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Fleisch und Blut

Fleisch und Blut

Titel: Fleisch und Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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habe nach einem Anruf das Revier verlassen.
    »Haben Sie eine Ahnung, wo er ist?«
    »Nee.«
    Ich gab ihm meinen Namen, legte auf und ging joggen. Als ich nach Hause kam, war die Sonne untergegangen, und Milo hatte nicht zurückgerufen. Ich duschte und zog mich um, und Robin rief ein paar Minuten später an, um mir zu sagen, dass sie nach Saugus gefahren war, um sich einen angeblichen Vorrat an Tiroler Geigenahorn anzusehen, der sich als wurmzerfressen und wertlos - und außerdem als Eichenholz - entpuppt hatte.
    »Jetzt stecke ich auf dem Freeway im Stau«, sagte sie.
    »Tut mir Leid.«
    »Ich nehme an, es ist kein schlechter Tag, verglichen mit dem anderer Leute.«
    »Wer zum Beispiel?«
    »Das weißt du nicht?«
    »Gute Frage«, sagte ich.
    »Alles in Ordnung, Schatz?«
    »Mir geht's prima. Willst du ausgehen, oder soll ich was zum Essen machen?«
    »Klar.«
    Ich lachte. »Was denn?«
    »Egal. Wenn du mich nur satt kriegst.«
    »Das klingt vernünftig«, sagte ich.
    »Du bringst dich doch nicht in irgendwelche zweifelhaften Situationen?«
    »Nein. Warum sollte ich?«
    »Gute Frage.«
    »Mir geht's prima«, sagte ich. »Ich liebe dich.«
    »Ich dich auch«, sagte sie. Aber in ihrer Stimme war noch etwas anderes als Zuneigung.
     
    Ich grillte Steaks und kam mir ziemlich nützlich vor, als erneut das Telefon klingelte und Milo sagte: »Was gibt's?«
    »Irgendwelche Neuigkeiten über Dugger?«
    »Hab mit seiner Exfrau gesprochen.« Es klang gehetzt. »Sie lebt in Baltimore - Anglistikprofessorin an der Hopkins.
    Und stell dir vor: Sie liebt den Kerl. Nicht auf romantische Weise. Als Mensch. ›Ben ist ein wunderbarer Mensch.‹ Keine ernst zu nehmenden Persönlichkeitsdefekte, die sie preiszugeben bereit war.«
    »Warum haben sie sich scheiden lassen?«
    ›»Wir haben uns in verschiedene Richtungen entwickelt.«!
    »Sexuell?«, fragte ich.
    »Danach hab ich nicht gefragt, Professor Freud«, sagte er mit übertriebener Geduld. »Es war nicht angemessen. Das Entscheidende: Sie war amüsiert darüber, dass die Polizei an ihm interessiert ist.«
    »Er hat sie vermutlich darauf aufmerksam gemacht, dass du anrufen würdest.«
    »Das glaube ich eigentlich nicht. Sie klang ehrlich überrascht. Jedenfalls hat sich gerade noch etwas anderes ergeben. Heute Mittag sind die Mordformulare aus der ganzen Stadt reingekommen, und eine Sache aus Downtown ist mir ins Auge gefallen. Zwei Leichen, die man in einer Gasse unweit der Alameda letzte Nacht oder am frühen Morgen abgeladen hat, in dem Industriegebiet östlich von Downtown. Ein Mann und eine Frau, die man in den Kopf geschossen, dann mit Feuerzeugbenzin übergössen und abgefackelt hat. Die Frau hatte nur einen Arm. Den rechten. Zuerst haben sie gedacht, der andere wäre verbrannt, aber dafür hatten die Leichen nicht lange genug gebrannt.«
    »Michelle.«
    Er fuhr fort: »Der Gerichtsmediziner sagt, es handle sich um eine alte Amputation; sie versuchen von dem, was von der rechten Hand übrig ist, Fingerabdrücke zu nehmen, aber das bisschen Haut, das nicht verschmort ist, ist übel zugerichtet, und es sieht nicht viel versprechend aus. Hoffentlich hatte sie einen Zahnarzt.«
    »Am Tag, nachdem wir mit ihr gesprochen haben.«
    »Mit den Fingerabdrücken der männlichen Leiche verhält es sich genauso, aber man hat ein paar versengte blonde Haare gefunden. Ein Weißer, etwa einsachtzig.«
    »Der Junkie, mit dem sie zusammenlebte«, sagte ich. »Lance.«
    »Ich hab die Drogenfahnder von Ramparts gebeten, alle Akten über Drogensüchtige namens Lance herauszusuchen. Hoffentlich habe ich bald was.«
    »Du sagst das so, als gäbe es noch einen Zweifel«, sagte ich.
    Schweigen. »Sie sind es, und jetzt frage ich mich, ob ich mit meinem Besuch ihr Todesurteil unterschrieben habe.« Er benutzte den Singular. Nahm die Schuld auf sich.
    »Jemand, dem es nicht gefiel, dass Michelle über Lauren redete?«
    »Auf der anderen Seite könnte eine Frau wie Michelle in alles Mögliche verwickelt gewesen sein. Das Haus, in dem sie wohnte, da gingen Drogen ein und aus, diese Typen nebenan waren hart drauf. Oder es hat jemand ihre Wohnung beobachtet, in mir das gesehen, was ich bin, und den Schluss gezogen, dass Michelle gesungen hat. Mir wäre das nicht aufgefallen - ich hab nicht danach Ausschau gehalten, ob sie überwacht wird.«
    »Gretchen wusste, dass du nach Michelle suchst«, sagte ich. »Sie hat nichts preisgegeben, aber Ingrid hat dir Michelles Nachnamen verraten. Dass Ingrid Gretchen

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