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Fleisch und Blut

Fleisch und Blut

Titel: Fleisch und Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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hatte.
    »Nun komm schon«, sagte Milo. Er klingelte erneut, klopfte mit dem Fuß auf den Boden und ballte die Hände zu Fäusten. »Der Mistkerl hat uns tatsächlich den Rücken zugedreht.« Er trat mit der Fußspitze gegen den Türrahmen. Schlug gegen das Glas. »Endlich.«
    Die Tür ging auf. Der Portier trug eine hellgrüne Uniform und einen dazu passenden Hut. Er war um die sechzig und einen Kopf kleiner als ich, sein kompaktes, wächsernes Gesicht war von Sorgenfalten durchzogen und trug den schiefen Blick von jemandem, den man mit Nein großgezogen hatte.
    Er inspizierte das Glas in der Tür und wackelte dann mit dem Finger. »Jetzt sehen Sie mal her, beinahe hätten Sie das Glas -«
    Milo ging so schnell auf ihn zu, dass ich einen Moment glaubte, er würde den kleinen Mann umrennen.
    Der Mann im grünen Anzug stolperte nach hinten. Seine Uniform war so gründlich gebügelt worden, dass sie glänzte, und mit goldenen Tressen und angelaufenen Messingknöpfen geschmückt. Auf einem goldenen Plastikschild stand GERALD.
    »Polizeiangelegenheit.« Das Abzeichen blitzte drei Zentimeter vor Geralds Augen auf.
    »Und von was für einer Art von Angelegenheit reden wir hier?«
    »Unsere Angelegenheit.« Milo ging um ihn herum, drückte die Tür gegen den Widerstand seines Griffs auf und trat ein. Gerald lief Milo hinterher. Ich fing die Tür auf und bildete die Nachhut.
    Die Eingangshalle war ein kühles Gewölbe, das von einem sauberen, salzigen Geruch und dem ausgelassenen Glissando hawaiischer Gitarren erfüllt war. Düster, trotz verspiegelter Wände. Eleganter Teppichboden dämpfte unsere Schritte. Eine Sitzgruppe aquamarinblauer Ledersessel blockierte unseren Weg zur Empfangstheke des Portiers. Wir gingen um sie herum und nahmen Kurs auf die Aufzüge. Gerald der Portier schnaufte, um mit uns Schritt zu halten.
    »Warten Sie einen Moment.«
    »Wir haben genug gewartet.«
    »Ich war am Telefon, Sir.«
    Wir gingen weiter auf den Belegungsplan zu. B. Dugger: 1053. Oberster Stock. Das Penthouse. Die Spur des Geldes...
    Gerald sagte: »Wir sind ein Haus mit hohen Sicherheits -«
    »Ist Dr. Dugger im Hause?«
    »Ich muss zuerst oben anrufen.«
    »Ist er hier?«
    »Bevor ich anrufe, kann ich Ihnen nichts -«
    »Rufen Sie nicht an. Sagen Sie's mir einfach. Jetzt.« Ein großer Finger wackelte vor Geralds Gesicht.
    »Aber -«
    »Keine Widerrede!«
    »Er ist da.«
    Als wir im Aufzug standen, schlössen sich seine Türen vor der froschäugigen Empörung des Portiers.
    »Ja, ich weiß«, sagte Milo. »Er macht nur seinen Job. Nun ja, Pech gehabt - er ist von Gott zum Sündenbock des Tages ernannt worden.«
     
    Auf Penthouse-Höhe gab es drei Wohnungen, alle mit einer hohen grauen Doppeltür. Die von Dugger war eine der beiden mit Blick auf den Strand. Dugger war innerhalb von Sekunden nach Milos Klopfen an der Tür, eine zusammengerollte Zeitschrift in der Hand; eine Lesebrille hing an einer Kette um seinen Hals.
    Was er anhatte, war eine Variante der zerknitterten Sachen von gestern: ein weißes Hemd, dessen Ärmel bis zu den Ellbogen hochgekrempelt waren, eine beigefarbene Dockers, braune Slipper mit Kreppsohlen. Die Zeitschrift war die U. S. News.
    »Dr. Dugger?«, sagte Milo und hielt ihm sein Abzeichen hin.
    »Ja - was liegt an?«
    Ich stand hinter Milo, und Dugger hatte mich noch nicht genau ins Auge gefasst.
    »Ich würde Ihnen gern ein paar Fragen stellen.«
    »Die Polizei? Mir?«
    »Ja, Sir. Dürfen wir reinkommen?«
    Dugger stand verdattert da. Durch die Tür erhaschte ich einen Blick auf Glas vom Boden bis zur Decke, einen Fußboden aus schwarzem Granit, endlosen Ozean. Was ich vom Mobiliar sehen konnte, sah nach mittlerer Preislage und langweilig aus.
    »Tut mir Leid, ich verstehe nicht«, sagte er.
    »Es geht um Lauren Teague.«
    »Lauren? Was ist mit ihr?«
    Milo sagte es ihm.
    Dugger wurde kalkweiß im Gesicht und schwankte. Einen Augenblick lang dachte ich, er würde ohnmächtig werden, und bereitete mich darauf vor, ihn aufzufangen. Aber er blieb auf den Füßen, zupfte an seinem Kragen und drückte eine Handfläche gegen die Wange, als müsse er die Blutung einer Wunde stillen.
    »O nein.«
    »Ich fürchte doch, Doktor. Kannten Sie sie gut?«
    »Sie hat für mich gearbeitet. Das ist... grauenhaft. Mein Gott. Kommen Sie rein.«
     
    Das Penthouse bot jede Menge Platz. Eine Vertiefung mit einer Sitzecke ließ die Glaswand umfänglicher erscheinen, vergrößerte das Panorama. Keine Terrasse auf der anderen

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