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Fleisch und Blut - Der Kannibale

Fleisch und Blut - Der Kannibale

Titel: Fleisch und Blut - Der Kannibale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Lee
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Körpergrösse wurde auf 1 m 75 geschätzt. Anhand der Füllungen geht man davon aus, dass er sich bei einem deutschen Zahnarzt die Zähne hatte flicken lassen. Die Polizei vermutet daher, dass es sich um einen Deutschen handelt, wobei sie nicht ausschliessen, dass der Tote ein Schweizer war, der jeweils über die Grenze zu einem deutschen Zahnarzt ging.»
    «Ist das alles?»
    «Ich befürchte ja.»
    Wut über den Mörder und seine grausame Gesinnung stieg in Köppel hoch. «Wir müssen den Mörder zur Strecke bringen und die Gesellschaft vor ihm schützen!»
    «Natürlich, Köppel. Nur haben wir im Moment nicht den kleinsten Anhaltspunkt, was mit den Opfern geschehen ist und wissen nicht, weshalb jemand diese grausamen Taten verübt hat! Wir wissen noch nicht einmal, ob es sich um denselben Täter handelt. Vielleicht haben wir es sogar mit einem Serientäter zu tun. Oder eine Organisation steckt dahinter. Sie sehen – gar nichts wissen wir! Das einzige, was klar ist, ist, dass wir weitere Morde verhindern und den Täter rasch finden müssen.»
     

    «Ein Serientäter!» Köppel schoss, wie von der Tarantel gestochen, hoch. Ein Geistesblitz ging ihm durch den Kopf: «Wir müssen die Medien, und damit die Leute, informieren!»
    «Daran habe ich soeben auch gedacht.» Aemisegger stand auf und ging gedankenversunken an Köppel vorbei zum Kaffeeautomaten im Korridor.
    Köppel war wie elektrisiert: «Ein Medienaufruf könnte hilfreich sein. Die Bevölkerung wäre gewarnt. Die Bevölkerung muss sofort gewarnt werden!»
     

    «Zum Schutz der Bevölkerung, aber auch, um allfällige Zeugen anzusprechen –wobei ich nicht nur ein gutes Gefühl bei diesen Gedanken habe.»
    «Wieso ein ungutes Gefühl?»
    «Überlegen Sie, Köppel. Zum einen sollten wir im Volk keine schlafenden Hunde wecken. Panik könnte ausbrechen. Wie würden Sie sich fühlen, wenn bei Ihnen ein Killer um die Häuser zieht? Und zum Zweiten: wir kennen unseren Mörder nicht. Wenn der Täter nach Aufmerksamkeit lechzt, würde er sich durch einen Medienbericht bestätigt fühlen. Es könnte ihm sogar gefallen, und ein Bericht könnte ihn in seiner Mordlust kitzeln und zu weiteren Verbrechen animieren.»
     

    «Zum Ersten: der Killer zieht um die Häuser und es ist unsere Pflicht, die Bevölkerung zu informieren! Was muss denn noch passieren? Er könnte so oder so weitere Morde begehen.»
    «Das ist korrekt. Es sind bereits zwei Fälle innerhalb eines Jahres.»
    «Ohne die Medien werden wir ihn niemals aufspüren. Ausser er macht einen Fehler. Ein Zeugenappell könnte hilfreich sein. Irgendjemand könnte ihn beobachtet haben oder der Mörder selbst hat in seinem Umfeld mit den Taten geprahlt.»
    «Ich bin noch nicht schlüssig.»
    Köppel überlegte und folgerte sogleich: «Chef, wir müssen die Medien informieren, wenn wir die Bevölkerung schützen wollen. In den Wald gehen kann tödlich sein!»
    «Mit dem Vorwurf, dass wir nicht alles, was in unserer Macht steht, unternommen hätten, kann ich weniger gut leben. In diesem Punkt muss ich Ihnen recht geben, Köppel.»
    «Sehen Sie.»
    «Köppel, wir haben keine Alternative. Suchen Sie mir sofort die Nummer der Schweizer Tageszeitung heraus. Ich setze mich gleich mit dem Chefredaktor in Verbindung.»
     

     

Zeugenaufruf
     

     

    Als Kommissar Aemisegger am nächsten frühen Morgen in seinem dunkelblauen Kombi am Kiosk vorbeifuhr, schaltete die Ampel auf Rot. Der gelbe Kleinwagen kreuzte Aemiseggers Wagen. Man trifft sich immer wieder. Jeder hat so seinen Rhythmus. Alles war wie immer. Unüblich war nur, dass der Fahrer des gelben Autos heute auf dem Parkplatz beim Kiosk einbog. Aemisegger hatte sich eingebildet, der Fahrer sei ein trendiger, junger Typ. Vielleicht hatte er das auch nur gedacht wegen der auffälligen Farbe seines Wagens.
     

    Der schon in die Jahre gekommene Mann trug eine sportliche Mütze. Er war bedeutend älter, als ihn Aemisegger geschätzt hatte. Dem Kommissar beobachtete, dass der Herr vor dem Kiosk-Plakat stehen blieb.
     

    Ein nerviges Hupen erschreckte den Kommissar. Die Warnsignale hatten offenbar ihm gegolten: die Ampel hatte längst auf Grün geschaltet. Noch bevor Aemisegger aufs Gaspedal drückte, stachen ihm die Schlagzeilen – die den Mann mit dem gelben Auto in Bann gezogen hatten – ins Auge. In grossen fetten Buchstaben stand auf dem Kioskplakat geschrieben:
     

    Monster tötete und zerstückelte sein Opfer
     

    Die Zeitung musste Kommissar Aemisegger sofort

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