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Fleisch

Fleisch

Titel: Fleisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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Zaun und dem Container war. Sie hörte, wie er den Deckel aufschob, und roch sofort den Abfall.
    Sie zog ihre Jacke aus und legte sie neben seine, faltete sie aber nicht so hübsch zusammen, wie er es getan hatte. Sie beschloss, ihr Schulterholster anzulassen. Dann machte sie es ihm nach, beinahe so gewandt wie er, nur dass sie einen Splitter in ihre linke Handfläche bekam. Er war spitz und bohrte sich tief hinein – sie musste sich auf ihre Unterlippe beißen, um nicht zu fluchen, weil es sie so stach. Sie versuchte, auf ihre Ausdrucksweisezu achten, wenn Cari Anne zugegen war, seit das kleine Mädchen sie wegen ihres häufigen Gebrauchs von Schimpfwörtern verspottete. Es gab nichts Wirkungsvolleres als eine Neunjährige, die einem gute Manieren beibrachte. Schließlich konnte Julia ihr nicht einfach sagen, dass sie sich verpissen solle.
    „Wonach suchen wir eigentlich?“ Sie reichte Platt ein Paar Latexhandschuhe. Sie hatte mehrere aus der Küche mitgenommen. Platt sah sie erstaunt an, doch er nahm sie und zog sie sich über.
    „Nach allem, was es heute zu essen gab.“
    „Sind nicht vielleicht noch ein paar Reste davon im Kühlschrank?“
    „Das wäre zu einfach gewesen.“ Er lächelte, zog ein Blatt Papier aus seiner Gesäßtasche und faltete es auseinander. „Es gab sogenannte Taquitos. Haben Sie eine Ahnung, was das sein könnte?“
    Julia grinste. „Taquitos sind Cari Annes Lieblingsessen in der Cafeteria. Das ist eine Art Burrito, aber ein bisschen dünner und anders gefüllt.“
    „Mit Rind- oder Hühnerfleisch?“
    „Es gibt beides, aber sie mag sie am liebsten mit Rinderhack. Außerdem sind Käse, Zwiebeln und eine Soße drin. Wir haben versucht, sie nachzukochen, aber laut Cari Anne kriegen wir es nie richtig hin.“
    „Ich habe ganz vergessen zu fragen: Geht es ihr eigentlich gut?“
    „Sie hat auf meine Schuhe gekotzt, aber jetzt ruht sie sich aus. Sie ist zu Hause bei ihrer Mutter, und die weiß normalerweise, wann es ihr schlecht geht, ohne dass Cari Anne es ihr sagen muss.“ Im Stillen hieß sie sich aufzuhören. Warum machte es ihr etwas aus, dass sie nicht automatisch gesehen hatte, dass sich die Kleine nicht wohlgefühlt hatte? Das konnte man von ihr doch wohl kaum erwarten, oder?
    „Das muss eine spezielle Fähigkeit von Müttern sein, die wir anderen nicht haben“, erwiderte Platt, als hätte er ihre Gedanken gelesen. Aber er scherzte nicht. Stattdessen fand Julia,dass er … Wenn sie sich nicht täuschte, sah er traurig aus.
    „Werden sie selbst gemacht, oder sind sie vorgefertigt und tiefgekühlt?“ Er wühlte wieder im Müll.
    Einen Moment lang wusste Julia nicht, wovon er sprach, doch dann antwortete sie: „Ich bin mir nicht sicher, aber ich nehme an, sie sind vorgefertigt und tiefgekühlt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie Hunderte davon per Hand machen.“
    Platt sah wieder auf die Liste. „Außerdem gab es Kopfsalat und Buchweizenkekse.“
    Julias Magen knurrte. Platt zog eine Augenbraue hoch. Der widerliche Geruch war nicht verschwunden, genauso wenig wie die Fliegen.
    „Ich habe heute nicht zu Mittag gegessen“, erklärte Julia. Sich durch Abfall zu wühlen, ekelte sie nicht mehr an, als Gehirn von einer Wand zu kratzen oder zuzusehen, wie ein Rechtsmediziner einen Brustkorb knackte. Wenn sie hungrig war, war sie hungrig. Nur dass sie heute den Gestank der Kinderkotze im Schulflur und insbesondere von Cari Annes Erbrochenem auf ihren Schuhen nicht loswurde.
    Dankenswerterweise ging Platt nicht weiter darauf ein. Stattdessen griff er sich einen der obersten Müllsäcke und zerrte ihn zu sich heran. Er ließ ihn im Container und begann, die Plastikschnur zu entknoten.
    Julia nahm ebenfalls einen Sack, riss aber einfach ein Loch hinein. Sie zog eine Handvoll Müll heraus und stellte erstaunt fest, dass ihr Würgreflex übermächtig zu werden drohte. Zu ihrem großen Ärger musste sie sogar Gallenflüssigkeit wieder hinunterschlucken. Verdammt, ihr wurde doch nie schlecht. Warum jetzt? Und warum heute? Vor allem da sie nicht wollte, dass Benjamin Platt Maggie erzählte, dass ihre knallharte Freundin ihren Mageninhalt über einem Haufen Essensresten von Schulkindern ausgespuckt hatte.
    „Haben Sie Interesse an einer der Tüten, in denen der Salat geliefert wurde?“ Sie versuchte, sich auf ihre Aufgabe zu konzentrieren. Die weggeworfenen Salattüten waren das Einzigevon dem, was sie in der Hand hielt, das sie erkennen konnte. Alles andere war ein brauner

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