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Fleisch und Blut

Fleisch und Blut

Titel: Fleisch und Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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spät, na und - schließlich ging es ja nicht um eine Gehirnoperation. Was spielt es für eine Rolle, wenn man fünf Minuten zu spät kommt?«
    »Was ist mit Lauren? Wie sind sie und Gretchen miteinander ausgekommen?«
    Sie inhalierte und lächelte um eine Rauchwolke herum. »Lauren konnte mit Gretchen umgehen - war nett zu ihr und machte ihren Job und war zuverlässig. Und dann hat sie gekündigt. Das hatte Gretchen noch nicht erlebt.«
    »Wann hat sie gekündigt?«
    »Das muss vor ... drei, vier Jahren gewesen sein.«
    »Wie hat Gretchen darauf reagiert?«
    »Darüber hab ich nichts gehört, so oder so.«
    »War das etwas, weswegen Gretchen sauer wurde?«
    »Nee, Gretchen wurde nie sauer - zeigte nie irgendeine Gefühlsregung. Wie ich schon sagte, sie hat kein Herz. Wenn man sie aufschneidet, findet man sicher eins dieser Computerbauteile - einen Chip oder so.«
    »Hatte Lauren nie irgendwelche regelmäßigen Kunden? Jemanden, der sie wirklich mochte und bereit war, dafür zu bezahlen? Jemanden, den sie in letzter Zeit traf?«
    »Nee. Lauren hat sie alle gehasst. Im Grunde, glaube ich, hasste sie Männer.«
    »Mochte sie Frauen?«
    Michelle lachte. »Meinen Sie, ob sie sich gern von einer Freundin einen abkauen ließ? Nee. Wir haben auf Lesben gemacht, die ganze Zeit so getan, als ob, aber Lauren stand einfach nicht drauf. Schaltete ab - wie Sie sagten: distanziert.«
    »Warum hat sie bei Gretchen gekündigt?«, fragte Milo.
    »Zu mir hat sie gesagt, sie hätte genug Geld gespart, und ich hab ihr geglaubt. Als sie vorbeikam, um es mir zu sagen, sah sie großartig aus, hatte diesen kleinen Computer dabei -«
    »Einen Laptop?«
    »Yeah, sie sagte, er wäre fürs Studium. Und sie hatte wirk- lieh tolle Sachen an - besser als normalerweise. Ich meine, Lauren hatte immer schon was für Klamotten übrig. Gretchen ließ uns unsere eigenen Sachen kaufen, und Lauren wusste immer, wo man die guten Teile billig bekam - sie hat öfter am Fashion Mart als Model gearbeitet, wusste, wo es die Schnäppchen gab. Aber diesmal hat sie das Superding angehabt - einen Hosenanzug von Thierry Mugler, schwarz, saß wie angegossen. Und ein Paar Pumps von Jimmy Choo. Damals wohnte ich in einem richtigen Loch, drüben in Highland Park, und sagte zu ihr: Mädchen, du setzt dein Leben aufs Spiel, wenn du hier so rumläufst, mit diesen Klamotten. Sie sagte, sie könne auf sich selbst aufpassen, zeigte mir ...«
    Sie verstummte und zog an ihrer Zigarette.
    »Zeigte Ihnen was?«, fragte Milo.
    »Ihre Waffe.«
    »Sie hatte eine Schusswaffe dabei?«, fragte Milo.
    »Yeah, dieses kleine Schießeisen - silbernes Ding, ganz hübsch, das mit dem Spray zusammen in ihre Handtasche passte. Ich sagte: Wow, was ist das - Unterrichtsmaterial? Sie sagte: Ein Mädchen kann nie vorsichtig genug sein.«
    »Schien sie vor irgendetwas Angst zu haben?«
    »Nee, sie hat das ganz beiläufig gesagt. Was allerdings nicht viel zu bedeuten hat. Lauren hat nie viele Worte gemacht - man legte sich einfach nicht mit ihr an.«
    »Also kam sie vorbei, um Ihnen zu sagen, dass sie gekündigt hatte.«
    »Deshalb und um mir etwas Geld zu geben. Das war das erste Mal, dass sie mir Geld vorbeigebracht hat -«
    »Siebenhundert?«
    »In der Größenordnung - vielleicht fünf. Normalerweise lag der Betrag zwischen fünf- und siebenhundert.«
    »Wie oft hat sie Ihnen ausgeholfen?«
    »Alle paar Monate. Manchmal hat sie es einfach unter der Tür durchgeschoben, und ich fand es dann, als ich wach wurde. Sie hat mir nie das Gefühl gegeben, ich wäre der letzte Dreck, weil ich es nahm. Sie hatte eine Art - sie hatte Klasse, hätte reich zur Welt kommen sollen.«
    »Hat Lauren je irgendwas anderes gesagt, das uns dabei helfen könnte, ihren Mörder zu fassen?«, fragte Milo. »Irgendjemand, der sie vielleicht auf dem Kieker hatte?«
    »Nee, bei ihr drehte sich alles um das Studium. Studium hier, Studium da. Sie war ganz aufgeregt, weil sie eine andere Sorte Menschen kennen lernte, Professoren und so weiter.« Sie blinzelte zwei Mal. »Sie fuhr richtig darauf ab - Intellektuelle, Professoren. Sie war regelrecht heiß darauf, mit klugen Leuten zusammen zu sein.«
    »Hat sie je irgendwelche Namen von Professoren erwähnt?«
    »Nein.«
    »Hat sie je darüber geredet, dass sie für irgendwelche Professoren gearbeitet hat?«
    Sie starrte auf den Boden. Rollte den Hund auf den Rücken und kraulte ihn am Bauch. »Ich muss nachdenken - nee, ich glaube nicht. Warum?«
    »Sie hat einigen Leuten

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