Fleisch und Blut 2: Thriller (German Edition)
nzige, was Peter noch antrieb, war blankes Entsetzen. Das , dachte er, und der Wunsch, nicht so zu enden wie der Unbekannte, der ihm die Nase zertrümmert hatte.
Bitte lieber Gott, lass es nicht so weit kommen...
Er war gefangen in einem Strudel aus Angst und mit jedem Schritt, mit dem sie weiter den engen Stollen hinabstiegen, wuchs auch seine Beklemmung.
Und obwohl Peter noch nie in seinem Leben religiös gewesen war, so stimmte er in Gedanken dennoch ein Vaterunser an. Es war kein bewusster Entschluss, der ihn dazu antrieb. Vielmehr war es der letzte Ausweg eines geplagten Geistes, der zu allen Seiten von Tod und Dunkelheit umgeben war. Es war der letzte Gedanke eines zum Tode verurteilten, nachdem man ihm endgültig den Strick um den Hals legte.
Vater unser, der du bist im Himmel, geheiligt...
So trottete er Claire hinterher.
Betend, zitternd und hoffnungslos.
Der Stollen vollführte gerade eine leichte Rechtskurve, als er es plötzlich sah:
Ein schwacher Lichtschein bahnte sich den Weg durch die Dunkelheit .
Und auch wenn es vielleicht auf den ersten Blick so aussah, dachte Peter, so wusste er dennoch, dass es sich dabei nicht um den Silberstreifen am Horizont handelte, den er sich in diesem Augenblick so sehr herbeisehnte.
Mit Sicherheit nicht...
Vielmehr glaubte er zu wissen, dass es der kalte Abglanz des Wahnsinns war, der durch die Dunkelheit zu ihm Drang.
Claire drüc kte sich an die Stollenwand, schaltete die Taschenlampe aus und ging in Deckung. Peter folgte ihr. Im gleichen Augenblick beendete er in Gedanken auch sein Gebet.
... und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Dem Bösen, dachte Peter, das sie wahrscheinlich bereits erwartete.
Im gleichen Augenblick begann Claire sich in die Richtung des Lichtscheins zu schleichen.
Peter folgte ihr – mit weit aufgerissenen Augen und wild pochendem Herzen.
...sondern erlöse uns von dem Bösen, lieber Gott, erlöse uns vor...
In einiger Entfernung konnte er erkennen, wie der Stollen breiter wurde und in eine größere Kammer überging. Ein goldener Schein erhellte die steinernen Wände, an denen inzwischen unzählige Schatten entlangkrochen.
Es waren Schatten mit leuchtend roten Augen.
...DEM ABGRUNDTIEF BÖSEN...
102.
...es war Jerry.
Jerry Springer...
Andy erkannte ihn sofort, obwohl auch er inzwischen riesige Veränderungen durchgemacht hatte. Die bedrohlichste von ihnen war wahrscheinlich die klaffende Wunde, dort wo einst seine Kehle gewesen war. Inzwischen prangte dort nur noch ein blutiger Krater, aus dem Sehnen und Muskeln in Fetzen heraushingen.
Dennoch war es Jerry, dachte Andy, daran bestand überhaupt kein Zweifel. Jerry, der mit Abstand beste Freund, den er in seinem jungen Leben jemals gehabt hatte.
Ein Grinsen zierte seine Mundwink el und seine Augen funkelten. So sehr Andy sich auch dagegen wehrte – es gelang ihm nicht, den Blick von Jerry zu lösen.
Oder dem...
... w as von ihm noch übrig war!
„Hallo, Andy“, erklang plötzlich Jerrys Stimme, „schön, dass du es doch noch geschafft hast, mi amigo .“
Andy konnte sehen, dass sich Jerrys Mund beim Sprechen gar nicht bewegte. Vielmehr schien es ihm in diesem Augenblick so, als würde die Stimme seines Freundes direkt in seinen Gedanken erklingen. Wie ein Radiosignal, dachte Andy, das auf einer Frequenz gesendet wurde, die wahrscheinlich nur er selbst empfangen konnte.
Das war auch die einzige Erklärung, die ihm in diesem Augenblick einfiel. Dass Jerry nicht mehr normal sprechen konnte, stand für Andy jedoch außer Frage.
Denn immerhin, dachte er, war sein kompletter Kehlkopf herausgerissen worden. Von wem – das wusste Andy nicht und eigentlich war es auch nicht weiter wichtig.
„ Ich hatte so meine Zweifel, ob du noch kommst“, fuhr Jerry fort, „aber du hast mich nicht enttäuscht, Andy. Das hast du noch nie. Endlich können wir wieder zusammen sein, mein Freund. Wir können für immer zusammen sein, wenn du willst.“
„Scher dich zum Teufel“, knurrte Andy, ohne den Blick von Jerrys Augen zu lösen. Es war ein faszinierendes Schauspiel, das sich ihm in diesem Augenblick bot:
Er konnte ein wirres Durcheinander von Gefühlen erkennen, das plötzlich im Blick seines Freundes erstrahlte. Gefühle, die in wechselwarmen Wogen auf Andy übergingen und ihn verwirrten. Er konnte Triumph spüren und auch Hass, Gier und nicht zuletzt auch einen förmlichen Rausch des Verlangens.
... nach Blut...
Dennoch war da auch
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