Fleisch und Blut 2: Thriller (German Edition)
Sheriff-Department soll mir die Akten sofort übermitteln. Ich will sie auf meinem Schreibtisch haben, wenn ich zurück in New York bin.“
Diese Phrase war ein einstudierter Code, den FBI-Agenten bei Telefonaten verwendeten, bei denen sie davon ausgehen mussten, belauscht zu werden. Diese Codes wechselten alle paar Wochen und Peter glaubte kaum, dass Ginsberg überhaupt etwas von dieser internen Routine wusste.
Sicher war er sich dahingehend jedoch trotzdem nicht.
„Verstehe“, sagte Davis.
„Und? Wie stehen die Dinge sonst so? Wie geht’s Frau und Kindern?“, fragte Peter und versuchte dabei einen möglichst entspannten Ton anzuschlagen.
Als er ein weiteres Mal zu Ginsberg schielte, konnte er sehen, dass dieser noch immer in die Zahlenkolonnen vertieft war, die unablässig über den Bildschirm huschten. Er schien ihn überhaupt nicht wahrzunehmen, geschweige denn, seinem Telefonat mit Davis zu folgen.
„Hör zu, Pete“, sagte Davis, „ich habe schlechte Nachrichten für dich.“
Wie immer Eddie... wie verdammt nochmal immer, seitdem wir uns kennen!
„Ach ja?“
„Ja“, sagte Davis, „die Mühlen beim Heimatschutz mahlen langsam, mein Freund. Es könnte noch eine Weile dauern, bis mir irgendeiner von diesen Idioten Ginsbergs Personalakte schickt. Diese Wichser kneifen sofort die Arschbacken zusammen, wenn es um einen ihrer eigenen Agenten geht.“
„Und? “
„Nun ja“, sagte Davis, „das war ohnehin zu erwarten, wenn du mich fragst. Deswegen habe ich bei ein paar Freunden in D.C. angerufen und mich über diesen Ginsberg erkundigt.“
„Und?“, fragte Peter ein weiteres Mal und kam sich im gleichen Augenblick vor wie der schlechteste Schauspieler der Welt.
„Offenbar ist Ginsberg ein richtiges Arbeitstier“, sagte Davis, „ er spricht acht Sprachen, hat einen Titel in forensischer Psychologie von der Columbia und in der Zeit nach dem elften September war er sogar direkt als Berater für das Verteidigungsministerium tätig. Die, die ihn kennen, beschreiben ihn als arroganten Spaßvogel oder so etwas in der Art.“
Arroganter Spaßvogel – das kommt hin...
„Ja“, sagte Peter, „das kann ich mir vorstellen.“
„Das war’s vorerst, Pete. Sobald ich mehr weiß, rufe ich wieder an.“
„Kein Problem und vielen Dank“, sagte Peter und legte auf.
Er verstaute das Mobiltelefon wieder in seiner Brusttasche und konzentrierte sich anschließend aufs Fahren.
Es vergingen einige Minuten, in denen weder er noch Ginsberg etwas sagten. Peter nutzte die Zeit und ließ sich Davis‘ Worte ein weiteres Mal durch den Kopf gehen.
Eigentlich, dachte er, war er na ch dem Telefonat genauso schlau wie davor.
Gut, Ginsberg war ein gewiefter Schweinehund, so viel stand für ihn ohnehin schon fest. Außerdem, dachte Peter, hatte er in Washington bereits im innersten Kreis der Macht ein bisschen Luft geschnuppert.
Dennoch waren all diese Informationen zu allgemein, als dass sie Peter dabei geholfen hätten, den Mann richtig einzuschätzen, der in diesem Augenblick direkt neben ihm im Wagen saß. Er würde wohl auf das nächste Gespräch mit Davis warten müssen, um mehr über Ginsberg zu erfahren. Und so wie die Dinge standen, war ihm das nur recht.
Immerhin , dachte er, hatte er dank Ginsberg endlich eine direkte Spur zu Claire Hagen. Und auch wenn ihm der Kerl nicht gerade sympathisch war, so hatte er es dennoch nur ihm zu verdanken.
Er mag vielleicht ein arroganter Spaßvogel sein, dachte Peter, aber er würde sich auf jeden Fall davor hüten, ihn zu unterschätzen. Denn gerade wenn die Dinge hart auf hart kamen, neigten die Jungs vom Heimatschutz dazu, interessante Fälle gnadenlos an sich zu ziehen. Er hatte sich nicht drei Monate lang den Kopf über den Fall zerbrochen, nur um einen feuchten Händedruck und ein paar nette Worte als Dank dafür zu bekommen.
Nein, dachte Peter, wenn alles nach Plan verlief, stand für ihn demnächst eine Beförderung an.
Und die Dinge liefen nach Plan, konnten zu diesem Zeitpunkt gar nicht besser laufen. Und die Gewissheit darüber verdrängte die Gedanken an Ginsberg aus Peters Verstand und sorgte dafür, dass er sich wieder entspannte.
„Und? Alles klar beim Volk der Apachen?“, fragte Ginsberg. Er legte den Laptop zurück in die Mittelkonsole des Wagens und verschränkte dann die Arme vor der Brust. Seine Oberarmmuskeln blähten sich sofort auf, als wollten sie die Ärmel seines Hawaiihemdes zerreißen. Obwohl Peter Ginsberg nur aus den
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