Fleisch und Blut 2: Thriller (German Edition)
sie ihnen sofort geglaubt hatte, dass die Kirche voller Vampire war, dachte er, dann kannte sie sich wahrscheinlich mit all den Dingen aus, die man angesichts einer derartigen Bedrohung tun und lassen sollte. Deswegen folgte er ihr einfach mit einigem Abstand und sagte weiter nichts.
Sie erreichten schließlich das Portal und die Frau blieb stehen. Sie schaute in das Innere der Kirche und besah das Ausmaß des Wahnsinns, der darin herrschte. Sie tat es ruhig und beinahe so, als hätte sie keine Angst vor dem, was sich darin gerade abspielte. Ihr Blick ging von einer entstellten Fratze zur nächsten – beinahe so, dachte Andy, als würde sie nach jemandem Bestimmten suchen.
So verharrten sie einige Minuten – schweigend und jeder für sich, während die Frau angestrengt zwischen all den Fratzen hin und her blickte.
Noch währen Andy darüber nachdachte, was das wohl zu bedeuten hatte, passierte es:
Er stand wie gebannt da, unfähig sich zu regen , und konnte daher nichts anderes tun, als der Frau dabei zuzusehen, was sie tat.
Er wollte schreien, toben und sie davon abhalten. Doch all diese Gedanken kamen zu spät. Denn mit einem großen Schritt...
37.
Ein eigenartiges Gefühl bahnte sich den Weg in Claires Verstand, während sie sich dem Kirchenportal näherte.
Zunächst war es nur ein warmer Schauer, der scheinbar ihrem Herzen entsprang und in ihren gesamten Körper ausstrahlte. Es war ein angenehmes Gefühl, das jedoch mit jedem Schritt an Intensität gewann. So lange, bis es schließlich in glühenden Schmerz überschlug, dessen Ursprung Claire sofort erkannte:
Es war die Goldkette um ihren Hals, die scheinbar auf die Gefahr reagierte , in der sie sich in diesem Augenblick befand. Es war jene Kette mit Christusanhänger, die John ihr am Flughafen geschenkt hatte und der sie es vermutlich zu verdanken hatte, dass sie überhaupt noch am Leben war. Denn ohne die Kette, dachte Claire, hätte George sie gleich nach seiner Verwandlung getötet. Sie allein war es gewesen, die ihn bis zu diesem Zeitpunkt auf Abstand gehalten hatte.
Monatelang war keinerlei Regung von der Kette ausgegangen. Doch gerade in diesem Zeitpunkt, dachte Claire, - sie war noch keine volle Stunde in Plain Rock – war die Kette wie durch Geisterhand wieder zum Leben erwacht. Und Claire ahnte, was das zu bedeuten hatte:
Die geheimnisvolle Kraft, die der Kette innewohnte, reagierte auf die nahende Gefahr. Sie hatte es damals in der Hütte getan und sie tat es auch in diesem Augenblick.
Daran bestand für Claire kein Zweifel. Denn mit jedem Schritt, mit dem sie sich dem Portal näherte, wurde die Kette wärmer. Schließlich ging die wohlige Wärme in einen siedend heißen Schmerz über, der Claire die dünne Haut auf dem Brustbein verbrannte.
Sie griff deshalb sofort in den Ausschnitt ihrer Bluse und holte die Kette hervor. Der Schmerz ließ sofort nach und sie konnte sich wieder auf das konzentrieren, was sie eigentlich vorgehabt hatte.
Sie musste George finden...
Schließlich kam Claire vor dem Portal zu stehen und blickte in das Innere der Kirche. Zunächst sah sie nur in ein dunkles Gewirr aus Schatten. Doch es dauerte nicht lange, bis sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnten und ihr den entsetzlichen Anblick offenbarten, der ihr zunächst erspart geblieben war:
Und obwohl sie ganz genau wusste, worauf sie sich eingelassen hatte, krampfte sich ihr Herz dennoch zusammen und ihr blieb für einen Moment sogar die Luft weg. Zum einen wegen des ekelerregenden Gestankes, der ihr aus dem Inneren des Gebäudes entgegenschlug – und zum anderen wegen des fürchterlichen Anblickes, der sich ihr bot.
Unzählige entstellte Fratzen blitzten ihr aus dem Halbdunkeln entgegen. Frauen, Männer und Kinder – Claire kannte die meisten von ihnen bereits aus ihren Träumen. Sie hatte sie gesehen, als George über sie hergefallen war und sie getötet hatte. Sie starrten sie allesamt mit ihren durchdringenden Augen an und bleckten dabei ihre riesigen Zähne. Wie ein hungriges Rudel Wölfe, dachte Claire, kurz bevor die Jagd begann.
Der Anblick war schrecklich, doch Claire ließ sich davon nicht entmutigen. Sofort huschte ihr Blick von einer entstellten Fratze zur anderen. Sie wusste zwar nicht, ob es so einfach sein würde, George zu finden – dennoch hoffte sie, dass das Glück vielleicht auf ihrer Seite war. Und wenn das der Fall war, dachte Claire, dann standen die Chancen gut, dass sich George inmitten all der Vampire befand, die
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