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Fleisch und Blut

Fleisch und Blut

Titel: Fleisch und Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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es Duggers Telefonnummer gewesen, die in Laurens Buch gestanden hatte, und so wenig mir de Maartens gefallen hatte, Dugger wurde dadurch zum ersten Kandidaten für »Dr. D.«. Und er hatte seine Anzeige zu der Zeit geschaltet, als Shawna Yeager verschwunden war. Milo hatte wahrscheinlich Recht damit, dass es keine Verbindung zwischen den beiden Fällen gab, aber dennoch ...
    Ich dachte noch ein bisschen darüber nach. Duggers Biografie war ungefähr so anstößig wie die Bedienungsanleitung für einen Pflug.
    Schwächer als schwach.
    Ich las die Kurzbiografie noch einmal, und etwas stach mir ins Auge.
    Zwei zeitliche Unterbrechungen: zehn Jahre zwischen seinem Bachelor of Arts und seiner Promotion und weitere zwei zwischen dem Hochschulabschluss und seiner ersten Stelle.
    Hübsche erste Stelle. Die meisten frisch gebackenen Dres. phil. betreten den Arbeitsmarkt mit einer Schuldenlast und sind gezwungen, befristete Lehraufträge und Einsteigerstellen anzunehmen. Benjamin J. Dugger war zwei Jahre verschwunden, nur um in einer leitenden Position wieder aufzutauchen.
    Büros in Newport Beach und Brentwood. Ein hinreichend mit Kapital ausgestattetes Unternehmen, um kostenlose Dienstleistungen anzubieten. Und was hatte Forschung über persönlichen Freiraum mit misshandelten Frauen zu tun?
    Es lief auf Geld hinaus.
    Manche Collegeprofessoren sind finanziell unabhängig.
    Simon de Maartens' Feindseligkeit machte mich neugierig, was seine finanzielle Situation betraf. Es war an der Zeit, mehr über beide Dr. D.s in Erfahrung zu bringen.
     
    Die Ovid-Files in der Forschungsbibliothek der Uni spuckten fünfundvierzig Publikationen bezüglich de Maartens' aus, alle über die Psychophysik des Sehens bei Primaten. Er war dreiunddreißig, und es gab keine Lücken in seinem Berufsleben. B. A. mit zwanzig an der Universität Leiden in den Niederlanden, mit fünfundzwanzig Doktortitel in Experimentalpsychologie in Oxford, zweijähriges Forschungsstipendium in Harvard, wo er einen dreijährigen Lehrauftrag bekam, dann eine Assistenzprofessur an der Uni und zwei Jahre später eine rasche Beförderung zum außerordentlichen Professor. Mitgliedschaft in den üblichen Gesellschaften und mehr als eine Hand voll akademischer Ehrungen, darunter ein Stipendium und eine Auszeichnung vom Braille Institute - vielleicht hatte seine Schimpansenforschung menschliche Anwendungsmöglichkeiten eröffnet.
    Benjamin J. Dugger war weniger fruchtbar gewesen: fünf Artikel, keiner lag weniger als zwei Jahre zurück, alle in derselben trockenen Masche. Die letzten drei waren gemeinsam mit Barbara Buffington und Monique Lindquist verfasst worden, die ersten beiden von ihm allein - Zusammenfassungen von Duggers Examensarbeit und seiner Dissertation: Messungen des persönlichen Freiraums von Ratten, die verschiedenen Abstufungen sozialer Deprivation ausgesetzt wurden. Die Zeitangaben ermöglichten es mir, den Beginn seiner Untersuchungen für die Abschlussarbeit auf vier Jahre vor seiner Promotion zu datieren. Damit blieb ein Zeitraum von sechs Jahren zwischen der Clark University und Chicago immer noch ungeklärt.
    Da ich keine weiteren Anhaltspunkte hatte, rief ich beide Hochschulen an und ließ mir seine akademischen Grade von den Verbindungen der ehemaligen Studenten bestätigen. Bislang war nichts Verdächtiges festzustellen. Warum sollte es auch? Ich suchte aufs Geratewohl.
    Als ich an Laurens Leiche dachte, die aus dem Müllcontainer fiel, rief ich noch einmal in Chicago an und fragte nach den Professorinnen Buffington und Lindquist. Die Erstere verbrachte einen Forschungsurlaub auf Hawaii, aber bei Lindquists Nebenstelle meldete sich eine Frau mit einer hohen, klaren Stimme: »Hier ist Monique.«
    »Professor Lindquist, hier spricht Mr. Lew Holmes vom Western News Service. Wir sind auf einen Artikel über eine Arbeit gestoßen, die Sie und Ihre Kollegen zum persönlichen Freiraum geschrieben haben, und fragen uns, ob einer von Ihnen mit uns über eine Sache sprechen könnte, die wir über zwischenmenschliche Beziehungen in den Neunzigern zusammenstellen.«
    »Ich glaube nicht«, sagte sie lachend. »Diese Studie war ziemlich esoterisch - jede Menge Mathematik, nichts über zwischenmenschliche Beziehungen. Wo sind Sie darauf gestoßen?«
    »In unserer Datenbank«, antwortete ich. »Also glauben Sie nicht, dass Sie uns helfen können?«
    »Ich glaube, wenn Sie über unsere Studie schreiben, versetzen Sie Ihre Leser in Tiefschlaf.«
    »Oh. Wie schade.

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