Fleisch und Blut
Großeinkäufe?«
Sie stellte die Tüten auf den Boden. »Nein, nur ... Es ist einfach eine Art von Beschäftigung - vielleicht ist es Karma oder so. Sie zu sehen. Oder wie wenn man an jemanden denkt, und dann taucht er plötzlich auf, wissen Sie?«
Ich grinste. Die Sonnenbrille verriet, dass ich es ganz gut hinkriegte. »Karma klingt prima für mich. Möchten Sie einen Kaffee?«
»Nein, danke -« Die dunklen Brillengläser bewegten sich von einer Seite zur anderen, musterten den Parkplatz. Ihre Arme waren glatt und trugen ein paar Sommersprossen. Kein BH unter dem Top. Wieder diese Brustwarzen. »Klar, warum nicht. Ich gehe welchen holen.«
»Ich mache das.« Ich stand auf und reichte ihr das Kreuzworträtsel. »Sehen Sie mal, wie weit Sie damit in der Zwischenzeit kommen. Sahne und Zucker?«
»Ein bisschen Milch und etwas Süßstoff.«
Als ich mich umdrehte, ergriff sie meinen Arm. Beugte sich vor und ließ mich die dicken weißen Oberseiten ihrer Brüste sehen.
Ihr Finger machte einen winzigen Kreis auf meinem Ellbogen.
»Koffeinfrei, bitte«, sagte sie.
Als ich zurückkam, saß sie über die Zeitung gebeugt da, hielt den Kugelschreiber so fest, dass ihre Knöchel hervortraten, und ihre Zungenspitze ragte zwischen den Lippen hervor. Ihre Haare waren offen und machten einen frisch gekämmten Eindruck.
»Ich glaube, zwei hab ich rausbekommen«, sagte sie. ›»Lynx‹ für ›Wildkatze‹, stimmt's? Und ›Burnett‹ für ›Komödiantin Carol‹. Aber nicht dieses Pony da - vielleicht ›Cochise‹? Ist das nicht indianisch oder so?«
»Hmmm«, sagte ich, als ich ihr den Kaffee gab. »Nein, das glaube ich nicht. Dieses senkrechte Wort hier ist ›Mayfly‹, deshalb muss ein Y darin sein.«
»Oh, stimmt... tut mir Leid.«
Ich setzte mich und nahm die Tasse in die Hand. Sie tat das Gleiche.
»Mmmm, gut«, sagte sie und nippte daran. »Leute, die diese Dinger lösen - Kreuzworträtsel. Ich finde das immer erstaunlich. Ich bin ziemlich clever, aber die Schule konnte mir eigentlich immer gestohlen bleiben.«
»Wo stand die Schule?«, fragte ich.
»In Phoenix, Arizona.«
»Heiß.«
»Wie in einem Ofen. Ich fand's Scheiße. Ich bin weggegangen, als ich siebzehn war - bin vor dem Abschluss von der Schule runter, hab bei meinem Alter geschwindelt und einen Job in Las Vegas bekommen. Ich bin Inliner in Magic Wheels gefahren.«
»Die Rollschuh-Show«, riet ich.
»Yeah, kennen Sie sie? Ich war eine tolle Rollschuhläuferin - ich bin Rollschuh gefahren, seit ich gehen konnte.«
»Magic Wheels«, sagte ich. »Das ist eine ganze Zeit gelaufen, oder?«
»Mehrere Jahre. Aber ich war nur sechs Monate dabei, hab mir den Knöchel verstaucht, und das ist zwar wieder verheilt, aber für ernsthaftes Skating nicht gut genug. Dann hab ich einen Platz bei Follies du Monde bekommen.«
Die Sonnenbrille wurde abgenommen. Ihre Augen sahen gelassen aus. Über sich zu reden hatte sie entspannt. Ich lehnte mich zurück, schlug die Beine übereinander und sah auf die drei Diamantringe an ihrer rechten und den dreikarätigen Rubin an ihrer linken Hand.
»Ein Showgirl«, sagte ich.
»Na ja, ganz so war es nicht - bloß ganz normal tanzen und die Beine hochwerfen«, sagte sie. »Als Erstes haben sie meinen Namen geändert. Die Produzenten. Sie sagten, ich hätte das Zeug zu einem Headliner und brauchte einen neuen Namen.«
»Was ist gegen Cheryl einzuwenden?«
»Cheryl Soames«, sagte sie. »Klingt nicht direkt pariserisch.«
»Und was haben sie sich ausgedacht?«
»Sylvana Spring.« Sie starrte mich abwartend an. »Es war so ein großes Treffen von mir und dem Choreografen. Wir sind zusammen draufgekommen.«
»Sylvana. Hübsch.«
»Fand ich auch - es bedeutet Wald, so wie: Machen wir einen Spaziergang im Wald. Und Spring, weil das die beste Zeit für einen Spaziergang im Wald ist, der Frühling. Ich fand es irgendwie frisch und poetisch. Jedenfalls hab ich mir ein Jahr den Hintern abgetanzt, und sie haben mich nicht groß rausgebracht, aber den Namen hab ich behalten.«
»Noch eine Verletzung.«
»Nein.« Sie runzelte die Stirn und setzte die Sonnenbrille wieder auf. »Das hängt alles von internen Rangeleien ab. Wer macht was mit wem.«
»Und wie sind Sie in Malibu gelandet?«
»Das ist eine lange, lange Geschichte.« Sie klopfte auf die Zeitung und sah beiseite. »Hätten Sie was dagegen, wenn ich mir ein kleines Stück von Ihrem Bagel abbreche? Ich hab den ganzen Tag nichts gegessen - muss auf die
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