Fleisch und Blut 2: Thriller (German Edition)
sie versuchen müssen, zu flüchten und sich in Sicherheit zu bringen.
Doch sie hatte nichts von alledem getan und daher schien es ihr in diesem Augenblick nur fair zu sein, dass sie diesen Fehler mit dem Leben bezahlen würde.
Das Glück hatte ihr inzwischen oft unter die Arme gegriffen und ihr aus manch einer brenzligen Situation geholfen. Doch dieses Mal, dachte Claire, war endgültig die Zeit gekommen, um die Zeche zu begleichen.
Ein für allemal...
So stand sie da und blickte auf George hinab, während sich die Verwandlung Schritt für Schritt wieder umkehrte.
Augen, Krallen, Fell, Zähne...
Die Sekunden verstrichen und der eisige Hauch des Todes umwehte mit einem Mal wieder ihre Gedanken.
109.
Der Schuss war ohrenbetäubend .
Im gleichen Augenblick explodierte Georges gesamter Hinterkopf. Zottelige Haarbüschel flogen in Zeitlupe durch die Luft und pechschwarze Gehirnmasse spritzte Claire ins Gesicht.
Noch ehe sie wusste, was vor sich ging, fing Georges Kopf auch schon Feuer. Flammen züngelten aus der Schusswunde und griffen schließlich auf seinen gesamten Körper über. Gleich darauf brannte er lichterloh.
Seine Schreie dröhnten durch den Raum, prallten an den Felswänden ab und erzeugten ein tosendes Echo. Doch es dauerte nicht lange, bis die Flammen auch dieses Aufbegehren erstickten. Schließlich blieb er reglos liegen, während das Feuer auch das verzehrte, was von ihm noch übrig geblieben war.
Kaum war er tot, wurde auch das Leuchten der Kette schlagartig schwächer. Der gleißend helle Schein verblasste zusehends. Die Kraft, die ihr innewohnte, dachte Claire, schien ganz genau zu wissen, dass die größte Gefahr inzwischen gebannt war.
Die Front aus Vampiren, die das Relikt bis dahin bewacht hatte, zerstob mit einem Mal in alle Richtungen. Sie verschwanden zurück in die Schatten und versteckten sich in den Felsspalten. Der Tod ihres Meisters schien sie sogleich jeglicher Angriffslust beraubt zu haben. Der Kopf der Schlange war abgeschlagen und das, was sie in diesen Augenblicken miterlebten, waren die letzten verzweifelten Zuckungen des ohnehin schon toten Körpers.
Claire verfolgte das gesamte Schauspiel mit der ungläubigen Teilnahmslosigkeit eines Todeskandidaten, der gerade erfahren hatte, dass das Urteil in lebenslange Haft umgewandelt worden war.
Und das in allerletzter Sekunde...
Sie sah zwar, wie das Monster direkt vor ihren Augen starb, doch es gelang ihr einfach nicht, dies auch vollends zu verstehen. Ihr Verstand sträubte sich dagegen und war unfähig, das soeben Erlebte zu verarbeiten.
Schließlich drehte sie sich doch noch um und blickte in die Richtung, aus der der Schuss gekommen war.
Sie sah Andy, der noch immer Peters Waffe umklammert hielt und mit weit aufgerissenen Augen auf Georges brennende Gebeine hinabstarrte.
Doch keine gewöhnliche Patrone, dachte Claire beinahe schon gleichgültig. Sie hatte sich geirrt, was das anbelangte. Im Unterschied zu den vielen Malen zuvor, bei denen sie ihre Irrtümer beinahe mit dem Leben bezahlt hatte, war es diesmal eine glückliche Fügung des...
...Schicksals?...
... Zufalls, dass es genau andersherum war.
Andy erwiderte schließlich ihren Blick und Claire konnte sehen, dass ihm ein Lächel n über das Gesicht huschte. Der Junge, dachte sie, schien zu kapieren, was er gerade getan hatte:
Mit einem glücklichen Schuss hatte er wahrscheinlich das größte Monster getötet, das zu diesem Zeitpunkt überhaupt auf Erden wandelte. Er war kaum den Windeln entwachsen und hatte dennoch auf einen Schlag das geschafft, wobei letzten Herbst ein halbes Dutzend erfahrener Söldner ihr Leben gelassen hatten.
Nein, dachte Claire, das war weder eine Fügung des Zufalls noch des Schicksals. Das war die blanke Ironie, die ihr in diesem Augenblick voller Hohn zulächelte. Eine Laune des Chaos‘, das ihr aller Leben mehr bestimmte, als sie es sich jemals hätten eingestehen können.
Während sie noch immer zu Andy blickte, erhob sich Peter wieder auf die Beine.
Er war am Leben...Gott sei Dank...
Sein Blick war glasig, so als sei er ger ade einem tiefen Schlaf erwacht, und Claire ahnte, dass das vielleicht auch wirklich der Fall war.
Ohnmacht...
Sie konnte zwar sehen, wie sich sein Mund bewegte, als er auf sie zukam – doch hören konnte sie nichts mehr. Kein einziger Ton drang mehr zu ihr durch.
Sie war in der Sti lle gefangen.
Mit einem Mal leuchteten win zige Sterne vor ihren Augen auf - nur um gleich darauf wieder zu
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