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Fleisch und Blut

Fleisch und Blut

Titel: Fleisch und Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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erschien Sekunden später in einer gebleichten Jeans unter demselben T-Shirt.
    »Lyle? Irgendwas nicht in Ordnung?«
    »Ich hab gesagt, geh ins Zimmer.«
    Die Frau starrte uns an. »Was ist los?« Verquollene Augen, leichter Südstaaten-Akzent. Ein ganzes Stück jünger als Teague - vielleicht dreißig, mit langen, glatten braunen Haaren, grober Haut und breiten Hüften. Volles Gesicht, von Verwirrung gezeichnet. Ebenmäßige, aber nicht sehr einprägsame Züge. Als Kind hatte sie wahrscheinlich hinreißend ausgesehen.
    »Lyle?«
    Teague fuhr herum und sah sie an. »Es ist die gottverdammte Polizei. Lauren hat sich heute Nacht umbringen lassen.«
    Die Frau schlug die Hand vor den Mund. »O mein Gott - Omeingott!«
    »Geh wieder ins Bett.«
    »Omeingott -«
    Milo hielt ihr die Hand hin. »Detective Sturgis, Ma'am.«
    Die Frau heulte, zitterte, schlang die Arme um sich. Ergriff die ausgestreckte Hand. »Tish. Tish Teague -«
    »Patricia«, korrigierte ihr Mann. »Nicht so laut. Weck die Kinder nicht auf.«
    »Die Kinder«, sagte Tish Teague dumpf. »Sie brauchen sie nicht, oder?«
    »Herr im Himmel«, sagte Teague. »Warum zum Teufel sollte er die denn brauchen? Geh wieder rein und leg dich schlafen. Es geht dich nichts an. Du und Lauren, ihr hattet nichts gemeinsam, du kannst hier nicht helfen.«
    Die Lippen der jungen Frau zitterten. »Ich bin hier, falls du mich brauchst, Lyle.«
    »Ja, ja - geh jetzt.«
    »War nett, Sie kennen zu lernen«, sagte Tish Teague.
    »Bye, Ma'am«, sagte Milo.
    Sie biss sich auf die Unterlippe und floh.
    »Ihretwegen habe ich Laurens Mutter verlassen«, erklärte Teague lachend. »Ich hab sie auf einer Baustelle kennen gelernt. Sie war eine neunzehnjährige Mieze, fuhr einen dieser Imbisswagen. Jetzt haben wir zwei Kinder.«
    »Wie alt sind Ihre Kinder?«, fragte Milo.
    »Sechs und vier.«
    »Mädchen, Jungs?«
    »Zwei Mädchen. Als Sie anriefen und sagten, meiner Tochter sei etwas zugestoßen, habe ich an eine von ihnen gedacht. Deswegen war ich etwas durcheinander.« Er schüttelte den Kopf. »Lauren. Hab nicht viel von Lauren gesehen.«
    »Wann haben Sie sie zum letzten Mal gesehen?«
    »Das ist lange her«, antwortete Teague. »Wirklich lange her. Sie hat es mir übel genommen.«
    »Was?«
    »Alles. Die Scheidung, Pech - das Leben. Alles, was Scheiße war, war mein Fehler. Das hat sie zu mir gesagt. Sie hat mich vor ein paar Jahren angerufen und gesagt, ich wäre ein egozentrisches Arschloch, das es nicht verdient, am Leben zu sein.« Ein schiefes Lächeln. »Weil ich es nicht länger mit dem kalten Fisch namens Jane aushaken wollte.« Er zog seine Hose hoch. »Unsere Ehe war vom ersten Tag an Scheiße.« An mich gewandt: »Das war das Problem, das ist es, wo- durch Lauren ihren Knacks bekommen hat. Wir. Jane und ich. Die ganze Geschichte - Lauren zu Ihnen zu bringen - war ein gottverdammter Schwindel. Die Idee meiner Frau. Weil sie den Tatsachen nicht gern ins Gesicht sieht. Als ob man Lauren auf die richtige Bahn bringen könnte, solange sie in unserer beschissenen Umgebung lebt. Sie - Jane - war nicht aufrichtig zu Ihnen, sie hat Sie reingelegt, Kumpel. Eine große glückliche Familie. Deswegen hab ich die Therapie abgebrochen. Wir haben Ihre Zeit und mein Geld verschwendet. Ein Haufen Scheiße.«
    Die Hände lagen wieder auf den Hüften. Sein gesundes Auge bohrte sich in meine. Mein Schweigen ließ die Sehnen an seinem Hals hervortreten.
    »Warum muss er hier dabei sein?«, wollte er von Milo wissen.
    »Ich will den Mord an Ihrer Tochter aufklären. Dr. Delaware hat uns bei einer Menge Fälle geholfen. Falls es für Sie eine große Rolle spielt, kann ich ihn im Wagen warten lassen. Aber ich dachte, Sie wären mehr daran interessiert, uns dabei zu unterstützen, dass wir mit den Ermittlungen in die Gänge kommen.«
    Teagues Augen wurden heller. »Meine Tochter. Jedes Mal, wenn Sie das sagen, muss ich an Brittany und Shayla denken.« An mich gewandt: »Sie haben sich nicht sehr verändert, wissen Sie? Sie haben dieses junge Gesicht - glatt. Ich erinnere mich an Ihre Hände, Mann - richtig weich. Ein nettes, leichtes Leben, oder?« Wieder zu Milo: »In die Gänge, wie? Nun ja, ich kann dazu nichts beisteuern. Nach der Scheidung hab ich Lauren lange Zeit nicht gesehen, es müssen ... vier, fünf Jahre gewesen sein. Dann kommt sie eines Abends reingeschneit und sagt mir, ich war ein Stück Scheiße, frohe Weihnachten.«
    »Sie hat Sie an Weihnachten besucht?«
    »Rollt den

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