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Fleisch und Blut

Fleisch und Blut

Titel: Fleisch und Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Lichtschein der Taschenlampe setzte seinen Streifzug fort, entdeckte ein Schild mit der Aufschrift WACH-HUND IM EINSATZ, aber es tauchte kein Tier auf, um die Warnung zu bekräftigen. Eine Kette, die schwer genug war, um eine Yacht festzumachen, verband das Tor mit dem Zaun. Ein Vorhängeschloss von der Größe einer Faust vervollständigte das ungemütliche Äußere. Das Haus war eine primitive Kiste mit einem Gesicht so platt wie das von Spike, aber ohne dessen Persönlichkeit. Oben blasser Stuck, darunter eine dunkle Holzverschalung. Ein paar Meter daneben befand sich ein Carport in Fertigbauweise. Ein Pick-up mit langer Ladefläche und Reifen und Chromgestänge von einer grotesken Übergröße stand vor der Öffnung. Zu hoch, um hineinzupassen.
    »Keine Sprechanlage, keine Klingel«, sagte Milo, der das Tor untersuchte.
    »Andere Steuerklasse als Jane.«
    »Könnte einen Burschen reizbar machen.« Er rüttelte an der Kette, rief: »Hallo?«, ohne eine Antwort zu erhalten, zog sein Mobiltelefon heraus, wählte und wartete. Es klingelte fünf Mal, dann bellte eine Stimme am anderen Ende los. Ich konnte die Worte nicht verstehen, aber der Ton war deutlich.
    »Mr. Teague - Sir, bitte legen Sie nicht auf. Hier spricht Detective Sturgis vom Los Angeles Police Department ... Ja, Sir, das ist kein Scherz, es geht um Ihre Tochter ... Lauren ... Ja, Sir, leider bin ich das ... Sir, bitte legen Sie nicht auf - niemand will Ihnen einen Streich spielen ... Bitte kommen Sie nach draußen, wir stehen direkt vor Ihrem Haus ... Ja, Sir, am Tor - bitte, Sir. Ich danke Ihnen, Sir.«
    Er steckte das Telefon in die Tasche. »Ich hab ihn aufgeweckt, und er ist nicht erfreut.«
    Wir warteten. Zwei Minuten, drei, fünf. Milo murmelte: »Tobacco Road«, und sah auf die Uhr.
    In dem kleinen Haus waren immer noch keine Lichter an. Schließlich ging die Tür auf, und ich sah den Umriss einer Gestalt in der Öffnung stehen.
    Milo rief: »Mr. Teague? Wir stehen hier drüben.«
    Keine Antwort. Zwanzig Sekunden vergingen. Dann: »Yeah, ich sehe Sie.« Heisere Stimme. Schleppender, als ich sie in Erinnerung hatte, aber ich erinnerte mich nicht sonderlich gut an Lyle Teague. »Warum zeigen Sie mir nicht irgendeinen Ausweis?«
    Milo zückte sein Abzeichen und schwenkte es. Der schmale Mond war keine große Hilfe, und ich fragte mich, was Teague aus dieser Entfernung sehen konnte.
    »Machen Sie das noch mal.«
    Milo zog die schwarzen Augenbrauen hoch. »Ja, Sir.« Ein weiteres Schwenken.
    »Woher soll ich wissen, dass es keine Sonderanfertigung aus Tijuana ist?«
    »So knapp ist das Department nicht bei Kasse«, sagte Milo, der sich um einen unbeschwerten Tonfall bemühte.
    Teague kam ein paar Schritte näher. Lautlose Schritte. Seine Füße, die ich jetzt sehen konnte, waren nackt. Auch seinen gewölbten Brustkorb konnte ich erkennen. Er hatte nur eine kurze Hose an. Eine Hand beschirmte seine Augen, die andere hielt er an seine Seite gedrückt. »Ich habe hier eine Schrotflinte, und wenn Sie nicht derjenige sind, für den Sie sich ausgeben, ist dies eine deutliche Warnung. Wenn Sie es sind, regen Sie sich nicht auf, ich schütze nur mich selbst.«
    Bevor er ausgeredet hatte, war Milo vor mich getreten. Seine Hand befand sich unter seinem Jackett, und an seinem Hals traten die Muskeln hervor. »Legen Sie die Schrotflinte zu Boden, Sir. Gehen Sie in Ihr Haus zurück, rufen Sie das Polizeirevier West L. A. unter der Nummer an, die ich Ihnen jetzt geben werde, und überprüfen Sie mich: Milo Sturgis, Detective beim Morddezernat.« Er nannte ihm die Nummer seines Abzeichens, dann die Telefonnummer des Reviers.
    Teague beugte den Arm, in dem er die Schrotflinte hielt, aber die Waffe blieb unsichtbar im Schatten seines Körpers.
    Milo sagte: »Mr. Teague, legen Sie die Waffe jetzt auf den Boden. Wir wollen nicht, dass es zu einem Unfall kommt.«
    »Morddezernat.« Teague klang unsicher.
    »Das ist richtig, Sir.«
    »Sie wollen sagen ... Es geht hier um Lauren? Sie wollen sagen, dass sie ...?«
    »Ich fürchte ja, Mr. Teague.«
    »Scheiße. Was zum Teufel ist passiert?«
    »Wir müssen uns zusammensetzen und reden, Sir. Bitte legen Sie die Waffe aus der Hand.«
    Teague hielt den Arm mit der Schrotflinte weiter an seine Seite gepresst. Er stolperte näher, und es fiel gerade so viel Mondlicht auf ihn, dass sein Fleisch beleuchtet wurde. Aber das Licht reichte nicht über seine Schulter, und er wurde zu einem kopflosen Mann: ein weißer Torso mit Armen und

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