Fleisch und Blut
kritzelte in seinem Notizbuch. »Demnach gab es noch einen Kontakt vor dem Weihnachtsbesuch.«
»Telefongespräche hab ich nicht mitgezählt«, sagte Teague.
»Weitere Anrufe?«
»Nee.«
»Haben Sie ihr das Geld für die Kaution geschickt?«
»Nie und nimmer. Ich hab gesagt, vergiss es, du hast dir dein eigenes Bett gemacht, jetzt schlaf auch drin. Sie hat mich wüst beschimpft und aufgelegt.« Teague schnaubte. »Sie hat versucht, mir irgendwelchen Scheiß zu erzählen, die ganze Sache sei ein Irrtum gewesen, sie hätte in einem der Casinos gearbeitet, als Hostess für reiche Gäste, nichts Illegales, die Cops hätten ›überreagiert‹. Sie sagte, sie sei einfach ohne jedes Bargeld aufgegriffen worden, sie müsse nur nach Hause fahren können, um an ihre Kreditkarten ranzukommen, und sie würde es regeln, wenn ich die Knete rüberwachsen ließe. Kreditkarten - sie wollte mich wissen lassen, dass sie das süße Leben lebte, während ich in der Scheiße saß, mich allmählich wieder erholte.«
»Sie waren krank?«, fragte Milo.
Teague berührte das Narbengewebe. »Ich hatte früher mein eigenes Elektrounternehmen, hatte einen Job auf einer Baustelle in Calabasas. Irgendjemand hat Scheiße gebaut, und ich hing schließlich in einem Haufen Anschlusseisen drin. Ich hab eine Woche im Koma gelegen, mehrere Monate alles doppelt gesehen. Ich krieg immer noch Kopfschmerzen.« Er warf einen Blick auf die Bierdosen. »Ich hab auf Schadenersatz geklagt, Jahre damit verplempert, die Anwälte haben das meiste davon bekommen. Dann sagt sie mir, sie ist schwanger.« Er neigte den Kopf in Richtung Schlafzimmer. »Ich hab dauernd Schmerztabletten genommen, war die meiste Zeit ziemlich daneben, und Lauren ruft aus heiterem Himmel an und jammert mir was vor, dass die Polizei Meerreagiert.«
Seine Stimme klang herausfordernd. Selbst als Tote ging Lauren ihm noch an die Nieren.
»Wie hat sie ihre Kaution aufgebracht?«, fragte Milo.
»Woher soll ich das wissen?« Teague schüttelte den Kopf, fischte etwas aus seinem Bart. »Ich hätte sie bei dem ersten Weihnachtsfest vor die Tür setzen können, aber ich wollte mich anständig verhalten. Sie hat sich vielleicht nicht als meine Tochter betrachtet, aber ich war vernünftig genug, mir das nicht zu Herzen zu nehmen.«
»Sie hat gesagt, dass sie sich nicht als Ihre Tochter betrachtet?«
Teague lachte. »Das ist nur einer ihrer Sprüche gewesen, mit denen sie mich piesacken wollte. Ein großer Haufen Scheiße, und ich saß bloß da, ganz cool. So hab ich schon immer auf sie reagiert - als sie noch ein Kind war. Sie hat groß dahergeredet, und ich hab alles an mir abgleiten lassen.«
Langes Schweigen.
Teague sagte: »Lauren und ich, wir haben nie - sie war immer ein Satansbraten. Vom ersten Tag an hat sie's immer darauf angelegt, dass ich mir vorkomme wie ... ein Idiot. Alles, was ich gesagt und getan habe, war unsensibel. Und blöd.« Er legte die Hand aufs Herz. »Lauren war - manchmal gibt es Leute, mit denen man einfach nicht zurechtkommt, egal was zum Teufel man tut. Ich hab gehofft, dass sie vielleicht eines Tages erwachsen werden würde, Verständnis entwickeln, dass sie vielleicht anfangen würde ... höflich zu sein.«
Er schüttelte den Kopf. Feuchtigkeit war in seinen Augen zu sehen, zum ersten Mal. »Wenigstens habe ich noch zwei ... Die lieben mich, die beiden. Von denen muss ich mir keine Scheiße anhören - Sie haben wirklich keine Ahnung, wer es getan hat?«
»Noch nicht«, sagte Milo. »Warum?«
»Es gibt kein Warum. Ich hab nur gedacht, dass es kein großes Rätsel sein kann. Halten Sie nach einem Asi Ausschau, Kumpel. Weil sie sich für einen asimäßigen Lebensstil entschieden hat. Trotz aller schicken Klamotten. Als sie das letzte Mal hier war und mit ihrer Anmeldung am College prahlte, hatte ich meine Zweifel.«
»Woran?«
»Daran, dass sie Studentin war. Ich hab mir gedacht, dass das eine ihrer Schwindeleien war.« An mich gewandt: »Sie hat gelogen, seit sie keine Windeln mehr brauchte - ob Sie es gemerkt haben oder nicht, das ist die Wahrheit. Als sie vier oder fünf Jahre alt war, zeigte sie auf Rot und erzählte einem, es wäre Blau, nur um einem was vorzumachen. Für mich sah sie nicht wie eine Studentin aus, ich hab noch nie eine Studentin gesehen, die solche Sachen anhatte, all diesen Schmuck am Leib trug.«
»Teure Stücke«, sagte Milo.
»In meinen Augen ja, aber was weiß ich denn schon - ich geh nicht am Rodeo Drive einkaufen. Ihre Mutter
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