Fleisch und Blut 2: Thriller (German Edition)

Augenblick war ihm nahezu alles egal.
    Bitte lieber Gott, lass diesen Kelch an mir vorüber gehen...
    Doch trotz der Angst und der Gewissheit des baldigen Todes, konnte Doug nichts weiter tun, als der Frau weiter in die Augen zu blicken.
    Diese Augen, oh mein Gott...
    Und in diesem Moment war er sich sicher, dass er sich nicht getäuscht hatte:
    Ihre Augen waren tatsächlich schwarz und hatten einen rötlichen Schimmer.
    Je länger er in diese pechschwarzen Augen starrte, umso mehr wuchs auch seine Angst.

2.
     
    Verrückt.
    Der ganze Fall war verrückt, dachte FBI Special Agent Peter Morgan. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. So blieb er eine Zeit lang sitzen und starrte an die graue Decke seines Büros.
    Dann schloss er die Augen.
    Währenddessen kreisten seine Gedanken unablässig um den Fall, dessen Lösung er bisher kein Stück näher gekommen war. Mehr als drei Monate Arbeit hatten keinen Erfolg gebracht. Jeder Hinweis hatte in eine Sackgasse geführt und jede Fährte zu noch mehr Kopfzerbrechen.
    Von allen Beteiligten fehlte noch immer jede Spur. Peter schien es beinahe so, als hätte sich der Erdboden unter ihnen aufgetan und sie ein für allemal verschluckt. Das Einzige, was sie zurückgelassen hatten, war ein Haufen Fragen, auf die es nach wie vor keine plausiblen Antworten gab.
    Was war in der Wohnung von Claire Hagen vorgefallen?
    Wer war der Tote in der Auffahrt in Bowery?
    Zu wem gehörte das viele Blut in der Hütte in Main e?
    Die Antwort auf all diese Fragen war stets dieselbe:
    Keine Ahnung.
    Ganz egal, wie Peter es auch drehte und wendete - es gelang ihm einfach nicht, die Zusammenhänge in diesem Fall zu erkennen. Insgeheim wusste er nicht einmal, aus welchem Grund er überhaupt nach Claire Hagen und ihrer Schwester suchte.
    Anfangs hatte er vielleicht noch geglaubt, dass es sich um eine Entführung handelte und dass es daher seine Aufgabe war, die Frauen zu retten. Alles hatte zunächst darauf hingedeutet und Peter hatte keinen Grund gehabt, um daran zu zweifeln. Denn genau so lief es für gewöhnlich ab, wenn jemand in New York City spurlos verschwand:
    Entweder trudelten nach einiger Zeit Lösegeldforderungen ein oder aber man fand irgendwann eine aufgedunsene Leiche im East River, die man schließlich als die vermisste Person identifizierte. Natürlich gab es Ausnahmen, dachte Peter, doch für gewöhnlich war das der Lauf der Dinge.
    Doch bei diesem Fall war nichts gewöhnlich . Ganz im Gegenteil: Dieser Fall hatte innerhalb kürzester Zeit dafür gesorgt, dass Peter sich vorkam wie ein blutiger Anfänger.
    Egal was er auch tat, es führte zu nichts.
    Weniger als nichts: Absolut GAR NICHTS!
    Anfangs hatte er noch auf seine Fähigkeiten vertraut. Er hatte Beweise gesammelt und Hinweise überprüft. Und auch wenn es nicht gerade leicht gewesen war, aus dem Durcheinander schlau zu werden, so hatte er dennoch nie s ein Ziel aus den Augen verloren: Er wollte Claire Hagen finden – sie und auch ihre jüngere Schwester Amanda. Sie waren beide verschwunden und er wiederum war Experte darin, Menschen zu finden.
    Peter hatte wirklich geglaubt, dass es so einfach werden würde.
    Stattdessen waren die Dinge von Tag zu Tag undurchsichtiger geworden.
    Und als wäre das allein nicht schon genug gewesen, war das ganze Durcheinander auch noch in den Vorkommnissen in der Jagdhütte gegipfelt: Blutspuren, dachte Peter, soweit das Auge reichte und ein Tagebuch, das so verrückt war, dass Peter seitdem ernsthaft daran zweifeln musste, ob Claire Hagen überhaupt noch bei klarem Verstand war.
    Vorausgesetzt natürlich, dass sie überhaupt noch lebte!
    Nach der Beweisaufnahme in dieser verdammten Hütte, dachte Peter, waren die Ermittlungen endgültig ins Stocken geraten. Bisher war es stets seine Aufgabe gewesen, ein Durcheinander aus Beweismitteln in Gedanken so zusammenzufügen, dass die Motive aller handelnden Personen klar zum Vorschein kamen. Bei diesem Fall hingegen führte jeder Versuch, dieses Gewirr zu ordnen, zu noch mehr Chaos und Kopfzerbrechen.
    Inzwischen war Peter sogar an einem Punkt angelangt, an dem er sich fragte, ob es nicht vielleicht sogar besser wäre, den Fall einfach abzugeben. Nicht an irgendjemanden natürlich, sondern an die Spezialisten von der Cold Case Abteilung – einer kleinen Gruppe von FBI-Agenten, die nichts anderes taten, als sich den Kopf über Fälle zu zerbrechen, an denen sich andere Agenten schon längst die Zähne