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Fleisch und Blut 2: Thriller (German Edition)

Fleisch und Blut 2: Thriller (German Edition)

Titel: Fleisch und Blut 2: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Dersch
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stand für Teddy mit Sicherheit fest. Die eigene Ohnmacht, die in diesen Gedanken mitschwang, versetzte ihm zusätzlich einen glühenden Stich. Währenddessen gewöhnten sich seine Augen immer mehr an die Dunkelheit im Inneren des Gebäudes. Die Schatten hellten sich auf und der Anblick wurde mit jeder Sekunde schärfer. Und dann...
    ...was in Dreiteufelsnamen ?
    ... sah er etwas, was er nicht für möglich gehalten hätte:
    Die Frau, die sich ihm als Claire Hagen vorgestellt hatte, schritt mitten durch das Getümmel von Vampiren. Sie krümmten ihr kein Haar, sondern wichen bei jedem ihrer Schritte weiter von ihr zurück. Sie teilte das Durcheinander an Leibern, dachte Teddy, so wie Moses das rote Meer geteilt hatte. Die Monster drängten zurück, pressten sich gegen Kirchenbänke und Wände und ließen Claire für keine Sekunde aus den Augen. Obwohl ihre entstellten Gesichter kaum noch in der Lage waren, Emotionen zu zeigen, so glaubte Teddy dennoch, dass sie sich alle auf eine unerklärliche Art und Weise vor Claire fürchteten.
    „Sehen Sie auch, was ich sehe?“, fragte Andy und holte Teddy aus seiner ungläubigen Versenkung.
    „Ja“, sagte Teddy, „ja, ich sehe es. Aber ich kann es noch immer nicht glauben.“
    „Was macht sie dort?“
    Genau das hatte sich Teddy auch schon gefragt. Zunächst hatte er keine Antwort darauf gefunden. Doch je länger er Claires Regungen verfolgte, umso klarer wurde ihm, was sie in diesen endlos langen Augenblicken tat:
    Sie sucht jemanden...
    Teddy wusste sofort, dass das stimmte. Claire ging von einem Vampir zum anderen, stellte sich vor ihm auf und sah ihm dabei ganz tief in die Augen. Dabei konnte Teddy jedes Mal so etwas wie Enttäuschung in ihrem Gesicht aufblitzen sehen, ehe sie sich dem nächsten Vampir zuwandte und das Spiel von Neuem begann. Sie lief tatsächlich durch diese Leichenhalle, dachte Teddy, und suchte jemanden ganz Bestimmten.
    Aber wen zum Teufel...?
    „Denken Sie das Gleiche wie ich? Dass sie...“, fragte Andy.
    „Ja, ich glaube schon“, antwortete Teddy, „aber warum macht sie das?“
    „Keine Ahnung – vielleicht...“ 
    Doch Andys Stimme versiegte, so als hätte er auch keinen blassen Schimmer, was in diesem Augenblick vor sich ging.
    Also blieben sie einfach an der Schwelle stehen und verfolgten sprachlos das Schauspiel, das Claire ihnen bot:
    Sie untersuchte jeden einzelnen Vampir – einen nach dem anderen. Dabei bewegte sie sich so frei und ungezwungen, dachte Teddy, als würde sie durch ein Wachsfigurenkabinett des Schreckens streifen und nicht durch eine Leichenhalle, in der es nach Tod und Verwesung stank. Eine Leichenhalle, in der die Toten nicht zur Ruhe gekommen waren und jederzeit über sie herfallen konnten.
    Die Minuten verstrichen, scheinbar ohne dass Claire fand, wonach sie gesucht hatte. Denn nachdem sie auch den letzten Vampir genau unter die Lupe genommen hatte, konnte Teddy sehen, dass Enttäuschung aus jedem einzelnen ihrer Züge sprach:
    Ihre Schultern hingen schlaff herab, Sorgenfalten zierten ihre Stirn und ihre Augen funkelten geradezu.
    Langsamen Schrittes kam sie zurück auf die Straße, während sich die Monster hinter ihrem Rücken entspannten und langsam wieder die Schneise füllten, die Claire in ihre Mitte geschlagen hatte.
    „Was zum Teufel haben Sie gerade da drin gemacht?“, fragte Teddy sofort, als Claire über die Schwelle trat.
    „Das braucht Sie nicht zu interessieren“, antwortete Claire, ohne ihn anzusehen. Stattdessen blickte sie noch ein letztes Mal in die Kirche, in der rote Augenpaare durch die Dunkelheit schwirrten wie ein Schwarm Glühwürmchen in einer warmen Augustnacht.
    „Höre n Sie, Lady – wir haben uns verdammt noch mal Sorgen um Sie gemacht. Ich hätte nicht gedacht, dass wir Sie lebend wiedersehen“, sagte Teddy, weil er sonst nicht wusste, was er sagen sollte.
    Doch Claire antwortete nicht. Stattdessen wischte sie sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn und öffnete anschließend ihren weiten Mantel. Erst in diesem Augenblick sah Teddy, dass sie schwanger war.
    Hochschwanger...
    Und obwohl Teddy kein Experte auf dem Gebiet war und zudem wusste, dass man sich dabei auch ordentlich täuschen konnte, schätzte er, dass sie mindestens bereits im achten Monat war.
    Im gleichen Augenblick erkannte er jedoch auch, wie müde und ausgelaugt Claire aussah. Sie war blass, hatte dicke Augenringe und einen sehr matten Blick. Teddy wusste, dass all diese Symptome für gewöhnlich bei

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