Fleisch und Blut
»Kamen er und Lauren gut miteinander aus?«
»Glänzend. Sie waren ein gutes Gespann. Er hat Lauren schließlich dazu gebracht, ihre Bude herauszuputzen. Er hat ein gutes Auge dafür - die meisten von denen haben ein gutes Auge.«
»Von denen?«
»Schwule. In dieser Hinsicht haben sie echt was drauf. Es war ein kluges Arrangement. Das hab ich zu Lauren gesagt. Kein Techtelmechtel, und er hätte ein gutes Auge für Inneneinrichtung.«
»Was meinte sie dazu?«
»Sie hat mir beigepflichtet.«
»Mit anderen Worten«, sagte er, »wissen Sie nichts von einem Konflikt zwischen ihr und Andy?«
Sie starrte Milo an. »Andy? Das können Sie nicht - nein, nein, lächerlich. Er hätte keinen Grund - er hat mehr von einem Mädchen als von einem Jungen. Sie waren wie zwei Mädchen aus derselben Studentinnenvereinigung.«
»Kein Grund für einen Konflikt, weil es keine sexuelle Spannung zwischen ihnen gab.«
Sie wurde blass. »Nun ja - ist es nicht in vielen Fällen so ... körperlich - Männer, die Frauen wehtun, weil sie ... verdreht sind?«
»Denken Sie, es könnte sich hier um ein Sexualverbrechen handeln?«
»Eigentlich nicht«, sagte sie. »Ich denke gar nichts - was weiß ich denn schon? War etwas - hat jemand sie missbraucht?«
»Es gibt keine Anhaltspunkte in dieser Richtung, Ma'am, aber wir müssen abwarten, was der Gerichtsmediziner sagt.«
»Der Gerichtsmediziner.« Jane Abbot begann erneut zu weinen. Ich gab ihr noch ein Papiertaschentuch, und Milo schrieb etwas in sein Notizbuch. Ich hatte nicht gesehen, wie er es herausgenommen hatte.
»Wenn Lauren ein paar Tage wegfuhr, wo fuhr sie dann hin, Mrs. Abbot?«
Sie blickte hoch. »Das weiß ich wirklich nicht.« Wieder sah sie woanders hin, und in ihre Stimme hatte sich ein neuer Ton geschlichen. Misstrauen. Milo musste es gehört haben, aber er hielt den Blick auf das Notizbuch gerichtet.
»Also hat sie Ihnen nie Einzelheiten mitgeteilt, sondern nur, dass sie wegfuhr«, sagte er.
»Lauren war fünfundzwanzig, Detective.« Sie wurde von einem Weinkrampf unterbrochen. »Tut mir Leid. Gerade musste ich daran denken, dass sie nie sechsundzwanzig wer- den wird ... Lauren war sehr zurückhaltend, Detective. Mir war klar, dass ich das respektieren musste, wenn ich ... auch weiterhin mit ihr gut auskommen wollte. Wir hatten in der Vergangenheit... unsere Probleme. Dr. Delaware kann die Einzelheiten beisteuern. Lauren war als Teenager wirklich rebellisch. Selbst als kleines Kind hat sie mir immer Kontra gegeben. Wenn ich schwarz sagte, bestand sie darauf, dass es weiß war. Dann hat uns mein Ex-Mann verlassen, und wir standen plötzlich ohne einen Penny da, und davon wollte Lauren nichts wissen. Sie lief weg, als sie sechzehn war, und seitdem hat sie nicht mehr mit mir zusammengewohnt. Mehrere Jahre lang habe ich kaum etwas von ihr gehört. Ich habe versucht...« Sie sah mich fragend an.
Ich brachte ein Nicken zustande.
»Wir nahmen wieder Verbindung zueinander auf«, fuhr sie fort. »All die Jahre, in denen ich kaum von ihr gehört hatte, und sie wollte wieder eine Beziehung zwischen uns herstellen. Ich hatte Angst, ich könnte sie erneut verlieren, wenn ich ihr auf die Nerven ging. Also ... hab ich's nicht getan. Und jetzt... vielleicht hätte ich ...«
»Sie haben keinen Grund, sich Vorwürfe zu machen«, sagte ich.
»Nein? Meinen Sie das ernst, oder ist das etwas, was Sie all denen sagen, die ...?«
Sie ließ den Kopf in die Hände sinken. Ihr Nacken war feucht vor Schweiß. Ich dachte an das Mittagessen, von dem Lauren aufgebracht nach Hause gekommen war. Sich beklagt hatte, Jane versuche sie zu kontrollieren. Was zu Janes kleiner Rede über Zurückhaltung im Widerspruch stand.
Sie richtete sich plötzlich mit rotem Kopf und kaltem Blick auf. »Ich will damit sagen, dass ich dabei war, sie wieder kennen zu lernen. Meine Tochter kennen zu lernen. Und ich dachte, es gelänge mir ganz gut. Und jetzt... sollte ich in der Lage sein, Ihnen mehr zu erzählen, aber ich kann es nicht. Weil ich keine Ahnung habe - es ist so weit gekommen, und ich habe keine Ahnung!«
»Sie machen Ihre Sache gut, Ma'am.«
Sie lachte. »Ganz sicher. Mein Baby ist tot, und das im ersten Stock wird mich gleich anpiepen. Ich mache meine Sache prima, einfach prima.«
»Ich werde alles tun, was ich ka -«
»Finden Sie denjenigen, der das getan hat, Detective. Nehmen Sie das ernst und finden Sie ihn - nicht wie die Cops, die es als einen Scherz betrachtet haben, als Lauren
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