Fleisch und Blut 2: Thriller (German Edition)
Augenwinkeln musterte, konnte er erkennen, dass er verdammt gut in Form war. Neben ihm, dachte Peter, sah er selbst aus wie ein Brotteig, der nicht richtig aufgegangen war.
Bestenfalls...
„Ja, alles klar“, antwortete Peter schließlich, „Papierkram...Sie wissen schon.“
Ginsberg erwiderte nichts. Stattdessen beugte er sich wieder vor und wandte sich in Peters Richtung. Für einen Augenblick dachte Peter, dass er erneut die Koordinaten auf dem Laptop überprüfen wollte.
Doch Ginsberg rührte das Gerät nicht an. Stattdessen galt sein Interesse einem ganz anderen Gegenstand, der ebenfalls in der Mittelkonsole des Wagens lag. Noch bevor Peter sich versah, griff Ginsberg nach seiner Dienstpistole und zog sie aus dem Halfter.
In Windeseile ließ er den Schlitten vor - und zurückschnellen. Gleichzeitig erklang ein metallisches Klicken, als die erste Patrone in die Kammer geladen wurde. Peters Dienstwaffe, eine vollautomatische Glock 18, war damit entsichert.
„Nettes Teil“, sagte er schließlich, während er die Waffe näher begutachtete. Er wandte sie von einer Seite zur anderen, besah die Verarbeitung und fuhr die Metallstifte der Halterung mit dem Daumennagel ab, so als wollte er sie auf ihre Festigkeit überprüfen.
„Ja “, sagte Peter, „nicht schlecht das Teil.“
Aus i rgendeinem unerfindlichen Grund machte es ihn nervös, Ginsberg mit der entsicherten Waffe hantieren zu sehen. Sein Herzschlag beschleunigte und er konnte spüren, wie seine Handflächen feucht wurden.
Nierenkolik hin oder her, dacht e Peter, in Zukunft würde er das Halfter nicht mehr abnehmen, wenn er mit einem völlig Fremden im Wagen saß.
Komme, was wolle!
Obwohl Peter natürlich wusste, dass von Ginsberg keine Gefahr ausging, hätte er ihm am liebsten die Waffe aus der Hand gerissen. Er schätzte, dass es sich dabei um einen Reflex handelte – um ein typisches Überbleibsel aus seiner Dienstzeit beim NYPD. Immerhin war die persönliche Dienstwaffe eines Officers wie sein Schwanz:
Jeder, der ungefragt Hand an sie legte, machte sich automatisch verdächtig – ganz egal, ob es nun ein langjähriger Partner war oder irgendein cracksüchtiger Irrer, der es vielleicht sogar gezielt darauf anlegte, erschossen zu werden.
Ginsberg hingegen schien nichts von Peters Nervosität zu bemerken. Vielmehr studierte er die Waffe eingehend und legte damit auf uns ichtbare Ziele in der Wüste an. Mit zusammengekniffenen Augen blickte er über die offene Visierung, während sein Zeigefinger die zusätzliche Abzugssicherung liebkoste. In seinen kräftigen Händen sah die Waffe klein und unwirklich aus – beinahe so wie die Spielzeugpistole eines Kindes.
Doch selbst dieser Eindruck verschaffte Peter keine E rleichterung. Denn dazu hatte er im Laufe der Jahre einfach viel zu oft gesehen, was eine solche Waffe anrichten konnte, wenn man zu leichtfertig mit ihr umging.
Ein verdammtes Blutbad...
Schließlich betätigte Ginsberg den Mechanismus, der das Magazin auswarf. Es glitt heraus und er wollte danach greifen, verfehlte es aber. Das Magazin glitt ihm durch die Finger und verschwand schließlich im Fußraum des Beifahrersitzes.
„Oops“, sagte Ginsberg, „ bin wohl etwas aus der Übung.“
Dann bückte er sich nach vorne, um nach dem Magazin zu suchen. Nachdem er es schließlich gefunden hatte, schob er es wieder in die Waffe zurück, sicherte sie und verstaute sie anschließend im Halfter.
Erst als Peter hörte, wie die Waffe im Halfter einrastete, begann sich seine Anspannung zu legen und sein Herzschlag beruhigte sich.
28.
Teddy nahm den Arm von Andys Schulter und blickte sich um. Sein Blick huschte an den Hausfassaden der Mainstreet entlang.
Nichts.
„Suchen Sie etwas Bestimmtes?“, fragte Andy.
„Ja“, antwortete Ted, „die gottverdammte Polizeiwache der Stadt. Wird endlich Zeit, dass wir etwas unternehmen, findest du nicht?“
„Was wollen Sie unternehmen?“
„Jemandem melden, was in diesem verdammten Nest vor sich geht. Oder ist das, was sich gerade in der Kirche abgespielt hat, hier etwa an der Tagesordnung, Junge?“
Andy schwieg.
„Na los“, sagte Teddy, „hilf mir! Du weißt bestimmt, wo die Jungs in Blau ihre Zentrale haben.“
„Sie verstehen nicht“, sagte Andy. Sein Gesicht hatte sich inzwischen vollkommen verfinstert und jeglicher Abglanz von Jugend war wieder daraus verschwunden. Teddy ahnte, dass in diesem Augenblick wieder etwas aus dem Mund des Jungen kommen würde, was ihm gar
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