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Fleisch und Blut 2: Thriller (German Edition)

Fleisch und Blut 2: Thriller (German Edition)

Titel: Fleisch und Blut 2: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Dersch
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Kraft versuchte sie, bei Bewusstsein zu bleiben.
    Letzte Gedanken glühten mit einem Mal in ihrem Verstand auf – wie Blitze an einem wolkenverhangenen Nachthimmel. Gleichzeitig schwirrten inzwischen unzählige Erinnerungen durch ihren Kopf. Erinnerungen an ein kurzes Leben, das von einem unergründlichen Wahnsinn für immer aus der Bahn geworfen worden war.
    Ein Leben, dachte Claire, das in üppigen Wogen aus ihrem Körper strömte und in die ewige Finsternis der schmatzenden Kreatur überging.
    Noch während sie darüber nachdachte, erschien plötzlich ein Bild vor ihrem inneren Auge. Zunächst war es unscharf und blass – kaum mehr als ein Gewirr an Farben und Formen.
    Dennoch konnte Claire sofort die Vertrautheit spüren, die sie mit diesem Anblick verband. Sie konzentrierte sich und versuchte das Durcheinander zu Entwirren.
    Gleich darauf gewann das Bild an Schärfe. Konturen zeichneten sich ab und zugleich wurden auch die Farben leuchtender.
    Und dann, mit einem Mal, konnte Claire erkennen, was bis dahin in ihrem Unterbewusstsein gekeimt hatte.
    Es war...
    ... Amanda...
    ...das Gesicht ihrer Schwester, das vom Grund ihrer Seele emporstieg und plötzlich all ihre Gedanken einnahm.
    Es war ein tröstlicher Anblick, der Claire sofort sämtliche Sorgen vergessen ließ, die sie bis dahin geplagt hatten.
    Mit einem Mal war es nicht mehr so schlimm, dass sie gescheitert war. Denn auch wenn sie es nicht geschafft hatte, sich von ihrer Schuld reinzuwaschen, dachte sie, so hatte sie zumindest das Leben ihrer Schwester gerettet.
    Sie hatte sie den Klauen der Finsternis entrissen und schließlich auch dafür gesorgt, dass sie wieder gesund wurde.
    Und das , dachte Claire, war in diesem Augenblick das Einzige, was zählte:
    Amanda war am Leben.
    Und sie war in Sicherheit.
    Dieses Gefühl sorgte schlagartig dafür, dass sich Claire ihrem Schicksal ergab. Denn es gab einfach nichts mehr, wofür es sich noch zu kämpfen lohnte.
    Gar nichts...
    George war einfach zu stark.
    Er würde sie töten.
    Sie und das ungeborene Kind, das in ihr heranwuchs.
    Sein eigenes Kind...
    Claire konnte spüren, wie sie immer weiter in die Dunkelheit abglitt. Amandas Anblick war der letzte Anker, der sie noch davon abhielt, für immer darin zu versinken.
    ‚Gib nicht auf, Claire‘, erklang mit einem Mal Amandas Stimme in ihren Gedanken. Es war ein zarter Klang, der durch ihren Verstand hallte und eine leise Rückkopplung erzeugte:
    Gib nicht auf, Claire...
    Gib nicht auf, Claire...
    Gib nicht auf...
    ‚Ich kann nicht‘, dachte Claire, ‚er ist einfach zu stark‘.
    ‚Doch, du kannst‘ , erklang erneut Amandas Stimme, ‚ du musst dich nur zusammenreißen, Schwesterherz.‘
    ‚ Ich schaffe es nicht‘, antworte Claire in Gedanken.
    Ich schaffe es einfach nicht...
    Obwohl sie natürlich wusste, dass sie in diesem Augenblick nur ein Selbstgespräch führte, machte sie einfach weiter. Denn es war der letzte seidene Faden, an dem ihr gesamtes Bewusstsein hing. Das letzte Bollwerk, das sie davor bewahrte, für immer in der Dunkelheit zu ertrinken.
    ‚ Sei nicht albern‘, antwortete Amanda, ‚du hast immer noch eine Chance, ihn zu besiegen. Du musst nur...‘
    Was muss ich, Mandy? Was?
    Claires Gedanken kamen für einen Augenblick komplett zum Stillstand. Gleich darauf bahnte sich eine neue Erkenntnis den Weg in ihren Verstand. Unaufhaltsam schoss sie aus den Tiefen ihrer Seele empor und sorgte schlagartig dafür, dass sich ihre Lebensgeister wieder regten.
    Du musst nur...
    Die Erkenntnis war atemberaubend.
    Und mit einem Mal wusste Claire, was sie zu tun hatte.

 
     
    107.
     
    Du musst nur...
    Mit letzter Kraft hob Claire ihren rechten Arm. Er war schwer und fühlte sich vollkommen taub ab.
    Dennoch ließ sie nicht locker.
    Sie konzentrierte sich und machte weiter.
    Immer weiter, nur nicht aufgeben...
    Mit kribbelnden Fingern tastete sie an ihrem Mantel entlang – Stück für Stück, bis sie schließlich die Ausbuchtung der Tasche fand. Anschließend ließ sie ihre Hand hineingleiten. Mit kreisenden Bewegungen wühlte sie darin herum und suchte nach dem einzigen Gegenstand, der ihr vielleicht noch das Leben retten konnte.
    Allerlei nutzloser Kram...
    ...Patronen, Streichholzbriefchen, Kleingeld...
    ... glitt ihr dabei durch die Finger.
    Doch Claire wischte ihn einfach beiseite und suchte weiter. Sie wusste, dass ihre Kräfte mit jeder Sekunde weiter schwanden. Es war ein Kampf gegen die Zeit, den sie in diesem Augenblick ausfocht. Ein

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