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Fleisch

Fleisch

Titel: Fleisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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unzurechnungsfähig. Soweitsie wusste, zerstießen die Jugendlichen gerne rezeptpflichtige Medikamente und schnupften sie, bisweilen eine Mischung aus dem, was jeder so gefunden hatte und zu der Party mitbrachte. Was natürlich gefährlich war und im Falle von Pillen mit Langzeitwirkung sogar tödlich enden konnte. Das Zerstoßen beschleunigte die Wirkung, und über die Nasenschleimhäute wurden die Wirkstoffe sogar noch schneller absorbiert.
    „Johnny?“ Sie versuchte erneut, seine Aufmerksamkeit zu erregen.
    Sie konnte sich hier auf Händen und Knien fortbewegen, wenn sie sich duckte. Trotzdem berührte sie mit dem Rücken Kabel, die unter den Bodenbrettern des Hauses verliefen. Ihr Shirt verfing sich an einem weiteren Nagel. Diesmal beachtete sie das Reißen des Stoffes nicht und krabbelte einfach weiter. Sie erreichte Johnny, doch er gab nicht zu erkennen, dass er ihre Gegenwart wahrnahm. Sie legte eine Hand auf seine Schulter, bemüht, ihn nicht zu erschrecken, als sie sich vor ihn hinsetzte.
    Im Taschenlampenlicht sah sie seine Augen und wusste es sofort. Sie sah die Kopfhörer und das herunterhängende Kabel. Das Murmeln, das sie gehört hatte, stammte von seinem MP3-Player, nicht von Johnny. Sie kam zu spät.

27. KAPITEL
    Washington, D. C.
    Julia Racine hatte nie wirklich verstanden, was Maggie O’Dell an Colonel Benjamin Platt fand. Er kam ihr zu diszipliniert vor, zu sauber, einer, der keinen Deut von den Regeln abwich. Obwohl sie zugeben musste, dass er einen knackigen Arsch hatte.
    Ja, na klar, so etwas bemerkte sie schon noch. Ihrer Freundin ging das auf die Nerven, aber Julia sagte dann für gewöhnlich: „Hey, ich bin lesbisch, aber nicht tot.“
    Ehrlich gesagt hatte sie immer gedacht, Maggie würde mehr auf Typen stehen, die etwas abenteuerlustiger waren. Nicht rücksichtslos, aber vielleicht etwas unvorhersehbarer und leidenschaftlicher. Auf jemanden, der ein bisschen mehr war wie … okay, wie sie selbst.
    Nachdem sie Platt ihre Hilfe angeboten hatte, folgte sie ihm auf den Schulparkplatz.
    „Wenigstens gibt es hier keine Kamerateams“, meinte Platt, während er sich umsah, um sicherzugehen, dass das auch stimmte. „Ich konnte es gar nicht glauben, als ich sah, dass sie noch vor mir hier waren.“
    Julia konnte das sehr wohl glauben. Die Aasgeier fanden immer ihre Beute. Und nun lebte sie mit einem von ihnen zusammen. Wenn ihr noch vor einem Jahr jemand gesagt hätte, dass sie sich in eine eingefleischte Journalistin verlieben würde, hätte sie diese Person als verrückt bezeichnet. Und jetzt war möglicherweise sie selbst die Verrückte. Zum zweiten Mal in ungefähr einer Stunde ertappte sie sich dabei, zu hoffen, dass es nicht Rachel war, die ihnen den Tipp gegeben hatte.
    Sie folgte Platt zu dem Müllcontainer in der Ecke. Er war mit einem mannshohen Zaun umgeben. Am Tor war ein Vorhängeschloss.
    Platt schlug leicht gegen das Schloss. „Wie schlimm steht es um uns, wenn wir sogar schon unseren Müll einschließen müssen?“
    „Wenigstens erschwert das das Entsorgen von Leichen.“
    Er sah sie an, als hätte er darüber noch nie nachgedacht. Aber witzigerweise war es das Erste gewesen, was Julia durch den Kopf gegangen war. Sie hatte schon zu oft irgendein armes Opfer aus einem Müllcontainer ziehen müssen – meistens Frauen. Männer wurden nur selten in den Müll geworfen.
    „Es wird etwas schmutziger, als Sie vielleicht dachten“, sagte er und bot ihr damit eine Ausflucht an.
    Er zog sein Sakko aus, und Julia sah ihm zu, wie er sorgsam seinen Geldbeutel und sein Handy in eine der Taschen steckte, bevor er es zusammenfaltete und auf den Boden legte. Sie musste sich zwingen, nicht die Augen zu verdrehen, als er seine Hemdsärmel so akkurat umkrempelte, dass es auf beiden Seiten völlig identisch aussah. Dann kletterte er in ungefähr drei Bewegungen über den Zaun.
    Gut, das hatte sie nicht erwartet.
    Vielleicht war er doch etwas abenteuerlustiger, als sie ihm zugetraut hatte. Aber er war natürlich ein sportlicher Typ. Er hatte einen netten, schlanken Körper und war durchaus in der Lage zu so etwas. Sie hätte nur nicht gedacht, dass er es riskieren würde, seine Hose zu beschmutzen oder seine polierten Lederschuhe zu zerkratzen.
    „Ich könnte ein paar Müllsäcke rüberwerfen“, sagte er.
    „Nein, machen Sie sich keine Mühe.“
    „Ja, Sie haben recht. Sie würden aufreißen.“
    Sie musste es sich nicht erst näher ansehen, um zu wissen, dass kaum Platz zwischen dem

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