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Fleisch

Fleisch

Titel: Fleisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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vollständigen Zugang zu den Unterlagen? Ohne Schwärzungen?“
    „Wir werden den Lieferanten gemeinsam aufspüren – wennes wirklich an einem Zulieferer liegt. Die Lebensmittelsicherheit hat größte Priorität.“
    „Als ich das letzte Mal mit dieser Abteilung zu tun hatte, war man sehr zögerlich, einen der langjährigen Lieferanten zu enthüllen, und noch zögerlicher, ihn zu bestrafen.“
    Stille. Bix wischte ein imaginäres Staubkorn von der Tischplatte vor ihm. Wer Bix kannte, wusste, dass diese Bemerkung kein Zufall war. Es war eine indirekte Art, Baldwin zu sagen, dass sie ihm nichts vormachen konnte. Dass er auch noch die kleinsten Unzulänglichkeiten bemerken würde.
    „Ich werde mich nicht nach den Umständen erkundigen, unter denen Sie das letzte Mal mit dieser Abteilung zusammengearbeitet haben“, sagte Baldwin schließlich, „denn ich kann keine Vorgänge rechtfertigen, in die ich nicht involviert war.“
    „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass das USDA manchmal, nicht immer wohlgemerkt …“, er hob seine Hände wie zur Beschwichtigung, „… aber manchmal etwas langsam reagiert. Wie lautet dieser alte Spruch? Die Bundesregierung handelt erst dann, wenn man vor Leichen nichts mehr sehen kann.“ Den letzten Teil hatte Bix in noch etwas breiterem Südstaatenslang gesprochen, vielleicht um sich etwas liebenswerter anzuhören, aber Platt sah, dass Mary Ellen versuchte, ihn mit Blicken zu töten. Baldwin schien indessen unbeeindruckt.
    „Ich versichere Ihnen, Mr Bix, dass das unter meiner Leitung nicht der Fall sein wird. Wenn wir nun für heute am Ende sind – ich habe Mrs Wychulis versprochen, sie nicht den ganzen Abend von ihrem hingebungsvollen Ehemann und ihrem kleinen Baby fernzuhalten.“
    Baldwin erhob sich, und alle anderen taten es ihr nach, außer Platt, der das Gefühl hatte, seine Knie würden dann nachgeben.
    „Du hast ein Baby?“
    „Ja, einen Jungen.“
    „Verzeihung“, unterbrach sie Baldwin. „Sie kennen sich?“
    „Ich war einmal mit Colonel Platt verheiratet“, erklärte Mary Ellen. Und zu Platt sagte sie: „Das Leben geht eben weiter.“
    Und damit marschierte sie gemeinsam mit den anderen in Richtung Tür. Platt folgte ihr langsam. In seinen Ohren rauschte es, und er hörte sein Herz schlagen. Alles lief wie in Zeitlupe ab. Lippen bewegten sich, aber er vernahm keinen Ton. Sie lächelten. Drehten sich nach ihm um. Seine Brust schmerzte. Das Atmen fiel ihm schwer. Leise schnappte er nach Luft.
    „Platt, kommen Sie?“ Julia wartete in der Tür auf ihn. Bix und die beiden anderen Frauen waren bereits im Flur.
    Platt nickte und zwang seine Füße zum Gehen.
    In seinem Hinterkopf flüsterte eine Stimme: „Aber für dich ist das Leben nicht weitergegangen. Du hast nicht mal damit angefangen.“

38. KAPITEL
    North Platte, Nebraska
    Stotters Erzählung war zwar interessant, klang aber zu fantastisch, um wahr zu sein. Maggie hoffte, dass sie von Dawson wertvollere Informationen bekommen würde, und überließ es Donny, sich mit dem unterhaltsamen Wesley Stotter auseinanderzusetzen.
    Auf dem Weg aus der Cafeteria besorgte sie noch ein Stück Schokoladenkuchen für Dawson.
    Sie war froh, dass er wach war – bis sie seine Augen sah.
    „Er ist hier“, flüsterte er anstelle einer Begrüßung. Sein Kopf ruckte hin und her, als erwarte er, dass ihn jeden Moment jemand aus einer der dunklen Ecken des Zimmers anspringen würde.
    „Wovon sprichst du?“
    Sie stellte den Kuchen auf den Nachttisch neben seinem Bett.
    Er schaute ihn nicht an. Blickte an ihr vorbei, über ihre Schulter, und versuchte, durch die offene Tür zu schauen.
    „Ich habe ihn schon drei Mal vorbeigehen sehen.“
    Sie blieb in seinem Blickfeld, bewegte sich hin und her und versuchte zu erreichen, dass er sie ansah. Er hatte Panik, sein Gesicht glänzte vor Schweiß, und er richtete sich auf den Armen auf.
    „Ich weiß, dass er hier drin war. Ich habe ihn gerochen.“
    Sie fragte sich, ob es eine Nebenwirkung der Schmerzmittel war, die er bekam. Vielleicht war es auch eine Nachwirkung des elektrischen Schocks. Soweit sie wusste, konnten Verwirrtheit und unzusammenhängendes Sprechen eine Weile andauern. Ebenso verschwommenes Sehen.
    „Wie roch er denn?“
    „Nach Schlamm aus dem Fluss. Und Vanille. Immer Vanille.“
    Sie schaltete eine Lampe in einer Zimmerecke ein und stellte sich direkt neben sein Bett.
    „Du denkst, dass er dir wehtun möchte?“
    „Er sagte, es würde mir noch leidtun.“

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