Fleisch und Blut 2: Thriller (German Edition)
Nachmittag, wie er nicht besser hätte sein können... “
44.
Teddy hob langsam den Blick.
Seine Anspannung stieg mit jedem Herzschlag und er konnte spüren, wie das Adrenalin allmählich dafür sorgte, dass sich all die Muskeln in seinem Körper verspannten. Es verlieh ihm neue Kraft und schien gleichzeitig die Zeit zu verlangsamen. Der Augenblick zog sich in die Länge, während die Welt um ihn herum zusammenschrumpfte. Sein Gesichtsfeld engte sich ein und mit einem Mal hatte er nur noch Augen für das, was ihn hinter dem Tresen erwartete.
Unzählige Gedanken wirbelten durch seinen Verstand, während sein Blick immer weiter nach oben wanderte. Immer weiter in die Richtung, aus der die Stimme erklungen war.
Teddy wusste nicht, was ihm unmittelbar bevorstand. Er ahnte jedoch, dass es ihm nicht gefallen würde.
Bei Gott nicht...
Gleichzeitig versuchte er sich jedoch auch nichts vorzumachen – er wusste, dass er in großer Gefahr war. Seine Chancen standen schlecht. Nicht nur die Chancen, heil wieder aus der Sache herauszukommen, sondern vielleicht auch nur den nächsten Glockenschlag zu erleben.
Doch trotz der Angst konnte er nicht anders – er musste wissen, wer oder was hinter dem gottverdammten Tresen lauerte. Seine Neugier, dachte er, hatte ihn in diese Kneipe gelockt und sie würde es wahrscheinlich auch sein, die ihn unter die Erde brachte.
Er hätte rennen sollen, abhauen und aus der Kneipe verschwinden. Doch stattdessen blieb er einfach sitzen und stellte sich dem, was ihn erwartete.
Klar, dachte Teddy, für s Sterben war immer noch Zeit genug. Doch die Eitelkeit dieses Gedankens konnte man sich nur erlauben, wenn der Tod auch wirklich das Ende war.
Doch so, wie die Dinge in der Stadt standen...
Noch ehe dieser Gedanke verklungen war, ho b Teddy den Blick.
Im gleichen Moment setzte sein Herz einen Schlag aus. Er zuckte zusammen und wäre fast rückwärts vom Barhocker gefallen.
Was zum...?
Auf der anderen Seite des Tresens – ihm direkt gegenüber – stand...
...oh mein Gott, das ist unmöglich, völlig unmöglich...
...der Green Beret, mit dem er in jenem gottverdammten Dorf in Vietnam gesprochen hatte. Der Soldat, der zusammen mit seinen Kumpels den kompletten Ort dem Erdboden gleichgemacht hatte. Das Monster, von dem nicht einmal die Frauen und die Kinder verschont geblieben waren.
Seit damals waren zwar viele Jahre ins Land gegangen, doch Teddy hatte seine Fratze nicht vergessen. Deswegen bestand überhaupt kein Zweifel darüber, dass er es auch wirklich war.
Gar kein Zweifel...
Er stand dort, grinste Teddy an und schien seit jenem Tag kein bisschen gealtert zu sein. Keine einzige Falte war in seinem Gesicht zu erkennen. Es schien so, als hätte sich die Zeit sämtliche Zähne an ihm ausgebissen, ohne auch nur eine einzige Spur zu hinterlassen. Während Ted selbst inzwischen ein alter Knacker geworden war, war er scheinbar um keinen einzigen Tag gealtert.
Er trug ein blütenweißes Hemd mit hochgekrempelten Ärmeln und eine dünne schwarze Krawatte , die er sich hinter die Knopfleiste gesteckt hatte – wie all die schicken Kellner in New York City.
Ein Geschirrtuch hing gefaltet über seinem rechten Unterarm – ebenfalls blütenweiß und unbenutzt, wie sei Hemd.
Da stand er und grinste Teddy an – durchbohrte ihn förmlich mit seinem Blick wie mit einem Speer. Und für einen Augenblick wagte Teddy es weder zu atmen noch zu blinzeln.
Er war wie erstarrt und konnte nichts weiter tun, als den düsteren Blick des Mannes zu erwidern.
„Stimmt etwas nicht, Sir?“, fragte der Mann hinter dem Tresen.
Beim Klang sein er Stimme zuckte Teddy zusammen wie bei einem Pistolenschuss. Hatte er bis zu diesem Zeitpunkt vielleicht noch geglaubt, dass er einem Trugbild aufgesessen war, so verflog auch diese Hoffnung in Windeseile.
Der Mann auf der anderen Seite des Tresens war real, dachte Teddy.
RE-AL...
„Mister Barnes“, fragte der Mann ein weiteres Mal, „ist alles in Ordnung mit Ihnen?“
Teddy wollte aufspringen und wegrennen. Wollte so lange rennen, bis das Fleisch in Fetzen von seinen Füßen hing und er in Sicherheit war. Weg von dem Dämon, der ihm gegenüberstand und ihn verhöhnte.
Weg, einfach nur weg.
Doch so sehr er es auch versuchte - es ging nicht. Sämtliche Kraft war aus seinem Körper verflogen und er konnte sich kaum noch regen. Er machte seinen Mund auf und versuchte, etwas zu sagen. Irgendetwas, dachte er, nur um der Situation ein bisschen etwas von
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