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Fleisch und Blut - Der Kannibale

Fleisch und Blut - Der Kannibale

Titel: Fleisch und Blut - Der Kannibale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Lee
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    Zurück im Wagen angekommen, stürzte er sich auf den Bericht. In prominenter Aufmachung auf der Frontseite titelte die Tageszeitung:
     

    Knochenfund im Zürcher Wald
    Familie fand menschliche Überreste beim Grillieren.
     

    Der Bericht war von Redaktor Jürg Ambauen und Chefredaktor Felix Tägli verfasst worden. Für Aemiseggers Geschmack war der Text zu plakativ, zu populistisch. Natürlich war er sich im Klaren gewesen, dass eine solche Schreckensmeldung nicht unter vorgehaltener Hand, einspaltig in der linken Ecke, publiziert würde. Jede Zeitung verfolgte am Ende dasselbe Ziel: möglichst viele Exemplare davon zu verkaufen und damit für Anzeigenkunden attraktiv zu bleiben. Man brauchte sich diesbezüglich nichts vorzumachen. Auch würde ein kleinerer, versteckter Hinweis auf den Mord an Lukas Brennwald womöglich nicht die gewünschte Aufmerksamkeit erhalten. Allem in allem zeigte sich Aemisegger ganz zufrieden mit dem Artikel.
     

    Er war gerade im Begriff, seinen Motor wieder zu starten, als sein Handy klingelte.
    «Aemisegger, guten Tag.»
    «Herr Kommissar, darf ich Sie stören?»
    «Wer ist am Apparat?»
    Die Nummer auf dem Display kam Aemisegger bekannt vor, er hatte sie jedoch nicht gespeichert und wunderte sich, wer ihn in morgendlicher Früh anrief.
    «Ambauen, Jürg Ambauen. Ich bin der zuständige Redaktor bei der Tageszeitung.»
    «Ah. Guten Morgen. Ich habe den Bericht soeben gelesen.»
    «Sie können sich nicht vorstellen, was bei uns auf der Redaktion abgeht. Wir haben bereits über 50 E-Mails erhalten. Das Telefon läutet ununterbrochen. Die Bevölkerung fürchtet sich vor dem Unbekannten.»
    «Wundern Sie sich etwa? Ich meine, ein Artikel wie dieser löst bei den Leuten Panik aus. Das sollten Sie eigentlich wissen!» Aemisegger unterliess es nicht, Klartext mit dem Redaktor zu sprechen.
    «Sicherlich, Herr Aemisegger. Nur ist das Ziel einer Zeitung, den Leserkreis zu vergrössern und nicht, auf die Gefühle einzelner Rücksicht zu nehmen.»
    «Diese Diskussion müssen wir vertagen. Ich bin auf dem Weg ins Büro. Ich versichere Ihnen, wir werden alles tun, um den Täter schnellstmöglich zu finden!»
    Aemiseggers schlimmste Befürchtungen bestätigten sich leider. Die Menschen waren zwar gewarnt, jedoch löste der Bericht die befürchtete Panik in der Bevölkerung aus.
    Redaktor Ambauen erkundigte sich beim Kommissar über weitere Details und liess ihn wissen: «Wir fühlen uns den Lesern gegenüber verpflichtet, sie auf dem Laufenden zu halten.»
    «Davon empfehle ich abzusehen», gab ihm Aemisegger knapp zur Antwort.
    «Was wir angezettelt haben, müssen wir zu Ende bringen.»
    «Ich würde mit grosser Zurückhaltung über weitere Berichterstattung nachdenken.» Aemisegger blieb hart. Er konnte es dem Journalisten nicht verdenken. Doch irgendwie hatte er ein ganz ungutes Gefühl bei der Sache.
    «Ich werde meinerseits recherchieren und würde Sie informieren, falls ich dem Täter auf die Spur komme.»
    «Sie würden sich in grosse Gefahr begeben, Herr Ambauen, ich warne Sie. Das ist nicht Ihr Job, überlassen Sie diese Arbeit uns!»
     

Journalist auf Recherche
     

     

    Rund fünf Wochen waren ohne weitere Vorkommnisse verstrichen. Inzwischen hatte sich auch der Sturm von Anrufen und E-Mails seitens der Bevölkerung an die Redaktion gelegt. Die allgemeine Hoffnung bestand darin, dass der Täter abgeschreckt worden war. Es wurden keine weiteren Knochenfunde verzeichnet.
     

    Redaktor Jürg Ambauen hatte in den vergangenen Wochen intensiv recherchiert. Sein Eifer war ungebremst. Nicht nur der Berufsehre wegen, nein, dieser Fall zog ihn 24-Stunden pro Tag in seinen Bann. Er verfolgte eine heisse Spur, die ihn zum Täter führen sollte. Was er herausgefunden hatte, war eine Sensation schlechthin. Wenn sich das, was er hinter der Sache vermutete, bewahrheiten würde, würde die Story einschlagen wie eine Bombe. Chefredaktor Felix Tägli würde ihm für einmal auf die Schultern klopfen und Worte des Lobes an ihn richten. Sicherlich wäre er verpflichtet gewesen Aemisegger von der Kantonspolizei über seine Recherchen zu informieren. Doch nur aufgrund von Vermutungen wollte er nichts übereilen. Und sowieso war ihm Kommissar Aemisegger nach dem Zeugenaufruf derart an den Karren gefahren, dass er keine Lust verspürte, mit ihm zu telefonieren. Auch fehlte es ihm im Moment an eindeutigen Beweisen. Heute wollte er einer Spur nachgehen. Anschliessend war immer noch früh

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