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Fleisch und Blut - Der Kannibale

Fleisch und Blut - Der Kannibale

Titel: Fleisch und Blut - Der Kannibale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Lee
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genug, der Polizei von seinen Recherchen zu berichten. Jürg Ambauen plante, am späteren Nachmittag ins Zürcher Unterland aufzubrechen.
     

    Immerhin waren die Strassen vom Feierabendverkehr nicht mehr blockiert und es dauerte eine knappe dreiviertel Stunde von der Zürcher Innenstadt bis zur Autobahn-Ausfahrt Kloten Nord. Der Himmel war von düsteren Wolken behangen. Ambauen fuhr in Richtung Lufingen und weiter nach Oberembrach. Von dort aus war es nicht mehr weit bis zum Hof, zu dem seine Spur führte. Er bog vor dem kleinen Einkaufsladen links ein und fuhr in Richtung Wald, wo er seinen Opel Corsa auf den Besucherparkplatz eines Mehrfamilienhauses lenkte. Es war bereits am Eindunkeln. Der Wald wirkte unheimlich. Es gab nur diesen einen Fussweg durch den Wald hindurch. Ambauen machte sich auf den Weg.
    «Hoffentlich ist es nicht allzu weit», sprach der Redaktor leise vor sich hin.
     

    Nach fünfzehn Minuten war Ambauen noch immer unterwegs. Umgeben von hochgewachsenen Tannen- und Laubbäumen mitten in der Dunkelheit fühlte er sich ausgeliefert. Weit und breit war niemand in Sicht. Weder ein Lichtlein noch ein Motorengeräusch war zu vernehmen. Ambauen schritt mutig mitten durch den düsteren Wald. Er klammerte sich an sein iPhone. Als er dann noch bemerkte, dass er keinen Empfang hatte, begannen seine Knie zu schlottern. Er hatte Angst, er verfluchte sich für seine Neugier und seine Sensationslust. Doch es gab für ihn kein Zurück.
     

    Äste knackten in unmittelbarer Nähe.
    «Scheisse, was, wenn mich der Perverse beobachtet?», überlegte er. Er wollte kein Angsthase sein und marschierte zügig weiter.
    Ein leises Knacken, vielleicht Rehe.
    Inzwischen war es stockdunkel. Ambauen war sich sicher, auf dem richtigen Weg zu sein. Er hatte ihn zuvor auf der elektronischen Satelliten-Karte im Internet gedanklich mehrmals durchlaufen. Inzwischen befand er sich etwa in der Mitte des Waldweges. Bald müsste er die drei Höfe sehen können.
     

    Mitten auf dem Waldweg, vorne in der Kurve, erkannte der Redaktor plötzlich den Schatten eines Menschen.
    «Eben doch ist mir jemand gefolgt!» Und los ging es wieder mit diesem Scheissgefühl in seinen Knien. Der Journalist war überzeugt, dass es sich bei dem Schatten um einen kräftigen 2-m-Mann handelte. Der Unbekannte war in eine schwarze Kutte gekleidet und versperrte ihm den Durchgang. Ambauen blieb panikartig stehen.
    Dann zog er sich hinter eine Holzbeige am Wegrand zurück.
    Aus seinem Versteck suchte er den Schatten des Mannes. Er konnte ihn nicht mehr sehen. Oder doch? Da war er wieder. Er kam mit langsamen, grossen Schritten auf ihn zu. Der Redaktor sah, dass der Schattenmann etwas in der Hand hielt. Ein Holzstück, einen Knebel – oder war es eine Axt?
    Der Schatten kam näher. Es war, als ob er den rechten Arm senkrecht haben würde.
     

    Jürg Ambauen hatte immense Angst. Er fühlte, wie sich seine Hose nässte und der Urin innen an den Oberschenkeln entlang lief. Ein ekliges Gefühl war das und peinlich noch dazu. Der Mann durfte keinesfalls sehen, dass er sich vor lauter Angst in die Hosen gepinkelt hatte. Er musste ihm gegenüber stark bleiben, alles andere könnte ein Machtgefühl beim Anderen auslösen.
     

    «Wer ist da?», rief er aus hinter seinem Versteck hervor. Er versuchte, seine Stimme bestimmt und autoritär klingen zu lassen.
    Es kam keine menschliche Antwort. Nur die Äste knackten wieder. Ambauen war schlug das Herz bis zum Hals hoch.
    Hastig nahm er das iPhone aus der Jackenbrusttasche: «Mist! Noch immer kein Empfang!», fluchte er leise.
    Er wählte die Taschenlampe in der iPhone-Funktion und leuchtete in Richtung des Schattenmannes. Was er im Licht sah war ein mannshoher Busch hinter einem Wegweiser mit der Aufschrift „Eigental“.
     

    «Was bin ich nur für ein Idiot, mich von einem Wegweiser zum Narren machen zu lassen und sogar in meine Hose zu pissen!», schimpfte er sich selbst. Seine Nerven hatten ihm einen üblen Streich gespielt. Da war kein Mann. Das waren seine Wahnvorstellungen. Erleichtert kam er hinter dem Holz hervor, ging zurück auf den Weg und folgte dem Wegweiser. Immerhin beruhigte ihn die Gewissheit, sich auf dem richtigen Weg zu befinden. Zügig lief er weiter und bald schon kam er aus dem Wald auf einen Feldweg. Von weitem sah er schattenhaft die Umrisse der drei Häuser.
     

    «Na, jetzt aber!» Ambauen war übermütig. Seine Angst vorhin war völlig unbegründet gewesen.
     

    Der Journalist war am

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