Fleisch und Blut
vielleicht vorsichtig. Aber nicht vorsichtig genug. Sie hat das Magazin in der Pistole vergessen.«
»Tragischer Unfall«, sagte ich. »Du bist der Detective.«
Er starrte mich an. »Spuck's aus.«
»Jane hatte Erfahrung in häuslicher Krankenpflege. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie ihn in die Nähe einer Waffe gelassen hat.«
»Sie hatte alle Hände voll zu tun, Alex. Menschen werden unvorsichtig. Vollkommen kompetente Eltern drehen ihrem Hosenmatz den Rücken zu, während er auf den Swimmingpool zustolpert.«
Er starrte die Hauswand entlang. »Es gibt keine Anzeichen für gewaltsames Eindringen, es gab eine Schachtel mit Juwelen in Mrs. Abbots Kommode und einen hübschen dicken Safe mit einem Kombinationsschloss im Schlafzimmerschrank. Von all diesen Bildern ganz zu schweigen. Ruiz' und Gallardos erste Amtshandlung wird sein, nachzuprüfen, ob die Waffe registriert war. Anständige Bürger wie sie haben normalerweise keine illegalen Schießeisen im Haus. Wenn sie ihnen gehört, ist der Fall praktisch abgeschlossen.«
Er machte ein paar winzige Schritte, beschrieb einen kleinen, engen Kreis und zog seine Hose hoch. »Wenigstens weiß ich, warum sie mich nicht zurückgerufen hat.«
»Mit den Bildern hast du Recht«, sagte ich. »Wenn sie echt sind, sind sie ein Vermögen wert. Ein schönes Anwesen. Eine Spitzen-Immobilie. Ich frage mich, wer das alles erbt.«
Er wirbelte herum und sah mich mit halb geschlossenen, aber aufmerksamen Augen an, wie ein Wachhund, der sich ausruht. »Und der springende Punkt ist...«
»Mel Abbots einziges Kind ist vor zehn Jahren gestorben, Janes vor ein paar Tagen. Jetzt wird Mel für unmündig erklärt werden, und jemand anderem wird die Verantwortung für die gesamten Vermögenswerte übertragen. Wahrscheinlich einem vom Gericht bestellten Vermögensverwalter. Meiner Schätzung nach werden die Verwandten sich in einer Schlange aufstellen. Ich frage mich, wer vom rechtlichen Standpunkt aus gesehen an erster Stelle steht.«
»Ein Vetter aus Iowa. Na und?«
»Vielleicht nicht«, sagte ich. »Jane erwähnte eine voreheliche Vereinbarung, aber die träte vielleicht nur bei einer Scheidung in Kraft, nicht im Todesfall. Wenn in Mel Abbots Testament alles Jane vermacht wird, käme Lauren als Erbin in Betracht. Aber jetzt, wo Lauren tot ist, könnte ihr nächster lebender Verwandter an ihre Stelle treten. Und nun sieh mal, wer dich gerade angerufen und sich nach Laurens Finanzlage erkundigt hat.«
Sein Kopf machte einen Ruck nach vorn, und die Augen öffneten sich weit. »Allerliebster Daddy - oh, Mann, was hast du für einen verschlungenen Verstand.«
»Er hat angerufen. Stunden, nachdem Jane gestorben ist.«
»Jane Abbot und Lauren konnten ihn beide nicht ausstehen. Er hatte keinen Grund anzunehmen, dass ihn eine von beiden zum Begünstigten ernennt.«
»Ist schon ein Testament von Lauren gefunden worden?«
»Noch nicht.«
»Wenn sie ohne Testament gestorben ist«, sagte ich, »dann wird ein Erbschein vom Nachlassgericht ausgestellt werden, und die Karten sind neu gemischt. Ich bin kein Anwalt, aber ich bin ziemlich sicher, dass Lyle als ihr nächster lebender Verwandter einen begründeten Anspruch haben wird. Klar, der ganze Papierkrieg wird mühsam sein, und es müssen Erbschaftssteuern bezahlt werden, aber wenn diese Gemälde echt sind ... Lyle ist finanziell am Boden. Ein Picasso oder zwei würden da Wunder wirken.«
»Er legt seine Ex um und drückt dem alten Mann die Waffe in die Hand?«
»Wie du gesagt hast, konnte von Liebe zwischen ihnen nicht die Rede sein.«
»Hör auf, Alex. Er kann nicht so blöd sein, es zu tun und mich am selben Tag anzurufen. Das wäre so was von offensichtlich.« Er runzelte die Stirn. »Aber es war nicht offensichtlich, oder? Nicht bis dein abartiger Verstand sich dahinter geklemmt hat. Du bist vielleicht ein kreatives Herzchen.«
»Dass Lyle dich angerufen hat, war unverfroren«, sagte ich. »Aber, wie du gesagt hast, Menschen werden unvorsichtig. Machte er auf dich einen subtilen Eindruck? Der Typ ist wütend, deprimiert, ohne Arbeit, er trinkt, stampft mit einer geladenen Schrotflinte über sein Grundstück. Wenn das nicht die Voraussetzungen für eine Gewalttat sind, dann weiß ich auch nicht.«
»Du willst sagen, er hat Jane und Lauren umgelegt? Keine große böse Duke-Verschwörung oder Vertuschungsaktion in Sachen Shawna?«
»Wer weiß?«, sagte ich. »Der andere bedenkenswerte Punkt ist, dass alle um Lauren herum sterben.
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