Fleisch und Blut
ts, was für ein Zynismus.«
»Das kommt davon, dass ich zu viel Zeit mit dir verbringe.«
»Es wurde Zeit, dass du es begreifst«, sagte er.
Der Mord an Lauren nahm drei Absätze hinten im Lokalteil der Times vom nächsten Morgen ein. In dem Artikel wurde sie als Studentin bezeichnet.
Als ich aufgewacht war, hatte ich an Benjamin Dugger gedacht. Und an Shawna Yeager.
Die Tatsache, dass Duggers Intimitätsanzeige in den Wochen vor dem Verschwinden beider Frauen in der Zeitung gestanden hatte - Milo hatte Recht damit, dass es keine logische Verbindung gab, aber Rationalität war seine Domäne; ich konnte es mir erlauben, töricht zu sein.
Ich drehte und wendete es eine Zeit lang hin und her und beschloss, nach Adam Green zu suchen, dem Studentenjournalisten, der den Artikel über Shawna geschrieben hatte.
Zurück zum Telefonbuch, zu den vier Adam Greens. Im Vorwahlbereich 310; Gott wusste, wie viele andere es in dem Spektrum von Vorwahlnummern gab, das L. A. abdeckte. Ich bekam zwei falsche Verbindungen, einen stillgelegten Anschluss und dann eine Ansage auf einem Anrufbeantworter, die viel versprechend klang:
»Hier spricht Adam Green. Ich bin vielleicht unterwegs auf der Suche nach Inspiration oder leiste Sklavenarbeit an meinem Computer oder jage nur dem Vergnügen nach. Was auch immer, falls Sie nicht denken, dass das Leben Scheiße ist, hinterlassen Sie eine Nachricht.«
Nasaler Bariton. Junge auf dem Weg zum Mann.
Ich sagte: »Mr. Green, mein Name ist Alex Delaware. Ich bin ein Psychologe, der für das L. A. Police Department arbeitet, und würde gern mit Ihnen über Shawna Yeag -«
»Hier Adam. Shawna? Das kann nicht Ihr Ernst sein.«
»Doch, allerdings.«
»Sie rollen den Shawna-Fall wieder auf? Das ist unglaublich. Ist irgendwas passiert - hat man sie endlich entdeckt?«
»Nein«, sagte ich. »Nichts derart Dramatisches. Ihr Name tauchte im Rahmen einer anderen Ermittlung auf.«
»Was für eine Ermittlung?«
»Sind Sie immer noch Journalist, Mr. Green?«
Lachen. »Ein Journalist? Ob ich noch für den Cub arbeite? Nein, ich hab mein Examen gemacht. Ich bin freier Schriftstel ... Streichen Sie das, das ist anmaßend, ich schreibe Werbetexte. ›Goldene Tautropfen, ein organischer Atemzug morgendlicher Frische.‹ Die Hälfte davon stammt von mir.«
»Welche Hälfte?«
»Das wollen Sie nicht wissen - was ist denn nun los mit Shawna? Worum geht es bei dieser anderen Ermittlung?«
»Tut mir Leid, darauf kann ich nicht näher eingehen«, sagte ich. »Aber -«
»Aber ich soll mit Ihnen reden.« Er lachte erneut. »Ein Psychologe, wie? Was ist das hier, wollen Sie eine Art Profil für das FBI erstellen? Machen Sie ein Spezialfeature für Art & Entertainment?«
»Nein, ich arbeite wirklich für das LAPD. Ich habe Shawnas Fall erneut überprüft und bin dabei auf Ihre Artikel im Cub gestoßen. Sie waren gründlicher als alle anderen, und -« »Jetzt schmieren Sie mir Honig ums Maul. Yeah, ich war tatsächlich gut, nicht wahr? Die Konkurrenz war allerdings nicht groß. Niemand sonst schien sich einen Dreck darum zu scheren. Zu dumm, dass Shawnas Dad kein Senator war.«
»Apathie auf allen Seiten?«
»Das will ich nicht sagen, aber es war auch nicht gerade die Offensive einer Sondereinheit. Die Unicops haben getan, was sie konnten, aber sie sind keine Genies. Und der Typ, dem das LAPD den Fall zugeteilt hat, war ein alter Knacker - Riley.«
»Leo Riley.«
»Yeah. Er stand kurz vor der Pensionierung - ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, er versucht den Fall am Telefon aufzuklären.«
»Wo haben Sie das Material für Ihre Artikel herbekommen?«
»Ich hab mich vor dem Revier der Unicops rumgetrieben - meistens hab ich ihnen beim Telefonieren und beim Anpinnen von Flugblättern zugesehen. Wenn ich sie um Informationen anbaggerte, haben sie mich behandelt wie einen Jungen, der ihnen auf den Wecker geht - was ich auch war, aber das war mir egal, solange ich über den Fall berichtete. Ich hatte das deutliche Gefühl, dass ich der Einzige war, der sich darum kümmerte. Außer Mrs. Yeager natürlich - Shawnas Mutter. Nicht, dass es ihr viel genützt hätte - sie wurde auch von ihnen abserviert. Schließlich begann sie sich zu beschweren, und ein Fakultätsvorsitzender und der leitende Unicop trafen sich mit ihr und erzählten ihr, dass sie wirklich dranblieben. Sie hat von Riley auch nicht viel gehalten.« Er schwieg einen Moment und sagte dann: »Ich glaube, Shawna ist tot - ich glaube, sie war
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