Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fleisch und Blut

Fleisch und Blut

Titel: Fleisch und Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
Vom Netzwerk:
Seite des Glases, nur Luft und Unendlichkeit. Eine der wenigen Wände war mit Metallregalen bedeckt, die mit Heften und Büchern voll gestellt waren. Keine Essensgerüche aus der offenen Küche. Keine Spur einer Frau oder Anzeichen von häuslichem Leben. Als ich Dugger zum ersten Mal gesehen hatte, hatte ich mir seine Hände nicht angesehen. Jetzt tat ich es. Kein Ring.
    Er setzte sich, ließ den Kopf hängen und dann in die Hände sinken. Als er aufsah, richtete sich sein Blick auf Milo; mich hatte er immer noch nicht fixiert. »Um Gottes willen, was ist passiert?«
    »Jemand hat sie erschossen und in einem Müllcontainer abgeladen. Haben Sie eine Idee, wer so etwas getan haben könnte?«
    »Nein, natürlich nicht. Das ist nicht zu glauben.« Duggers Brust hob und senkte sich. Er atmete schnell. Schüttelte den Kopf. »Das ist nicht zu glauben.«
    »Was für eine Arbeit hat sie für Sie gemacht, Sir?«
    »Sie war Forschungsassistentin bei einem Projekt, das ich gerade durchführe. Ich bin Experimentalpsychologe.«
    »Was für ein Projekt, Doktor?«
    Dugger gestikulierte zerstreut mit der Hand. »Ich leite ein kleines Marktforschungsunternehmen. Wir machen hauptsächlich Auftragsarbeiten für Werbeagenturen - Testgruppen, Meinungsumfragen zu eingegrenzten Themen, diese Art Sachen ... Arme Lauren. Wann ist es passiert?«
    »Vor ein paar Tagen. Wann haben Sie sie das letzte Mal gesehen?«
    »Vor zwei Wochen. Wir befinden uns zwischen zwei Projekten ... Diese Sache ist so ...«
    »In welche Richtung ging Laurens Forschungsarbeit?«, fragte Milo.
    »Sie hat eigentlich nicht bei der Studie, für die ich sie engagiert habe, ging es um interpersonalen Raum«, sagte Dugger. »Warum spielt das eine Rolle?«
    Milos Antwort bestand in einem leeren Blick. Einer von vielen Tricks in seiner Tasche; es macht manche Leute unruhig. Dugger veranlasste es, ein anderes Ziel für seine Aufmerksamkeit zu suchen, und jetzt fiel sein Blick auf mich, und seine Kinnlade klappte herunter. »Sie waren vorhin im Aufzug bei meinem Büro. Sind Sie mir tatsächlich gefolgt? Warum um alles in der Welt sollten Sie so etwas tun?«
    Darauf waren Milo und ich vorbereitet. Er sagte: »Alles der Reihe nach, Sir. Bitte erzählen Sie uns, welche Rolle Lauren Teague in Ihrem Projekt gespielt hat.«
    Dugger wandte mehrere Sekunden nicht den Blick von mir ab. »Lauren hat als Konföderierte gearbeitet. Aber ...« Er schüttelte den Kopf. Sein Gesicht war immer noch weiß.
    »Aber was, Sir?«
    »Ich wollte gerade sagen, dass ihr Job nicht relevant sein kann. Aber ich bin sicher, wenn ich das sage, bedeutet das nichts für Sie.«
    Milo lächelte und zog sein Notizbuch hervor. »Was ist eine Konföderierte, Sir?«
    Dugger berührte die Kette seiner Brille. »Was Psychologen als Lockvogel bezeichnen.«
    »Ich bin kein Psychologe, Sir.«
    »Sie hat eine Rolle gespielt.«
    »Als Schauspielerin.«
    »Gewissermaßen«, sagte Dugger. »Lauren hat so getan, als nähme sie an einem Experiment teil.«
    »Aber in Wirklichkeit war sie in das Spiel eingeweiht?«
    »Es ist kein Spiel, sondern eine Untersuchung. Begrenzte Täuschung. Eine völlig normale Vorgehensweise in der Sozialpsychologie.«
    »Begrenzt?«
    »Wenn die Untersuchung vorbei ist, klären wir die Teilnehmer immer auf.«
    »Sie sagen ihnen, dass sie hereingelegt worden sind?«
    »Wir - ja.«
    »Wie reagieren die Leute darauf, wenn man sie hereingelegt hat, Doktor?«
    »Das ist kein Problem«, antwortete Dugger. »Wir bezahlen sie gut, und sie sind friedlich.«
    »Niemand wird wütend?«, fragte Milo. »Niemand, der möglicherweise seine Wut an Lauren auslassen möchte?«
    »Nein, natürlich nicht«, sagte Dugger. »Das können Sie nicht ernst meinen ... Doch, ich fürchte, das tun Sie. Nein, Detective, diese Art Problem hatten wir noch nie. Wir testen unsere Probanden vorher und nehmen nur psychisch ausgeglichene Menschen.«
    »Keine Verrückten, obwohl es sich um ein psychologisches Experiment handelt?«
    »Mit Psychologie des Abnormen habe ich nichts zu schaffen.«
    Milo sagte: »Der Kunde ist nicht an Spinnern interessiert.«
    Dugger schoss nach vorn. »Wir reden hier nicht über irgendwelche seltsamen Dinge, Detective. Das ist quantitative Marktforschung.«
    »Nichts, was mit Sex zu tun hätte«, sagte Milo.
    Duggers Gesicht nahm wieder Farbe an. »Nichts, was umstritten wäre. Darum geht es - in der Marktforschung versucht man, Normen zu etablieren, zu definieren, was typisch ist. Abweichendes Verhalten

Weitere Kostenlose Bücher