Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)
dazu bereit über sie herzufallen.
82 .
Doch die Kreatur hatte andere Pläne.
Wie diese aussahen, wusste Claire nicht. Doch sie wollte sic h nicht helfen lassen – so viel war klar. Denn k aum hatte Claire die Hälfte des Weges zurückgelegt, war sie auf gesprungen und hatte sich zur Türe gewand t.
Claire hatte sofort erkannt , dass sie fliehen wollte. S ie machte einen schnellen Satz, sprang in die Richtung der Bestie und umklammerte mit ihrer freien Hand die Kette, die um ihre Brust war.
Sie zerrte so fes t sie konnte und versuchte damit die Kreatur an der Flucht zu hindern . Doch es dauerte nicht lange, bis sie erkannte, dass sie der unbändigen Kraft nichts entgegnen konnte. Sie kam sich vor, wie jemand, der versuchte einen wütenden Stier aufzuhalten, indem er ihn am Schwanz zog.
Es war aussichtslos, dachte Claire.
Die Kreatur war einfach zu stark . Claire konnte spüren, wie sich ihre Finger von der Kette lösten. Keine Sekunde später gelang es der Kreatur , sich zu befreien.
Sie stürzte zur Tür und durchquerte in Windeseile den Raum. Sie war so schnell, dass ihre Füße kaum den Boden berührten. Claire konnte nichts tun , als ihr hinterher zu schauen und auf ein Wunder zu hoffen.
Gleich darauf erkannte sie, dass sie gar kein Wunder mehr brauchte. Das E inzige , was sie brauchte, stand gerade im Türrahmen und blockierte den Ausgang. Es war eine schwarze Gestalt, deren Konturen sich kaum von der einsetzenden Dunkelheit abhoben. Trotzdem wusste Claire sofort, wer es war :
George .
Er stand im Türrahmen und blickte a bwechselnd Claire und die Kreatur an .
„Ist alles in Ordnung ? “, fragte er. Seine Stimme hatte einen knurrenden Unterton, der Claire sofort an den Abend erinnerte, an dem sie sich zum ersten Mal getroffen hatten.
„ Ja “, sagte Claire, „ja, alles ist gut. Aber bitte George, tu ihr nicht weh. Das ist Amanda, meine Schwester.“
George antwortete nicht, sondern quittierte ihre Anweisung mit einem Nicken. Dann stürzte er sich auf die Kreatur, die einst Amanda gewesen war.
Der Angriff war unbeschreiblich schnell und ließ Amanda keine Zeit für eine Reaktion . George griff nach der Kette und schleuderte die Bestie durch die Luft.
Die Bewegung war so schnell, dass Claires Augen sie nur häppchenweise verarbeiten konnten. Im einen Moment stand George noch im Türrahmen und im anderen wirbelte er Amanda durch die Luft. Claire stand nur da. Sie beobachtete das Schauspiel und war unfähig sich zu bewegen. Währenddessen wurde Georges Angriff immer wilder:
Er drehte sich immer schneller um die eigene Achse. Am höchsten Punkt des Schwunges ließ er die Kette los . D ie Kreatur flog quer durch den Raum, knallte mit dem Kopf gegen die Außenwand der Hütte und sank zu Boden. Dort wo sie aufgeschlagen war, zeugte eine Delle im Holz von der Wucht des Aufpralles.
„Schnell“, sagte George, „die Kellerluke.“
Kaum waren seine Worte verklungen, stürzte er sich e in weiteres Mal auf die Kreatur. E r wollte ihr keine Möglichkeit geben, sich von dem ersten Angriff zu erholen. Sie lag noch immer auf dem Boden und sah benommen aus.
Trotz all der Hektik begriff Claire sofort , was George vorhatte . Instinktiv sank sie auf die Knie und riss die Kellerluke auf.
Gleich darauf packte George ein weiteres Mal zu. Wieder wirbelte er d ie Kreatur herum, so schnell er konnte. Ihre Füße fegten durch die Luft, während ihre Pranken versuchten, Georges Gesicht zu zerfetzen. Die schwarzen Klauen schossen zischend durch die Luft .
Doch es gelang ihr nicht, ihn zu erwischen. E r war zu schnell. Er wirbelte sie durch den Raum und setzte zum Sprung an . Noch bevor Claire überhaupt wusste, was vor sich ging , flog er kopfüber mit der Kreatur im Schlepptau durch die Kellerluke.
Eng umwunden rauschten sie an Claire vorbei, mit der tobenden Wucht eines Güterzuges bei voller Fahrt. Keine Sekunde später knallten sie auf den Kellerboden. Der Aufprall ließ kurzzeitig die gesamte Hütte erzittern. Sämtliche Fenstersc heiben klirrten in ihren Rahmen.
Für einen Augenblick herrschte absolute Stille. Dann begann das Gepolter unter Claires Fü ßen von N euem.
Claire blickte durch die Luke hinab in den Keller, konnte aber aufgrund der Dunkelheit nur ein Durcheinander von Schatten erkennen. Schatten , die immer wieder aufs Neue miteinander verschmolzen. Knurrende Laute drangen zu ihr h och und ließen sie erschaudern . Denn in diesem Augenblick wusste sie selbst nicht, ob sie von Amanda kamen
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