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Fleisch und Blut

Fleisch und Blut

Titel: Fleisch und Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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verschränkte die Arme unter ihrem Busen und rief: »Jagen.«
    »Was jagt er?«
    »Normalerweise bringt er Vögel nach Hause. Oder ein Stück Rotwild.«
    Milo murmelte: »Dan'l Boone.« Zu Tish: »Wo ist er jagen, Ma'am?«
    »Oben bei Castaic. Wofür brauchen Sie ihn?«
    »Im Rahmen unserer Ermittlungen, Ma'am - können wir reinkommen?«
    »Was für Ermittlungen?«
    »Ihr Mann rief mich heute an, und ich wollte mich wieder bei ihm melden. Wie lange ist er schon weg?«
    Tish blinzelte dreimal. »Zwei Tage.«
    »Dann muss er mich von woanders angerufen haben. Hat er ein Mobiltelefon?«
    »Nee.«
    »Aber er hat Campingsachen mitgenommen.«
    »Yeah.«
    »Auch Schusswaffen.«
    »Er ist jagen«, sagte Tish.
    »Was hat er dabei, die Schrotflinte?«
    »Ich weiß nicht, was er mitnimmt. Er wickelt alles in Plastik ein. Ich pass nicht auf bei Waffen - warum stellen Sie all diese Fragen?«
    »Reine Neugier.«
    »Wollen Sie sagen, Lyle könnte auf jemand schießen?«
    Milo legte eine Pause ein. »Ist Ihnen das in den Sinn gekommen, Ma -«
    »Auf keinen Fall«, sagte sie. »Er hat das Zeug zu unserem Schutz und zum Jagen - das ist alles, und mir gefällt es. Er ist ein guter Mann, warum belästigen Sie ihn?«
    »Ich will ihn nicht belästigen, Ma'am. Demnach haben Sie zwei Tage lang nichts von Mr. Teague gehört?«
    »Ich hab Ihnen doch gesagt, er hat keins von den Dingern da.« Sie zeigte auf das Mobiltelefon. Ihr Tonfall besagte, dass dieser Mangel ein Verbrechen war, für das jemandem die Schuld gegeben werden musste.
    »Hmm«, sagte Milo. »Nun ja, mich hat er angerufen.«
    »Nun ja, mich hat er nicht angerufen.« Tish versuchte ein trotziges Gesicht zu machen, aber ihre grauen Augen blickten gekränkt drein. Sie trat ein paar Schritte näher. »Manchmal benutzt er ein Münztelefon - was wollte er von Ihnen?«
    »Über Lauren reden.«
    »Über sie? Warum das denn?«
    »Sie war seine Tochter, Ma'am.«
    »Nicht, wenn Sie sie gefragt hätten.«
    »Was meinen Sie damit, Ma'am?«
    Sie verschränkte erneut die Arme, kam noch zwei Schritte näher und blieb ein gutes Stück vor dem Tor stehen. Nackte Füße, die Zehen grau vom Staub. Das Perlmutt von abgestoßenem rosa Nagellack glitzerte hindurch. »Sie war nicht nett zu uns.«
    »Lauren?«
    »Weder zu mir noch zu ihm oder den Mädchen.«
    »Ich dachte, sie hat den Mädchen Weihnachtsgeschenke gebracht?«
    Tish lächelte süffisant. »Oh, klar. Tolle Geschichte. Sie kommt rein mit ihren coolen Klamotten und ihrem coolen Make-up und bringt sie mit all dem Süßkram und dem Ramsch ganz aus dem Häuschen, und dann, als sie geht, bin ich so nett und bedanke mich bei ihr und sage, dass sie etwas von dem Aprikosenkuchen, den ich mit frischen Aprikosen gemacht habe, mit nach Hause nehmen kann, weil ich nun mal so bin, und sie lacht mich aus und guckt auf das Kuchenstück runter, das ich ihr hinhalte, und sagt: ›Nein, danke.‹ Als ob ich Scheiße in eine Kruste gepackt hätte oder so was. Dann sagt sie: Wenigstens hast du bessere Manieren als er. Und bedankst dich bei mir. Was auch angebracht ist, weil ich das hier nicht nötig habe.‹ Und darauf ich: ›Wie meinst du das?‹ Und sie wieder: ›Du glaubst mir besser, dass du dich bedanken solltest, weil du nämlich nicht das kleinste bisschen von mir verdienst - du gehörst nicht mal zu meiner Familie, und er auch nicht und deine Blagen auch nicht.‹«
    Tishs Lippen zitterten. »Einfach so. Richtig gemein. In der einen Minute spielt sie mit den Mädchen, und dann beleidigt sie uns. Ich hätte es ihr mit gleicher Münze heimzahlen können, aber ich hab bloß gesagt: ›Na ja, tut mir Leid, dass du keinen Aprikosenkuchen magst. Auf Wiedersehens Und sie lacht wieder und sagt: ›Ich bin hergekommen, weil ich Klasse habe - etwas, was du nie kennen lernen wirst, Pummelchen.‹ Dann tänzelte sie zur Tür hinaus.«
    Tish ließ langsam die Arme sinken. »Sie hüpft herum, als ob sie einen ihrer Striptänze machen würde - und das ist die Klasse, die sie hatte, eine Stripperin und eine Hure. Wer ist sie dann also, mich mit ihrem snobistischen Getue von oben herab zu behandeln? Ich war so wütend, dass ich eine Migräne bekommen habe, aber wenigstens war sie hier raus. Dann, als ich gerade die Tür zumachen will, dreht sie sich um und kommt zurück, und ich denke: Okay, Tish, du hast dich eben ganz gut im Griff gehabt, aber sie bittet praktisch darum. Ich hab wirklich geglaubt, wir gehen jetzt zur Sache, und ich sage Ihnen, ich war bereit. Aber

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