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Fleisch

Fleisch

Titel: Fleisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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Gut, dass Sie pünktlich sind! Kommen Sie“, sagte Irene Baldwin und winkte sie herein. Sie schoss zurück in ihr Büro, noch bevor ihr voriger Besuch den Aufzug erreicht hatte.
    Sie hatte das Büro so grundlegend umgestaltet, dass sich Mary Ellen jedes Mal, wenn sie es betrat, in Erinnerung rufen musste, dass sie für die Regierung arbeitete und nicht für ein großes Wirtschaftsunternehmen. Aber es erinnerte sie auch daran, dass ihre Chefin nicht nur für eines der größten Wirtschaftsunternehmen gearbeitet, sondern es geleitet hatte. Wo früher gerahmte Schwarz-Weiß-Fotos aus der Geschichte der Landwirtschaft gehangen hatten, waren nun abstrakte Ölgemälde in kräftigen Farben zu sehen, die bei näherem Hinsehen Getreidehalme oder Wälder aus der Vogelperspektive darstellen konnten. Dennoch wirkten die neuen Wandverzierungen, als gehörten sie eher in ein Museum für Zeitgenössische Kunst als in das Büro einer Staatssekretärin im Landwirtschaftsministerium.
    „Setzen“, sagte Baldwin zu Mary Ellen.
    Bei ihren knappen Kommandos kam sich Mary Ellen oft vor wie in einer Hundeschule.
    Baldwin blieb hinter ihrem Schreibtisch stehen und zog Aktenmappen aus einem akkuraten Stapel, der auf einer Ecke der polierten Schreibtischoberfläche stand. Ansonsten lagen auf dem Tisch nur noch drei Stifte und ein Notizblock.
    „Ich habe Fragen“, sagte sie, während sie den Inhalt einer Mappe durchblätterte.
    Mary Ellen war gereizt. Natürlich, sie hatte Fragen. Jeden Morgen hatte sie Fragen und erwartete, dass Mary Ellen ihr ihre wertvolle Zeit sparen und die Antworten geben würde. Mary Ellen hielt ihren Rücken stocksteif, ihre Füße standen flach auf dem Boden in Erwartung dessen, was Baldwin ihr gleich über den Tisch schieben würde.
    „Ich muss einen Antrag bearbeiten.“ Baldwin hielt inne, um sich ihre Lesebrille aufzusetzen. „Irgendetwas mit einer mobilen Schlachteinheit in Fort Collins, Colorado. Worum handelt es sich da?“
    „Es gehört zu der Initiative ‚Kenne deinen Bauern, kenne dein Essen‘. Die Einheit fährt von Ort zu Ort und bietet auf einer gastgebenden Farm kleinen regionalen Erzeugern ihre Dienste an.“
    „Dienste?“
    „Ja.“
    „Schlachtungen.“
    „Das ist richtig.“ Mary Ellen verzichtete auf weitere Details.
    Sie hatte mittlerweile gelernt – und zwar auf die harte Tour –, dass ihre Chefin einen beißenden Sarkasmus hatte und sich gerne lustig machte über das, was sie die „Absurditäten“ oder „Eigenheiten“ der Behörde nannte. Trotz Mary Ellens kürzlicher Abwesenheit hatte sie beinahe fünf Jahre im US-Landwirtschaftsministerium verbracht und eine gewisse Treue zum Staatsdienst entwickelt. Sie mochte diesen Spott nicht, auch wenn einiges davon gerechtfertigt war. Natürlich hatte jede Behörde ihre Problemfälle.
    Irene Baldwin kam aus der Privatwirtschaft. Sie war Geschäftsführerin in einem großen Lebensmittelkonzern gewesen. Sie hatte sich emporgearbeitet und war schließlich verantwortlich für die Forschungsabteilung des Unternehmens gewesen, die weltberühmt war für ihre topmodernen Labors. Es war kein Geheimnis, dass sie eingestellt worden war, um die Kommunikationzwischen der Behörde für Lebensmittelsicherheit und -kontrolle und den privaten Verarbeitungsunternehmen und Händlern, die die Nahrungsmittelversorgung des Landes gewährleisteten, zu verbessern. Ihre Herkunft würde einer Behörde Glaubwürdigkeit verleihen, die in dem Ruf stand, die Verarbeitungsunternehmen und Händler aufzumischen, mit denen sie, statt sie bloß zu regulieren, eigentlich eng zusammenarbeiten sollte.
    „Zweite Frage.“ Baldwin schob die Brille hoch, die dazu tendierte, auf ihre Nasenspitze hinabzurutschen. „Warum habe ich hier eine Eingabe von einem“, sie hielt inne und blätterte durch die Seiten, „Wesley Stotter, der behauptet, dass diese mobilen Schlachteinheiten für – Zitat – ‚unethische und geheime Regierungsexperimente‘ genutzt würden?“
    „Diese Eingabe ist mir nicht bekannt.“
    „Nicht?“ Baldwin ließ die Mappe zu Mary Ellens Seite des Tisches rutschen. „Dann machen Sie sich damit bekannt. Stotter ist ein Radiotyp, der mehrere Sender beliefert. Es scheint, als habe er eine ziemlich große Zuhörerschaft, die wohl aus einer etwas kruden Mischung von Regierungsgegnern und UFO-Fanatikern besteht. Könnte gar nichts sein, könnte aber auch ein medialer Kopfschmerz sein, der sich zu einer Migräne auswächst. Letzte Frage.“ Und schon war

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