Fleisch und Blut 2: Thriller (German Edition)
ihrem Schrecken zu nehmen. Er strengte sich an, rang mit sich selbst – doch es war vergeblich.
Kein einziger Ton kam heraus.
Seine Zunge war vollkommen taub. Gleichzeitig machte sich in seinem Mund der rostige Geschmack von...
... der Geschmack von...
„ Was ist denn los, Mister Barnes?“, fragte der Mann auf der anderen Seite des Tresens. „Ist Ihnen der Drink nicht gut bekommen?“
Gleich darauf ergriff er Teddys Glas und begann , es mit dem Geschirrtuch auszuwischen. Er tat es langsam und ohne seinen Blick von Teddy zu nehmen. Zunächst polierte er das Glas von allen Seiten, warf anschließend einen prüfenden Blick darauf und legte es dann wieder zu all den anderen in die Vitrine.
Als er das Geschirrtuch dann wieder zusammenfaltete, erkannte Teddy sofort die Flecken, die sich inzwischen darauf abzeichneten. Sie waren scharlachrot und Teddy wusste sofort, dass sie unmöglich von dem Whiskey stammen konnten. Vielmehr sahen sie so aus, wie...
Für den Bruchteil sträubte sich sein Verstand und alle Gedanken darin kamen zum Erliegen. Es schien fast so, als versuchte sein Unterbewusstsein ihn von der Erkenntnis zu bewahren, die in diesem Augenblick in seinem Inneren keimte.
Doch dafür war es bereits zu spät.
Sämtliche Dämme begannen zu bröckeln, während Teddy immer mehr die Wahrheit erkannte, die sich dahinter verbarg. Eine Wahrheit, die so schrecklich war, dass er vollkommen die Kontrolle verlor und am ganzen Körper zu zittern begann.
Blut, oh mein Gott, es ist Blut...
Es war tatsächlich Blut.
Sowohl d ie Flecken auf dem Geschirrtuch als auch der Geschmack in seinem Mund.
Daran bestand überhaupt kein Zweifel.
Teddy senkte seinen Kopf und starrte mit weit aufgerissenen Augen die Flasche an, aus der er getrunken hatte. Sie enthielt keinen Whiskey mehr, sondern war ebenfalls halbvoll mit Blut.
„Was ist los, Mister Barnes“, fragte der Kellner, „noch einen Drink gefällig?“
Gleich darauf begann er schallend zu lachen. Es war ein höhnischer Laut, der durch die Kneipe hallte und Teddy beinahe um den Verstand brachte. Das Gelächter überschlug sich geradezu, wurde immer lauter und tiefer. So lange, bis alles Menschliche daraus verschwunden war und es sich anhörte wie das aufgebrachte Knurren eines großen Raubtieres.
Teddy wagte es nicht, noch ein weiteres Mal zu dem Mann aufzuschauen. Er wusste zwar nicht, was dann passieren würde, ahnte aber, dass nur wenig fehlte, damit er endgültig den Verstand verlor.
Einen Augenblick lang sammelte er seine Kräfte, dann stürmte er auch schon los.
Raus aus der Kneipe und weg von dem Tresen, hinter dem das Monster lauerte.
Hinaus ins rettende Sonnenlicht.
So war zumindest sein Plan.
Doch daraus wurde nichts.
K aum hatte er sich von dem Barhocker erhoben, stolperte er auch schon über seine eigenen Füße. Er verlor das Gleichgewicht und fiel der Länge nach hin.
Direkt auf seinen gebrochenen Arm.
Er konnte spüren, wie Knochen knirschend aufeinanderkrachten. Im gleichen Augenblick kam auch der Schmerz. Eine glühende Sturmflut, die durch seinen Körper brandete und jeden Gedanken schlagartig zum Erliegen brachte. Sämtliche Spannung wich aus seinem Körper und gleich darauf schlug er auch mit dem Kopf hart auf dem Boden auf.
Teddy konnte nicht anders – er schloss die Augen und schrie. Er schrie, was seine Lungen hergaben. So lange, bis der Schmerz ein bisschen nachließ und die Zahnräder in seinem Gehirn wieder begannen, ineinanderzugreifen.
Erst dann öffnete er wieder die Augen und sah in Richtung des Tresens. Aus den Augenwinkeln konnte er erkennen, dass inzwischen eine Veränderung stattgefunden hatte. Die Kneipe sah bei Wei tem nicht mehr so einladend aus wie noch wenige Augenblicke zuvor. Denn mit einem Mal sah sie vollkommen heruntergekommen aus. Der Fußboden war staubig und mit Kaugummis und Zigarettenstummeln übersät. Die Wände und die Decke hatten vom Zigarettenqualm im Laufe der Jahre eine hellgelbe Farbe angenommen. Zudem hing der Gestank von Bierdunst und Urin in der Luft.
Kurzum:
Die Kneipe war nicht mehr wiederzuerkennen.
Es war alles nur eine Illusion gewesen, dachte Teddy, eine gottverdammte Fata Morgana.
Doch ihm blieb nicht viel Zeit, um diese Erkenntnis sacken zu lassen. Denn gleich darauf sah er, dass die mit Abstand größte Veränderung nicht mit der Kneipe stattgefunden hatte, sondern mit dem Mann, der hinter dem Tresen stand.
Das jugendliche Gesicht des Green Berets war verschwunden. Stattdessen
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