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Fleisch

Fleisch

Titel: Fleisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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Matsch, der bereits schlecht roch.
    „Ja, das wäre toll.“
    Platt legte seinen Müllsack beiseite, um eine der Salattüten entgegenzunehmen.
    „Hier am Rand ist ein Code aufgedruckt.“ Er riss eine der Tüten auseinander und zeigte es ihr. „Die Obst- und Gemüseproduzenten haben sie nach dem Spinatrückruf von 2006 eingeführt. Mal sehen, ob ich mich daran erinnere, wie es funktioniert. Der Code dieser Tüte lautet P227A. Der erste Buchstabe bezeichnet die Fabrik, in der diese Tüte gefüllt wurde. Die 227 steht für den 227. Tag des Jahres, und der letzte Buchstabe bezieht sich normalerweise auf die Schicht, die gerade Dienst hatte. In den Firmen werden nun Aufzeichnungen gemacht, und so können wir zurückverfolgen, von welchem landwirtschaftlichen Betrieb und hoffentlich sogar von welchem Feld dieser Salat stammt.“
    „Es gibt hier so ungefähr vierzig oder fünfzig leere Salattüten. Wollen Sie die alle?“
    Julia war sich sicher, dass seine Schultern herabsanken angesichts der Größe dieses Vorhabens.
    Er schob seine Hemdsärmel über die Ellbogen und bemerkte nicht einmal, dass er etwas von dem braunen Matsch draufbekommen hatte. Er schien den Himmel zu mustern, als suche oder erwarte er Antworten von dort.
    Schließlich zuckte er mit den Schultern und sagte: „Irgendwo müssen wir ja anfangen.“

28. KAPITEL
    Nebraska
    Maggie hatte sich keine Gedanken gemacht, mit welchen Worten sie Johnny Bosh davon überzeugen könnte, seinen Zufluchtsort zu verlassen. Sie hatte auch nicht weiter darüber nachgedacht, wie sie seinen über ein Meter achtzig großen, achtzig Kilo schweren Körper durch den Engpass ziehen könnte, durch den sie sich gerade gequetscht hatte. Jetzt war das alles nicht mehr wichtig oder zumindest nicht dringend. Sie würde es den Sanitätern oder den Rettungskräften überlassen, sich darum zu kümmern.
    Sie saß gute zehn Minuten bei ihm und war sich dessen nur allzu bewusst, dass sie sich mit toten Opfern wohler fühlte als mit lebenden. Sie hatte Dawson Hayes nicht ein einziges Gegenargument nennen können, als er vorhin verkündet hatte, sie hätte ihn mit den anderen zusammen sterben lassen sollen.
    Was noch schlimmer war: Sie hätte voraussehen sollen, dass die Überlebenden einer solchen Tragödie – ganz gleich was im Wald wirklich geschehen war, die Kids hatten zwei ihrer Freunde verloren – eine schwere Zeit durchmachen würden. Wenn sie es schon nicht als Profilerin vorhersagen konnte, dann hätte ihre persönliche Erfahrung sie dazu veranlassen sollen. Wie oft war sie schon den Händen eines Killers entronnen, während andere gestorben waren?
    Vor noch nicht einmal einem Jahr war ihr Chef und Mentor Kyle Cunningham verstorben, nachdem er dem Ebola-Virus ausgesetzt worden war. Auch Maggie hatte sich angesteckt. Keine Woche verging, ohne dass sie sich fragte, warum sie überlebt hatte und Cunningham nicht.
    Die Profi-Psychologen, so wie ihre beste Freundin Gwen Patterson, die täglich mit dem menschlichen Verhalten zu tun hatten, bezeichneten dies rasch als Schuldgefühl des Überlebenden. Diese ständige Neigung, das Schicksal infrage zustellen, statt es anzunehmen oder einfach dankbar zu sein. Schuldgefühl der Überlebenden, das verstand sie. Aber Selbstmord, das verstand sie nicht so leicht.
    „Warum hast du das getan?“, fragte sie Johnny Bosh, als sie ihm gegenübersaß, an das kalte Betonfundament gelehnt, und in seine toten Augen starrte.
    Staubmilben schwebten im Licht ihrer Lampe. Das einzige Geräusch kam aus den Hörern des MP3-Players, der in Johnnys Brusttasche steckte. Es war Hip-Hop, mehr Worte als Musik. Deswegen hatte sie das Geräusch für ein leises Selbstgespräch gehalten.
    Vielleicht hatte er gar nicht vorgehabt, sich umzubringen. Vielleicht hatte er einfach entfliehen wollen, alles und jeden für ein paar Stunden vergessen. Sie sah keine Drogenutensilien. Auf dem Boden um ihn herum lag nichts.
    In dem Moment bemerkte sie das Handy, das seine Hand umklammert hielt. Hatte er es jemandem gesagt?
    Sie konnte das Telefon leicht an sich nehmen. Die Leichenstarre hatte noch nicht eingesetzt. Im Licht der Taschenlampe suchte sie nach dem Einschaltknopf. Drückte ihn. Nichts. Sie hielt ihn länger gedrückt, aber das Handy ging nicht an. Möglicherweise war der Akku leer. Sie steckte es in die Jeanstasche.
    Maggie wandte sich ab und machte sich auf den Rückweg. Hinauszukommen würde leichter sein als hinein. Weniger Überraschungen. Sie hätte es eilig

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