Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fleisch und Blut

Fleisch und Blut

Titel: Fleisch und Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
Vom Netzwerk:
mir einen KUSS auf die Wange, während sie sich die Hände abtrocknete.
    Ich nahm sie in die Arme, küsste ihr Gesicht, rieb ihr den Rücken und fuhr mit den Fingern ganz sanft durch ihr Haar, damit sie sich nicht darin verhakten. Die Laute, die sie von sich gab, und die Art und Weise, wie sie mit mir verschmolz, verrieten mir, dass ich es ziemlich richtig machte, obwohl ich mich hauptsächlich darauf konzentrierte, die Gesichter von Toten auszublenden.
    Sie holte eine Flasche Cabernet, die ich vergessen hatte, und während wir aßen und tranken, kehrte mein Appetit zurück. Wir spülten zusammen ab, machten einen Spaziergang ohne Spike, hielten uns an den Händen und sprachen nicht viel. Der Abend war so kalt, dass man seinen Atem sehen konnte, und der Smog hatte sich anderswohin verzogen. Der Winter kalifornischer Art hielt schließlich Einzug. Ich würde morgen einen Kontrollgang durch den Garten machen, vielleicht die Rosen ein bisschen zurückschneiden, nachsehen, was am Teich zu tun war. Elementarer Kram. Konkreter Kram. Es wurde Zeit, dass ich das Stadium der Nutzlosigkeit überwand.
    Als wir wieder zu Hause ankamen, bekam ich noch einen KUSS auf die Wange und ein müdes Lächeln. Robin ging mit einem Stapel Zeitschriften ins Bett, und ich marschierte in mein Büro und machte den Computer an.
     
    Marc Anthony Dukes Name erzielte sechzehn schnelle Treffer, insbesondere Zeitungsartikel und die offizielle Website des Duke-M.agazins, die mit grinsenden Porträts des Mannes persönlich und winzigen Bildern mit Tangahöschen bekleideter Darlings vergangener Jahre geschmückt war, die mit einem Klick vergrößert werden konnten.
    Ich überflog das Material eine Zeit lang und erfuhr nur eine Sache, die mir neu war: Vor zwei Jahren hatte sich Tony Duke in den »Ultra-Ruhestand« zurückgezogen und das Tagesgeschäft von Duke Enterprises seiner Tochter Anita übertragen. Das den Bericht begleitende PR-Foto zeigte einen indigoblau gewandeten Duke, der stolz mit einer attraktiven brünetten Mittdreißigerin in einem schulterfreien schwarzen Abendkleid posierte. Anita Duke war rund zehn Zentimeter größer als ihr Vater, eine wohlproportionierte Frau mit glatten, bronzefarbenen Schultern und schönen Zähnen, die von einem zögernden, alles andere als glücklich wirkenden Lächeln präsentiert wurden. Sie wurde als »Investmentbankerin mit einem Wirtschaftsdiplom von der Columbia University und zehnjähriger Berufserfahrung an der Wall Street« charakterisiert. »Duke Enterprises stehen Jahre des Wachstums und der Einfühlsamkeit in den Verbraucher bevor«, prophezeite sie. »Schon bald werden wir mit voller Kraft voraus den Cyberspace erobern.«
    Ich suchte nach etwas weniger Schmeichelhaftem und fand zwei Organisationen fundamentaler Christen, die Duke Enterprises als »ein Werkzeug Satans« bezeichneten. Dann ein paar von Fans angestimmte Lobgesänge - selbst geschriebenes Zeug, wobei Tony Duke auf Listen am meisten bewunderter Menschen weit oben rangierte. Aus einem dieser Texte erfuhr ich, dass Dukes Frau vor zwei Jahrzehnten gestorben war und er erst vor vier Jahren wieder geheiratet hatte, und zwar einen früheren Darling, der auf den unwahrscheinlichen Namen Sylvana Spring (»das Mädchen, das Tony zähmte!«) hörte und mit dem er zwei Kinder gezeugt hatte.
    Eine eventuelle Zähmung war jedoch nur von kurzer Dauer gewesen. Duke und Sylvana hatten im vergangenen Jahr eine »Scheidung im besten Einvernehmen« vollzogen. Die Kinder seien der Beweis, behauptete der bewundernde Webmaster, für »Tony Dukes unverbrüchliche Potenz - erblasst vor Neid, ihr Viagra-Mampfer! Die wunderschöne Sylvana und die Teppichkrabbler wohnen immer noch in einem Gästehaus mitten auf T. D.s feudalem Malibu-Luxurama! Der Mann ist ultra-generös und voll cool!«
    Dann seitenweise heruntergeladene Cartoons und Doppelseitenfotos, Copyright-Verstöße, die Duke vermutlich tolerierte. Ein faltenloses, rehäugiges, schmolllippiges Gesicht nach dem anderen, Hartgummi-Hintern, geometrisch geschorene Schamhaar-Dreiecke. Und Brüste. Pfirsichfarben und rosa benippelt, identisch hochgebürstet und prall auf eine Weise, die Mutter Natur nicht vorgesehen hatte.
    Ich loggte mich aus und ging zurück ins Schlafzimmer. Nächtliche Kühle war hereingesickert, und Robin trug ein Flanellnachthemd, das sie bis zum Hals zugeknöpft hatte.
    »Ich wollte dich gerade holen«, sagte sie. »Bist du bereit einzuschlafen? Ich bin's.«
    Ihr Haar war hochgesteckt,

Weitere Kostenlose Bücher