Fleisch und Blut 2: Thriller (German Edition)
gebrochen und ihr dadurch wahrscheinlich das Leben gerettet.
Mit Sicherheit sogar...
Denn der fürchterliche Schmerz hatte schlagartig die Gleichgültigkeit aus ihrem Verstand gespült. Mit einem Mal hatte er all die Fäden durchtrennt, mit denen George sie zu seiner willenlosen Marionette gemacht hatte.
Gott sei Dank...
Sie war wieder die Herrin über ihre Gedanken und ihre Glieder.
Die einzige Herrin...
Und mit einem Mal konnte sie spüren, wie ihre Kraft zurückkehrte – und mit ihr auch ihr Kampfgeist. Mit jeder Sekunde schälte er sich weiter aus dem Kokon der Gleichgültigkeit und kehrte allmählich wieder zu seiner alten Stärke zurück.
Doch Claire hatte keine Zeit, um sich darüber zu freuen. Die Gefahr war noch immer nicht gebannt und sie wusste, dass sie handeln musste.
Schnell...
Ihr Blick huschte sofort durch den Raum und suchte nach einer Möglichkeit, um sich zu wehren. Es dauerte nicht lange, bis sie erkannte, dass ihre Waffe spurlos verschwunden war. Wer auch immer sie ihr aus den Händen gerissen hatte, dachte Claire, er hatte ganze Arbeit geleistet.
Verdammt...
Dieser Gedanke verpasste ihr zwar einen Dämpfer, doch sie gab nicht auf.
Sofort sah sie sich weiter um und es dauerte nicht lange, bis ihr Blick auf dem Kreuz zu ruhen kam, das immer noch auf dem sandigen Boden lag. Es strahlte stärker als je zuvor und selbst aus der Entfernung glaubte Claire die gleißende Wärme zu spüren, die in diesem Augenblick von ihm ausging. Das Licht war so hell, dass sie sofort die Augen abwenden musste, um nicht geblendet zu werden.
Doch selbst dieser flüchtige Blick hatte ausgereicht, um zu wissen, dass das Kreuz inzwischen unerreichbar war. Denn ein halbes Dutzend Vampire hatte sich davor aufgebaut und blickte sie grimmig an. Sie schienen nur darauf zu warten, dass sie einen Fehler beging.
Allein der Versuch, an ihnen vorbeizukommen, dachte Claire, war ein absolutes Himmelfahrtskommando. Genauso gut konnte sie vor George auf die Knie gehen und ihn darum bitten, sie an Ort und Stelle zu töten.
Aber was sollte sie sonst tun, dachte Claire.
All ihre Überlegungen führten in Sackgassen und all ihre Mühen schienen vergebens. George hatte wirklich an alles gedacht – er hatte auch jede noch so kleine Chance zunichtegemacht, die sie in dieser Situation vielleicht hatte.
Sie konnte spüren, wie ihre Zuversicht wieder sank. Sie hatte ihn unterschätzt, dachte sie, und so, wie die Dinge standen, würde sie diesen Fehler bald mit ihrem Leben bezahlen.
Sie blickte ein letztes Mal zu dem Monster, das noch immer Peter umschlungen hielt.
Dabei wich sie gezielt den leuchtenden Augen aus, in denen sich der menschliche Verstand verlor wie in einem verwunschenen Irrgarten.
Dennoch konnte sie den Triumph sehen, der sich in diesem Augenblick in Georges Antlitz abzeichnete. Seine Mundwinkel waren bis zum Zerreißen gespannt und offenbarten etliche Reihen gezackter Zähne, die an eine rostige Bärenfalle erinnerten.
In diesem Augenblick wusste Claire mit Sicherheit, dass sie gescheitert war. Die Gewissheit umspannte ihr Herz und trieb ihr ein letztes Mal die Tränen in die Augen.
All die Mühen, dachte sie, waren umsonst. Die Schlacht war bereits geschlagen und nun blieb ihr nichts weiter übrig, als zu...
... sterben.
Sie blickte ein letztes Mal in Peters angsterfüllte Augen und hoffte, dass er in diesem Augenblick nicht allzu große Qualen durchmachte. Auch wenn sie ihn vielleicht kaum kannte, dachte Claire, so betete sie dennoch inständig darum, dass er nicht unnötig leiden musste.
Sie sah in seine weit aufgerissenen Augen und war dabei auf alles gefasst.
Qualen, Angst und Vorwürfe...
Doch stattdessen sah sie etwas, womit sie in tausend Jahren nicht gerechnet hatte.
Oh mein Gott...
Sie sah...
106.
Hoffnung.
Das war das E inzige, woran Peter sich in diesem Augenblick noch klammerte.
Die Kreatur hielt seinen Hals umschlungen und ließ ihn in der Luft zappeln. D er Griff ihrer Pranken war fest wie ein Schraubstock und sorgte dafür, dass er kaum noch Luft bekam.
J eder Atemzug war die reinste Qual und er konnte spüren, wie seine Lungen brannten und sich immer mehr nach Sauerstoff verzehrten. Gleichzeitig umwehte zusehends auch ein dunkler Schwindel seinen Verstand und sorgte immer wieder dafür, dass er kurzzeitig sein Ziel aus den Augen verlor und sich danach sehnte, einfach aufzugeben und den Dingen ihren Lauf zu lassen.
Nein, verdammt...reiß dich am Riemen...
Doch es war nicht
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