?“
„Wir haben eine Spur.“
Wir haben eine Spur.
Peter erhob sich aus seinem Stuhl und ging die wenigen Schritte auf Davis zu – so nah, bis er sein Rasierwasser riechen konnte.
„Was für eine Spur, Eddie?“
„Wir haben eine Spur zu Claire Hagen.“
3 .
Teddy Barnes gab Gas.
Je lauter das Motorrad dröhnte, umso leiser wurde die Stimme in seinem Kopf. Die Sti mme, die ihm sagte, dass die besten Zeiten inzwischen vorbei waren und er deswegen nichts mehr vom Leben zu erwarten hatte. Außer
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