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Fleisch und Blut

Fleisch und Blut

Titel: Fleisch und Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Sexualverbrechen.«
    »Also handelt es sich um unterschiedliche Motive«, sagte ich. »Shawna war ein Lustmord, die anderen wurden eliminiert, um sie zum Schweigen zu bringen.«
    Wir fuhren am Markt von Laurel Canyon vorbei, und die Straße stieg ziemlich rasch an. Milos Fuß trat das Gaspedal durch, und der Wagen erzitterte. Während die Bäume vorbeirauschten, begann mein Herz zu rasen.
    »Oh, Mann.«
    »Was ist los?«
    »Was ist, wenn Shawnas Tod das Geheimnis ist? Lauren ist irgendwie dahinter gekommen und hat davon zu profitieren versucht. Das wäre doch was, wofür es sich zu töten lohnt.«
    Bis zum Mulholland Drive war er still, dann fragte er: »Wie wäre Lauren dahinter gekommen?«
    Darauf hatte ich keine Antwort. Er begann an einem Ohrläppchen zu zupfen. Holte eine Panatella heraus. Bat mich, sie anzuzünden, und blies übel riechenden Qualm aus dem Fenster.
    »Nun ja«, sagte er schließlich, »vielleicht kann Jane Abbot uns ein Licht aufstecken. Ich bin froh, dich dabeizuhaben.« Ein zorniges Lächeln. »Das könnte nach der Sensibilität eines Psychologen verlangen.«
     
    Als wir vor dem Tor des Abbot-Hauses vorfuhren, war es kurz vor sechzehn Uhr. Sowohl das Mustang-Cabrio als auch der große weiße Cadillac standen vor dem Haus, aber niemand reagierte auf Milos Klingeln. Er versuchte es noch einmal. Der digitale Code ertönte, vier Klingelzeichen. Die Verbindung war unterbrochen.
    »Beim letzten Mal war sie an den Anrufbeantworter angeschlossen«, sagte er. »Die Wagen stehen in der Zufahrt, aber niemand ist zu Hause?«
    »Wahrscheinlich genau wie wir gedacht haben«, sagte ich. »Sie sind weggefahren und haben ein Taxi genommen.«
    Er drückte ein drittes Mal auf die Klingel, sagte: »Reden wir mit ein paar Nachbarn« und wandte sich ab, um zu gehen, während das Klingelzeichen ertönte. Wir waren fast beim Wagen, als Mel Abbots Stimme die Stille durchbrach.
    »Bitte ... dies ist nicht... dies ist...«
    Dann der Wählton.
    Milo blickte prüfend das Tor an, zog seine Hose hoch und packte einen eisernen Stab. Aber ich hatte bereits einen Halt für meinen Fuß gefunden und war als Erster über dem Zaun.

22
    Wir rannten zur Haustür. Ich versuchte sie mit dem Knauf zu öffnen. Abgeschlossen. Milo schlug gegen die Tür, drückte auf die Klingel. »Mr. Abbot! Hier ist die Polizei!«
    Keine Reaktion. Der Weg zur rechten Seite des Hauses war von einer Ficushecke blockiert. Zur Linken gab es einen gepflasterten, von Azaleen gesäumten Pfad, der zur Küchentür führte. Auch die war abgeschlossen, aber ein Fenster im Erdgeschoss stand halb offen.
    »Die Alarmvorrichtung ist an Ort und Stelle«, sagte Milo. »Es sieht nicht so aus, als sei sie beschädigt worden. Warte hier.« Er zog seine Waffe aus dem Holster, lief hinter das Haus und war Sekunden später wieder da. »Soweit ich sehe, hat sich niemand gewaltsam Zutritt verschafft, aber irgendwas ist faul.« Er steckte die Waffe zurück, verschloss das Holster, klopfte gegen die Scheibe des teilweise geöffneten Fensters und rief hinein: »Mr. Abbot? irgendjemandzu Hause?«
    Schweigen.
    »Dort hängt die Schalttafel der Alarmanlage«, sagte er mit Blick auf eine Seitenwand. »Das System ist ausgeschaltet. Okay, heb mich hoch.« Ich legte die Hände zusammen, fühlte eine Sekunde lang sein niederdrückendes Gewicht, dann hievte er sich hinein und verschwand.
    »Du bleibst, wo du bist. Ich werde die Lage überprüfen.«
    Ich wartete, hörte vorstädtischer Stille zu, nahm in mich auf, was ich von dem Garten hinter dem Haus sehen konnte: eine blaue Ecke des Swimmingpools, Teakmöbel, alte Bäume, die das Nachbargrundstück abschirmten, schöne olivgrüne Schatten, die ein Mosaik über einen Rasen legten, der zur Vorbereitung aufs Düngen vertikutiert worden war ... Jemand hatte Pläne für einen grünen Frühling.
    Acht Minuten vergingen, zehn, zwölf. Warum brauchte er so lange? Sollte ich zum Wagen zurückgehen und Verstärkung anfordern? Was würde ich der Zentrale sagen?
    Während ich darüber nachdachte, ging die Küchentür auf, und Milo winkte mich herein. In den Achselhöhlen seines Jacketts waren Schweißflecken zu sehen. Sein Gesicht war weiß.
    »Was ist los?«, fragte ich.
    Anstatt zu antworten, zeigte er mir seinen Rücken und führte mich durch die Küche. Die Arbeitsplatten aus blauem Granit waren leer bis auf eine Tüte Orangensaft. Wir gingen schnell an einer geblümt tapezierten Frühstücksnische und einer Speisekammer vorbei, durch das

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