Fleisch und Blut
davon erzählt hat, ist nicht ausgeschlossen.«
»Yeah«, sagte er mit erzwungener Ruhe. »Diese Möglichkeit kam mir in den Sinn, also forderte ich einen Gefallen ein, den mir ein Detective schuldete, und bat ihn, Gretchen die nächsten vierundzwanzig Stunden im Auge zu behalten. Bislang ist nicht viel dabei rausgekommen. Sie war zu einem späten Mittagessen im selben Lokal, wieder mit Ingrid zusammen, ging zurück in ihre Boutique, blieb da bis drei, stieg dann in ihren kleinen Porsche Boxter und fuhr zum Strand -«
»Zu Duggers Haus?«
»Nein, nein, warte. Sie hat Santa Monica komplett links liegen lassen, ist vom Sunset direkt zum PCH gefahren, hat auf der gesamten Strecke bis Malibu die Höchstgeschwindigkeit überschritten und ist in Paradise Cove abgebogen. Eins dieser großen Anwesen mit Tor, die direkt am Highway liegen. Der Boxter hatte das Verdeck unten, und sie hat die ganze Zeit in ihr Mobiltelefon geschnattert und einen völlig sorglosen Eindruck gemacht. Sogar während sie am Tor wartete, hat sie weitergeplappert. Es dauerte nicht lange, bis man sie reinließ. Und mein Mann brauchte keinen Stadtplan, um nachzusehen, wo er war. Er hatte mehrere Male dort auf einer Party Sicherheitsdienst geschoben. Die Duke-Villa - der Palast, den Tony Duke auf Brüsten errichtet hat. Von wegen Silikon-Valley. Anscheinend engagiert Duke dauernd Cops außerhalb ihrer Dienstzeit. Unterstützt den Wohltätigkeitsfonds der Polizei, als Teil des ganzen Ehrbarkeits-Theaters. Es ist wohl keine Überraschung, dass Gretchen Duke kennt. Damals, als sie ganz oben schwamm, stand sie auf jeder Einladungsliste weit vorn.«
»Tony Duke«, sagte ich. »Vielleicht steckt da mehr dahinter.« Ich erzählte ihm, was ich von Adam Green erfahren hatte.
»Du hast dich auch umgetan«, sagte er gleichmütig.
»Ich dachte, es könnte nicht schaden.«
»Es hat nicht geschadet«, sagte er. »Alles, was dieser Junge gesehen hat, waren ein paar Nacktfotos; er weiß nicht, ob sie für den Duke waren.«
»Fotos, die in einem Duke-Heft versteckt waren. Tony Duke hat eine Vorliebe für junge Blondinen, oder nicht? Sowohl Shawna als auch Lauren erfüllen diese Voraussetzung.«
»Ich bin sicher, bei Tony Duke stehen die Blondinen Schlange, um Darling des Monats zu werden, aber er genießt den Ruf, sie zu vögeln, nicht sie zu töten. Und warum sollte er sich ein Callgirl wie Lauren nehmen?«
»Über Geschmack lässt sich nicht streiten«, sagte ich.
»Das ist wohl richtig, aber die Drehbuchfantasien eines College-Jungen und dass Gretchen eine Fahrt nach Malibu macht, lassen mein Herz nicht unbedingt schneller schlagen.«
»Der Münzfernsprecher, mit dem Lauren telefoniert hat, steht auch in Malibu.«
»Genau. Kannst du dir vorstellen, wie Tony Xanadu verlässt, um Anrufe an einer Tankstelle entgegenzunehmen?«
»Erträgst du noch weitere Hypothesen?«
»Klar, schieß los.«
Ich lieferte ihm meine Theorie vom älteren Mann, schwafelte von Macht und Dominanz und von der Verletzlichkeit, die Shawna und Lauren vielleicht miteinander gemein hatten.
»Tony Duke«, sagte ich. »Da hast du einen älteren Mann.«
»Dann tauschst du Dr. Dugger gegen den Pornoprinzen ein?«
»Ich passe mich wechselnden Voraussetzungen an. Fünfzigtausend auf Laurens Konto wären Kleingeld für Duke. Außerdem hätte er einen guten Grund, ihren Laptop haben zu wollen.«
Milo antwortete nicht. Im Hintergrund kletterte Sirenengeheul wie ein Posaunensolo nach oben und fiel dann in den Abgrund der Stille.
»Tony Duke«, sagte er schließlich. »Herr im Himmel, ich hoffe, du irrst dich. Das ist genau das, was ich brauche.«
»Und das wäre?«
»Großwildjagd mit kleinem Kaliber.«
18
Vierzig Jahre lang hatte Tony Duke das Evangelium der Bedeutung durch Vergnügen gepredigt, eine Generation bekehrt und Millionen vom Sammelteller eingenommen.
Das leichte Leben lautete sein Credo. Vierzig Jahre lang hatte jede Ausgabe des Duke dieses Motto über dem Impressum verkündet.
Innerhalb von vier Jahrzehnten waren die Bilder im Duke ein bisschen wagemutiger geworden, aber die Aufmachung hatte sich seit dem ersten Heft nicht sehr geändert: golden getönte, mit Milch genährte weibliche Nacktheit, die vom Darling des Monats personifiziert wurde, kombiniert mit suggestiven Cartoons, väterlichen Ratschlägen zu den Themen Kleidung, Getränke und Anschaffung von Spielzeug, symbolische Ausflüge in den politischen Journalismus.
Als Duke seine Jungfern-Ausgabe publizierte,
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