Fleisch und Blut
Schwester in ihrem Alter.«
»An der Uni?«
»Nein, an der Brown.« Er legte den Rest seines Sandwichs auf den Teller, ehrfürchtig, wie eine Opfergabe. »Wir sprechen hier über die Elemente einer großartigen Story. Wenn kein Buch daraus wird, dann vielleicht ein Drehbuch. Wenn Sie etwas herausfinden, muss ich es wissen. Abgemacht?«
»Wenn der Fall aufgeklärt wird, werden Sie der erste Schriftsteller sein, der davon erfährt.«
»Das klingt ziemlich mehrdeutig.«
»Ist es aber nicht«, erwiderte ich, ohne meinen Blick von ihm abzuwenden. Er versuchte gelassen zu wirken und hatte nicht viel Erfolg damit. Er war nur ein großer Junge. Ich kam mir wie ein Trickbetrüger vor und sagte mir, dass er über einundzwanzig war, freiwillig hier erschienen war und seine eigenen Motive hatte.
»Okay, okay«, sagte er. »Es ist ohnehin keine große Sache. Der entscheidende Punkt ist der, dass Shawna vielleicht doch nicht die Unschuld vom Lande war.«
Er nahm noch einen Riesenbissen von seinem Sandwich und spülte ihn mit Root Beer hinunter. Ich wartete.
»Shawna - und das ist keine Tatsache, es ist nur meine Annahme, das war zusammen damit, dass ich Mrs. Yeager nicht verletzen wollte, der Grund, warum ich es nie veröffentlicht habe. Außerdem hab ich es Riley und den Unicops erzählt, und sie haben mich ignoriert. Die Tatsache, dass Sie hier sind, verrät mir, dass sie sich nicht mal die Mühe gemacht haben, die Information in ihre Akte aufzunehmen. Weil Sie es bestimmt gelesen hätten, falls dem so wäre.«
»Was haben Sie rausgefunden, Adam?«
»Okay«, sagte er. »Shawna hat vielleicht für Aktfotos Modell gestanden. An einer Fotosession für das Duke-M.agazin teilgenommen - oder was sie dafür gehalten hat, denn ich glaube, dass es sich vielleicht um einen Beschiss gehandelt hat.«
»Wann hat sie das gemacht?«
»Vielleicht«, betonte er. »Und ich weiß es nicht. Wahrscheinlich irgendwann während der ersten Hälfte des Quartals, wäre mein Tipp.«
»Nicht lange nach ihrer Ankunft.«
Er nickte.
»Wie haben Sie das rausbekommen?«, fragte ich.
»Ich hab ein Foto gesehen - ich bin mir ziemlich sicher, dass es sich dabei um ein Foto von Shawna gehandelt hat. Und die Art und Weise, wie ihre Zimmergenossin reagiert hat, als ich es zur Sprache brachte, verriet mir, dass ich vermutlich Recht hatte.«
»Mindy Jacobus.«
»Yeah, Mindy. Ich bin ihr ziemlich oft auf die Nerven gegangen, weil sie der letzte Mensch war, der Shawna lebend gesehen hat. Sie hat nicht mit mir zusammenarbeiten wollen, sondern immer gesagt, dass sie und Shawna sich nahe gestanden hätten und sie nicht über Shawna herziehen wolle. Vielleicht meinte sie das ernst, aber ich glaube, dass sie auch ein bisschen eifersüchtig war.«
»Wie kommen Sie darauf?«
»Haben Sie Fotos von Shawna gesehen?«
Ich nickte.
»Mindy war süß, aber sie war keine Shawna. Ich will damit nicht sagen, dass es eine offene Animosität zwischen ihnen gab. Aber irgendwas daran, wie sie über Shawna sprach - ich konnte es nicht genau bestimmen, ich habe es nur gefühlt. Aus welchem Grund auch immer, Mindy wollte wirklich nicht über Shawna reden. Ich hab nicht lockergelassen - bin in ihrem Zimmer im Wohnheim aufgetaucht, hab sie zwischen ihren Kursen abgefangen, hab den rasenden Reporter gespielt.« Er lächelte wehmütig. »Ich muss ihr richtig auf den Wecker gegangen sein - heute würde sie mich wahrscheinlich festnehmen lassen, weil ich ihr nachsteige. Aber ich war wie ... besessen. Bestimmte Dinge ließen mir keine Ruhe. Zum Beispiel, warum hatte Shawna keinen Freund? Mindy hatte einen Freund. Jedes gut aussehende Mädchen kann ohne die geringste Anstrengung zu einem Freund kommen, hab ich Recht? Mindys Antwort lautete, dass Shawna eine Superstreberin war, Ende. Ging in die Vorlesung, kam zurück ins Wohnheim und lernte, ging in die Bibliothek und lernte noch ein bisschen. Aber ich hab die Streber in allen Bibliotheken überprüft, und niemand erinnerte sich daran, Shawna gesehen zu haben, und die Bibliothekarinnen auch nicht. Ich hab's auch geschafft, an Shawnas Bibliotheksunterlagen heranzukommen - normalerweise ein Ding der Unmöglichkeit, fragen Sie mich nicht, wie. Shawna hatte im gesamten Quartal kein einziges Buch ausgeliehen.«
»In Ihrem Artikel stand, an dem Abend, an dem sie verschwunden ist, wäre sie zur Bibliothek gegangen«, sagte ich.
»Das war die offizielle Geschichte. Mindys Geschichte. Und die Unicops haben sie geglaubt. Aber ich bin mir
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