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Fleisch und Blut

Fleisch und Blut

Titel: Fleisch und Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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dass du an Komplikationen Gefallen findest?«
    »Als meine Mutter mit mir schwanger war, ist sie von einem Pitbullterrier mit einer zwanghaften Verhaltensstörung erschreckt worden.«
    Die Frau in Gelb kam mit einem Kameramann und einem Tonmann im Schlepptau näher und begann mit dem uniformierten Beamten am Tor zu flirten. Lächeln auf allen Seiten, dann schüttelte der Polizist den Kopf, und die Reporterin schmollte, und das Nachrichtenteam gesellte sich zu der anwachsenden Menge vorstädtischer Gaffer.
    »Machen wir, dass wir hier verschwinden«, sagte Milo. »Geh einfach mittendurch und vermeide jeden Blickkontakt. Falls Ms. Bubblehead zwitschert, denk dran, dass sie ein Geier und kein Kanarienvogel ist.«
    »Fährst du nach Hause?«
    Er lachte schroff. »Machst du Witze? Ich liebe das gottverdammte Valley - hey, was hältst du von einer netten kleinen Spritztour nach Reseda?«
     
    Der Pendlerverkehr. Der Ventura Boulevard war verstopft, und ein Blick auf die Freeway-Überführung offenbarte ein Stillleben in Chrom. Milo blieb auf normalen Straßen, saß zu gerade auf dem Fahrersitz, seine Kiefermuskeln schwollen an und wieder ab, seine Lippen waren in Bewegung, eine große Hand schob die Haarsträhne beiseite, die in seine Stirn fiel - wiederholte die nutzlose Geste immer wieder.
    Schweigsam, sprach mit sich selbst. Erwog die Möglichkeiten, die ich ihm vorgestellt hatte.
    Ich hätte mich schuldig fühlen können, aber meine mentale Kamera machte ebenfalls Überstunden, präsentierte mir Bilder von Jane Abbots graugrüner Leiche. Dann: das gefesselte Bündel Menschenwrack, das Laurens letzte Pose gewesen war.
    Ich versuchte, den Kanal zu wechseln, aber das alternative Angebot war nicht schöner. Michelle und Lance, verkohlt. Shawna Yeager, auf undenkbare Weise misshandelt und dann in ein verborgenes Grab geworfen. Agnes Yeager stellte sich wahrscheinlich immer noch das schöne Gesicht ihres einzigen Kindes vor, aber mittlerweile würde Shawna nur noch aus Knochen bestehen.
    Mütter und Töchter, ganze Familien, verschwunden ...
    Nach Haseltine löste sich der Stau auf. Milo sagte: »Endlich.«
     
    Der gleiche Geruch nach Erde und Autolack, die gleichen wütenden Hunde.
    Als wir den Maschendrahtzaun um Lyle Teagues Grundstück erreichten, war die Sonne ein ziegelrotes Käppchen auf einer flachen grauen Glatze von Horizont, und der verschmierte Lichtfleck am unteren Himmel hatte ein kotfarbenes Braun angenommen.
    Schmutziges chemisches Licht präsentierte das schäbige Viertel von seiner schlimmsten Seite. Ein paar Jungs mit kahl rasierten Köpfen lungerten vor dem Wohnblock auf der anderen Straßenseite herum und tranken, erfreuten sich an der Illusion ihrer Unsterblichkeit. Auf ihren zunächst grinsenden Gesichtern machte sich ein Ausdruck von Furcht und Misstrauen breit, als wir vorfuhren. Als Milo parkte, zersplitterte eine Flasche am Bordstein. Als wir aus dem Wagen stiegen, waren die Jungs verschwunden.
    Das massige Vorhängeschloss an Teagues Eingangstor war an Ort und Stelle, aber der Pick-up mit den Chromstangen und den übergroßen Reifen fehlte, und wir hatten Einblick in den Carport, in dem Maschinenteile und zerbrochenes Kinderspielzeug herumlagen.
    »Verschwunden«, sagte ich.
    Milo spähte durch die Maschendrahtrauten. »Den hier ersteige ich nicht. Ich rufe seine Nummer an.«
    Als er nach seinem Mobiltelefon griff, öffnete sich die Haustür, zunächst einen Spalt und dann weiter, als Tish Teague mit einem braunhaarigen Mädchen im Alter von etwa fünf Jahren heraustrat. Die Augen des Kindes waren offen, aber es wirkte schläfrig. Die zweite Mrs. Teague trug ein babyblaues Top und zu enge weiße Shorts, die ihre Hüften wie eine Wurstpelle umschlossen. Der Träger ihres Büstenhalters hatte den gleichen Effekt auf ihren Oberkörper und verwandelte sie in eine Masse weicher Rollen, die von blassen Beinen getragen wurden. Blaue Tätowierung auf dem linken Bizeps. Ihre Haare waren nach oben gezogen und mit Gummis leicht schief zu einer Mähne zusammengebunden.
    Milo winkte, aber sie stand bloß da; ihr nichts sagendes, blasses Puddinggesicht bemühte sich um einen stoischen Ausdruck.
    »Mrs. Teague«, rief Milo. »Ist Ihr Mann zu Hause?«
    Kopfschütteln. Ihr Mund formte »Nein«, aber der Ton schaffte es nicht über den Hof.
    »Wo ist er, Ma'am?«
    Anstatt zu antworten, kehrte Tish ins Haus zurück und kam ohne das Kind und mit offenem Haar wieder heraus. Sie ging halb über den Hof, blieb stehen,

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