Fleisch und Blut 2: Thriller (German Edition)
diesem Augenblick ihr Vorteil.
Ein gewaltiger Vorteil sogar...
Claire wusste sofort, dass keine wirkliche Gefahr von ihm ausging. Denn der Mann, der ihr gegenüberstand, war zu verängstigt, um überhaupt noch klar denken zu können. Seine Gedanken glichen in diesem Augenblick nämlich einem Hühnerstall, in den sich ein Fuchs eingeschlichen hatte: Alles tobte ziellos durcheinander – angefeuert einzig und allein durch reine Angst und blankes Entsetzen.
„Waffe runter, hab ich gesagt“, schrie Morgan ein weiteres Mal, doch seine Stimme klang schwach und unentschlossen. Außerdem konnte Claire sehen, dass sich sein Blick immer wieder von ihr löste und zu Rogers kopfloser Leiche wanderte.
Blankes Entsetzen stand ihm ins Gesicht geschrieben und er schien sich zu fragen, ob vielleicht auch ihn ein ähnliches Schicksal erwartete.
„Was zum Teufel ist hier passier t?“, fragte er schließlich, ohne den Blick von der Leiche zu nehmen.
„ Ich habe keine Zeit, um Ihnen das zu erklären, Peter“, sagte Claire.
„ Hören Sie mal zu, Miss Hagen...“, sagte Peter und trat einen weiteren Schritt auf sie zu.
Doch Claire hatte in diesem Moment keine Lust, sich auf irgendwelche Spielchen mit ihm einzulassen. Egal wie man es auch sah – die Zeit spielte gegen sie.
Daher schnitt sie ihm sofort das Wort ab :
„Nein, Sie hören zu“, sagte sie streng, „ich habe hier einen verdammt wichtigen Job zu erledigen und kann gut darauf verzichten, dass Sie mir dabei ständig ins Handwerk pfuschen. Haben wir uns verstanden?“
Peter erwiderte nichts.
Claire konnte dennoch sehen, dass seine Entschlossenheit mit jeder Sekunde weiter schwand. Verunsicherung schlich sich allmählich in seinen Verstand und machte es ihm beinahe unmöglich, einen klaren Gedanken zu fassen. Claire wusste, dass sie diese Chance nicht ungenutzt verstreichen lassen durfte:
„Ich will ehrlich mit Ihnen sein, Peter“, sagte sie – inzwischen jedoch mit sanfter Stimme. „Sie haben auf Ihrer Jagd in ein gottverdammtes Hornissennest gestochen. Ohne es zu wissen zwar – aber das macht inzwischen gar keinen Unterschied. Und ganz egal, was Sie jetzt auch tun – die Chancen stehen verdammt schlecht, dass Sie überhaupt noch lebend aus dieser Sache kommen. Genau betrachtet, haben Sie eigentlich nur eine einzige Chance, nicht so zu enden wie Ihr Freund hier zu meinen Füßen.“
„Und wie sieht diese Chance aus?“, fragte Peter schließlich. Ein leichtes Zittern hatte sich in seine Stimme geschlichen und Claire ahnte, dass er endgültig kurz davor war, aufzugeben.
„Kommen Sie mit mir“, sagte sie schließlich, „und helfen Sie mir bei dem, was ich vorhabe. Zusammen können wir es vielleicht schaffen. Danach können Sie mich ruhig verhaften, wenn Sie wollen.“
Peter senkte die Waffe ein Stück weit und Claire konnte sehen, dass sein Widerstand mit jeder Sekunde weiter schwand.
Er machte gerade den Mund auf, um etwas zu sagen, als es passierte:
Hinter ihm, am Rand des Lichtkegels der Taschenlampe, konnte Claire eine abgehackte Bewegung erkennen. Gleich darauf erklang auch ein schmerzerfülltes Stöhnen.
Claire wandte sich sofort danach um und zielte in die Richtung, aus der das Geräusch erklungen war. Im gleichen Augenblick konnte sie sehen, dass Teddy sich inzwischen wieder auf die Beine erhoben hatte.
Sein Gesicht war in einem Ausdruck puren Schmerzes gefangen und sein erschöpfter Blick war voller Tränen. Auch wenn sie ihn erst seit wenigen Stunden kannte, so brach es Claire beinahe das Herz, Teddy in diesem Zustand zu sehen.
So stand er einen Augenblick da und sah sie an.
„Es tut mir leid, Miss Hagen“, sagte er schließlich, „das habe ich nicht gewollt. Das müssen Sie mir glauben.“
Noch bevor Claire etwas erwidern konnte, wandte er sich um und verschwand dann in der Dunkelheit. Die Finsternis verschluckte ihn und bald darauf waren nur noch die Absätze seiner Motorradstiefel zu hören, die durch den Schacht hallten. Doch auch dieses Geräusch wurde mit jedem Schritt leiser und schließlich war gar nichts mehr zu hören.
Er war weg, dachte Claire.
Sie wusste, dass sie Teddy gerade zum letzten Mal gesehen hatte. Er war verletzt und zudem noch unbewaffnet. Die Flucht war daher sein endgültiges Todesurteil, dachte sie.
E r würde die Nacht nicht überleben.
Mit Sicherheit nicht...
Gleichzeitig wusste sie jedoch auch, dass die Chancen verdammt gut standen, dass es ihr ebenso erging wie Teddy. Auch ihre Zukunft war
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